Vor Tarifverhandlungen Gewerkschaft fordert mehr Geld für Kulmbacher Bäcker

red
  Foto: /Melitta Burger

Mindestens 200 Euro will die NGG im Monat zusätzlich für alle Beschäftigten in der Branche. Von Montag an stehen Verhandlungen mit der Bayerischen Bäckerinnung an.

 
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Sie stehen früh auf, damit Brot und Brezen morgens frisch in der Verkaufstheke liegen: Jetzt sollen die rund 300 Bäckerei-Beschäftigten im Landkreis Kulmbach mehr Geld bekommen. Das fordert zumindest die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Konkret will sie, dass die Löhne im bayerischen Bäckerhandwerk um 7,5 Prozent steigen – mindestens jedoch um 200 Euro pro Monat. „Gerade im Verkauf ist die Bezahlung deutlich zu niedrig. Die hohe Inflation trifft die Beschäftigten mit voller Wucht“, betont Michael Grundl, Geschäftsführer der NGG-Region Oberfranken. Die Löhne der Fachverkäuferin und des Bäckers müssten deshalb angeglichen werden, verlangt die NGG. Beide hätten eine dreijährige Ausbildung hinter sich und eine ähnlich hohe Arbeitsbelastung.

Hintergrund der Forderung sind anstehende Tarifverhandlungen zwischen der NGG und dem Landes-Innungsverband für das bayerische Bäckerhandwerk. Diese starten am 17. Oktober in München. Mit Blick auf steigende Energie- und Rohstoffpreise zeigt die Gewerkschaft zwar Verständnis für die schwierige Lage mancher Betriebe. Das Personal fair zu bezahlen, sei für die Zukunft der Branche jedoch unerlässlich. Käme es zu dem Lohn-Plus, das die Gewerkschaft fordert, würde eine Bäckereifachverkäuferin laut Angaben der NGG künftig 14,82 Euro pro Stunde verdienen. Aktuell sind es 13,67 Euro. Gelernte Bäcker oder Konditorinnen kämen laut NGG auf einen Stundenlohn von 16,60 Euro.

„Dass die Einkommen in Bäckereien kräftig steigen, ist wichtig, damit die Beschäftigten die explodierenden Lebenshaltungskosten überhaupt stemmen können“, so Grundl. Zugleich sei eine bessere Bezahlung ein „Zeichen der Wertschätzung“ für Traditionsberufe, auf die niemand verzichten wolle. „Wer im Bäckerhandwerk arbeitet, macht einen wichtigen, aber auch anstrengenden Job. Der muss attraktiver werden, wenn die Branche künftig noch die Fachleute finden und halten will, die sie dringend braucht. Nachwuchssorgen plagen die Bäckermeister schon seit Jahren.“

Nach Grundls Beobachtung ist der Fachkräftemangel mittlerweile in nahezu allen 20 Bäckereien, die es laut Arbeitsagentur im Kreis Kulmbach gibt, zu einem handfesten Problem geworden. „Für manchen Ausbildungsplatz gibt es keine einzige Bewerbung. Die Folgen sind dramatisch. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sank die Zahl der Abschlussprüfungen in Bayerns Bäckerhandwerk zwischen 2010 und 2019 um mehr als 60 Prozent“, macht Grundl deutlich.

Und auch bewährte Kräfte verließen die Branche. So wechsele das Verkaufspersonal immer häufiger in den Lebensmitteleinzelhandel. Denn an der Kasse im Discounter werde teils mehr gezahlt als an der Bäckertheke. Ohne ausreichendes Personal in den Handwerksbetrieben bleibe den Menschen bald nur noch der Griff zur aufgebackenen Massenware aus dem Supermarkt.

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