Wagner-Nachlass digital Raus aus dem Fafner-Hort

Einband der eigenhändigen Partitur des „Parsifal“ von Richard Wagner. Foto: Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung, Bayreuth

Um über Richard Wagner zu forschen, muss man nicht mehr nach Bayreuth reisen. Jetzt sind viele Dokumente online.

 
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Die Auflösung ist hervorragend. Ob es sich um eine punktierte Note oder um einen Fleck in der Partitur handelt, lässt sich zweifelsfrei erkennen. Das wird die Wagnerforschung weltweit voranbringen. Rechtzeitig zu Richard Wagners 208. Geburtstag, der am Samstag zu feiern war, präsentierte Sven Friedrich, Direktor des Richard Wagner Museums, den bedeutendsten Teilbestand des Nationalarchivs der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth in digitalisierter Form. Rund 12 000 Dokumente aus dem Nachlass Richard und Cosima Wagners sind nun in einer Online-Datenbank verfügbar.

Auch wenn man sich weiterhin über die analogen Kontakte mit Wagner-Forschern freue, sei es nun nicht mehr erforderlich, dass die Leute nach Bayreuth kommen. Denn: „Das Herzstück des Archivs ist online zugänglich“, betonte Friedrich in einer online-Präsentation. Es handle sich um die größte Handschriftensammlung weltweit zu Richard Wagner. Friedrich bezeichnete das Projekt für die internationale Wagnerwelt als „sehr, sehr bedeutend“. Neben 9500 originalen Briefen, von denen knapp 1200 aus der Hand Richard Wagners stammen, zählen auch Wagners handschriftliche Partituren zum Bestand.

250 000 Euro

Nach der Neu-Eröffnung und Erweiterung des Richard-Wagner-Museums im Jahr 2015 habe man mit den Planungen begonnen. Nach der Finanzierungszusage Ende 2017 begann die Digitalisierung. Insgesamt hat das Projekt ein Volumen von 250 000 Euro. Die Digitalisierung wurde maßgeblich ermöglicht durch die finanzielle Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Oberfrankenstiftung und bavarikon, der Online-Plattform des Freistaats Bayern zur Präsentation von Kunst-, Kultur- und Wissensschätzen. Friedrich erläuterte: „Jetzt ist es eben nicht mehr nur Fafners Hort, sondern für jedermann zugängliches Welterbe. Auf diese Weise erfüllen wir nicht nur einen wesentlichen Zweck der Richard-Wagner-Stiftung, sondern vermitteln zugleich auch einen Eindruck von der überragenden kulturhistorischen Bedeutung unserer Sammlung und des Archivs.“

Originalpartitur

Dieses wird nicht nur von Wissenschaftlern genutzt. Immer wieder sind es auch die Dirigenten der Bayreuther Festspiele, die vor den Aufführungen einen Blick in Richard Wagners Originalpartituren werfen. Friedrich verriet, dass sich jüngst auch Oksana Lyniv, die in diesem Sommer die „Holländer“-Premiere auf dem Grünen Hügel dirigieren wird, die handschriftliche Partitur hat zeigen lassen. Allerdings nicht digital, sondern vor Ort im Archiv in Bayreuth.

In der online-Präsentation demonstrierte Friedrich, wie einfach sich die Suche auf der Datenbank gestaltet. Man muss in der Suchfunktion nur den Begriff „Wahnsinn“ eingeben, und schon landet man bei den sogenannten Wahnsinnszetteln des Philosophen Friedrich Nietzsche. Laut Sven Friedrich „Notizen, die von Nietzsches geistigem Endzustand gezeichnet sind.“ Ein Highlight der Sammlung.

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