Vor allem an den Grund- und Mittelschulen fehlen zum aktuellen Zeitpunkt Lehrer - Förderlehrer im Schnitt 60 Jahre alt Lehrer - verzweifelt gesucht

Von
Lehrerkollegien sind überaltert und an einigen Grund- und Mittelschulen in Bayreuth und der Region fehlen zum aktuellen Zeitpunkt für das nächste Schuljahr vor allem Klassenleitungen. Foto: Archiv/Hendrik Schmidt, dpa Foto: red

Im kommenden Schuljahr wird es eng an den Grund- und Mittelschulen, was die Lehrerversorgung angeht. Zumindest nach dem jetzigen Stand. Zwar haben Lehrer, die zum Februar kommenden Jahres in Ruhestand gehen möchten, keine Sperre bekommen. Aber: Es fehlen vor allem Klassenlehrer. Insgesamt mehr als 30. Und: Die Lehrerkollegien sind vergleichsweise alt. Das Kultusministerium will nachsteuern.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bayernweit gibt es das Problem, dass Lehrer, die einen Antrag gestellt haben, zum Februar 2018 aus Altersgründen in den Ruhestand gehen zu können, „das Schuljahr gar vollmachen müssen“, wie es der Schulamtsdirektor Günter Roß am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung formuliert. „Das Phänomen gibt es bei uns zum Glück nicht. Erst am Dienstag hatten wir den Fall, dass ein Kollege im Februar aufhören wollte. Die Regierung hat das genehmigt.“ Allerdings drückt Roß und viele Schulleiter in der Stadt und der Region ein ganz anderes Problem: „Es sind für das kommende Jahr noch viele Klassleitungen unbesetzt“, sagt Roß.

Klassleiter können nicht vom Stammpersoal abgedeckt werden

In der Stadt fehlen nach den aktuellen Berechnungen des Staatlichen Schulamts acht Klassleitungen, „in der Region sind es 24 an den Grund- und Mittelschulen“, sagt Roß. In den Grund- und Mittelschulen wird nach dem Klassleiterprinzip gearbeitet. Klassleiter ist der Lehrer, der die meisten Fächer abzudecken hat, „und da haben wir aus dem Stammpersonal heraus zu wenige Lehrer“. Wie Roß zusammenrechnet, gibt es in der Stadt 176 Grund- und Mittelschullehrer, 26 Fachlehrer und 18 Förderlehrer. In der Region sind es 311 Grund- und Mittelschullehrer, 58 Fach- und 32 Förderlehrer.

Schülerzahlen in Bayreuth steigen

Was Bayreuth - neben Forchheim und Bamberg, wie Ludwig Unger, Sprecher des Kultusministeriums, ergänzt - von anderen Städten und Kreisen in Oberfranken unterscheidet: „Wir haben leicht steigende Schülerzahlen“, sagt Roß. Und ein Problem: „Wir haben relativ alte Kollegien. Mit einem Altersschnitt, über den wir nach der letzten Erhebung erschrocken waren.“ Im Grund- und Mittelschulbereich liege der Altersschnitt bei über 50 Jahren, im Förderschulbereich sogar bei über 60. „Die geburtenstarken Jahrgänge der Lehrer zwischen 1953 und 1955 gehen in nächster Zeit in Ruhestand - und die meisten der jungen Lehrer werden nach Oberbayern versetzt. Nur die Prüfungsbesten dürfen bleiben.“ Es wäre, sagt Roß, „von großem Vorteil, wenn diejenigen jungen Kollegen, die in den dritten Klassen ihre Prüfung machen, auch noch die vierte Klasse unterrichten könnten. Dann wäre auch Kontinuität drin“.

41 Lehrer mit Zeitverträgen

Zusätzlich zur in der Stadt 15 und im Land 29 Lehrer starken mobilen Reserve gebe es 41 Lehrer, die mit Zeitverträgen ausgestattet sind. Zehn von ihnen sind eigentlich Realschul- oder Gymnasiallehrer, die die Qualifizierung zum Mittelschullehrer durchlaufen. „Von den 41 Zeitverträglern wären einige bereit, Klassleiter zu machen. Dafür haben wir aber noch kein grünes Licht vom Kultusministerium bekommen.“

Kultusministerium: Oberfranken wird nicht benachteiligt

Besänftigende Botschaft kommt aus dem Kultusministerium. Auf Nachfrage sagt Ministeriumssprecher Ludwig Unger: „Das Schulamt kann noch gar keine Zuweisungen für das nächste Schuljahr haben. Die kommt immer erst im Juli. Und: Nein, Oberfranken wird dabei nicht benachteiligt.“ Eher sogar leicht bevorzugt, weil „es, um kleine Grundschulen zu erhalten, einen Aufschlag bei den Lehrerwochenstunden gibt“. Dass die Lehrerkollegien überaltert seien, müsse man „differenziert sehen“, sagt Unger: „Man kann ja nicht, weil die Schülerzahlen sinken, Lehrer versetzen, die gerne dort bleiben möchten. Auf deren Erfahrung möchte man ja auch nicht verzichten.“ In Regionen, die durch Zuzug starken Schülerzuwachs hätten - wie etwa die Ballungsräume München oder Nürnberg -, gebe es deshalb mehr junge Lehrer, weil sie entsprechende Zuweisung bekämen. Das senke eben den Altersschnitt.

Jede Klasse bekommt ihren Lehrer

Umgesetzt werde allerdings jetzt eine Forderung, die unter anderem aus den Reihen der Landtags-Grünen kam: „Sinnvoll wäre es, die Jungen ran zu lassen, statt die Alten nicht raus zu lassen“, wird Thomas Gehring, der bildungspolitische Sprecher der Grünen in einer Mitteilung zitiert. Und meint damit, „attraktive Angebote für die vielen Jung-Lehrkräfte auf den Wartelisten von Realschulen und Gymnasien“ zu machen. Das, sagt Unger, werde verstärkt kommen: „Die Qualifizierung wird neben der Mittelschule jetzt auch auf die Grundschule ausgeweitet. Wer die zweijährige Qualifizierungsphase durchläuft, bekommt in Aussicht, als Beamter angestellt zu werden.“ Im kommenden Schuljahr sei sichergestellt: „Es wird in jeder Klasse ein Lehrer stehen.“

Autor

Bilder