Vorlesewettbewerb Die Sieger der Sieger

Wer kann am besten lesen? Die Sieger dürfen nun zu den Oberfranken-Finals.

 
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Eigentlich sind sie alle Sieger und haben sich bereits im Vorfeld gegen andere Mitschüler durchgesetzt. Die jeweiligen Gewinner der Bayreuther Realschulen Johannes-Kepler sowie Alexander-von-Humboldt, der staatlichen Realschule aus Ebermannstadt sowie Kulmbach und der Jacob-Ellrod-Schule in Gefrees durften sich nun beim Regionalentscheid noch mal beweisen. Und das taten sie alle, denn die jungen Leser machten es der Jury nicht unbedingt einfach. Jeder und jede Einzelne gab sein beziehungsweise ihr Bestes und offenbarten ihr Können beim Vorlesen.

Nach einer angekündigten Blitzeis-Warnung zeigte sich Schulleiter Christoph Kasseckert am Montagmorgen erfreut darüber, dass alle wohlbehütet die Realschule in Pegnitz erreichten und am Regionalentscheid des Vorlesewettbewerbs teilnehmen konnten. Neun Schülerinnen und Schüler versammelten sich mit ihren Lehrkräften in der Bibliothek und warteten gespannt darauf, dass sie endlich loslegen dürfen. Neun deshalb, weil ein Nachzügler erst die Bibliothek betrat, als Christoph Kasseckert bereits eine Ansprache halten wollte. Der Schüler Laurens Wendt betrat gelassen als Letzter den Raum, und das hatte einen guten Grund. „Der Laurens ist ein Schüler von uns und hat grad noch eine Englisch-Schulaufgabe schreiben müsse, gell?“, begrüßte ihn der Schulleiter. Mit einem lässigen „joa“ bestätigte er die Frage kurzerhand und setzte sich zu seinen Mitstreitern. Das lockerte die Stimmung und sorgte auch bei den etwas angespannten Akteuren für ein Grinsen.

„Hier sitzen nur Champions“

„Ein Highlight jagt das andere. Gestern Weltmeisterschaftsfinale ein nicht minder großes Finale“, sagte Kasseckert anschließend einleitend. „Gestern wurde ein Sieger ermittelt. Heute haben wir ja schon viele Sieger vor uns sitzen. Denn ihr habt euch an euren jeweiligen Schulen ja bereits durchgesetzt.“ Nun gehe es darum, wer sich für das Oberfranken-Finale qualifiziert.

Wer das sei, das entschied letztendlich eine Jury bestehend aus Antje Haugg (Autorin aus Bayreuth), Herbert Lauterbach (ehemaliger geschäftsleitender Beamter im Pegnitzer Rathaus und stellvertretender Vorsitzender im Elternbeirat) sowie Martin Burger (Redakteur beim Nordbayerischen Kurier). Dabei benoteten die Unparteiischen die Sicherheit beim Lesen, die Betonung der einzelnen Wörter, die Artikulation – also Lautstärke und deutliche Aussprache sowie das Lesetempo und ob Pausen eingehalten werden. Auf einer Skala von einem Punkt (große Schwächen) bis fünf Punkte (hervorragend) wurde jede einzelne Kategorie bewertet.

Zwei Texte wurden geprüft. Ein den Lesern bekannter und ein unbekannter. Grob vier Minuten wurde ihnen dafür Zeit gelassen, dann ertönte ein Gong und sie mussten den Satz zu Ende lesen. Per Losverfahren wurden die Namen gezogen. Den Anfang machte Alexa Ender aus Bayreuth, die aus dem Buch „Der geheime Kontinent“ vorlas. Zunächst wurde das Buch zusammengefasst, bevor ein selbst gewähltes Kapitel vorgetragen wurde. Gespannt lauschten alle den Geschichten. Vor allem die Jury hatte ein Ohr für die Textpassagen. Im Anschluss folgte Benjamin Böhm aus Gefrees, der sich das Buch „Anton und die Zeit“ aussuchte. Zielstrebig und ohne einen Anflug von Lampenfieber setzte sich ein Kind nach dem anderen auf die Bühne. Dann hieß es: Durchatmen. Nachdem alle zehn aus ihren Büchern vorgelesen hatten, ging es in den Pausenraum, um neue Energie zu tanken.

Im zweiten Teil wurde es noch spannender. Denn nun mussten alle aus dem gleichen Buch vorlesen. Eines, welches die Lehrerin und Organisatorin Silke Kellner selbst ausgesucht hat: „Das Hotel der Wünsche“ von Sean Easley. Ganz schön herausfordernd, waren sich alle Jury-Mitglieder im Nachgang einig. Der Autor nimmt seine jungen Leser in dieser Geschichte mit auf eine fantasievolle Reise, an der Wunder hinter jeder Ecke warten. Beim Lesen des ihnen unbekannten Buchs überraschten einige, in dem sie das Buch ohne Probleme vorlasen, als würden sie es bereits kennen. Grobe Schnitzer machte niemand. Umso schwerer fiel es der Jury im Nachgang, einen Sieger zu ermitteln. Die Punkte wurden zusammengezählt. Es wurde diskutiert und abermals über die Punkte gesprochen. Einige Schüler erhielten sogar mehr Punkte beim Lesen des unbekannten Buchs, als beim Vorlesen des ihnen bekannten Buchs. Auch die Punktevergabe der Jury-Mitglieder fiel teils überraschend unterschiedlich aus. Nichtsdestotrotz musste es einen Sieger, einen zweiten sowie dritten Platz geben. Lotte Wachter stach bei der Punktevergabe heraus und sicherte sich und der Johannes-Kepler-Realschule den ersten Platz. Den zweiten erreichte Anna Kral aus Ebermannstadt. Den dritten Platz machte Franziska Krieg aus Pegnitz.

Eines war den Jury-Mitgliedern ganz wichtig. Alle haben hervorragend gelesen und nur, weil man jetzt nicht einen der vorderen Plätze erreicht habe, müsse man nicht den Kopf hängen lassen oder enttäuscht nach Hause fahren. „Nach einem Fußballspiel ist es ja relativ leicht. Man zählt die Tore und weiß, wer der Sieger ist. Bei euch war es nicht ganz so einfach“, bestätigte Kasseckert. „Ihr habt auf hohem Niveau gelesen. Hier sitzen nur Champions.“

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