Vollsperrung ab der Ortseinfahrt: Stadtwerke denken noch über Anruf-Linientaxi nach - Seulbitzer warten ab Seulbitz: Ab Dienstag wird gebaut

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Ab Dienstag geht nichts mehr: Von der Einfahrt zum alten Seulbitzer Ortskern ab wird gebaut. Der marode Kanal kommt raus, die kaputte Seulbitzer Straße wird neu aufgebaut. Die Umleitung für die Autofahrer ist lang. Und für die, die auf den Bus angewiesen sind, bedeutet die Baustelle, die bis September unter Vollsperrung laufen wird, aktuell: Auch sie müssen weite Wege in Kauf nehmen. Bis zu drei Mal so weit wie bislang.

 
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Die Seulbitzerin Helga Seuss hat ihrem Ärger schon in einem Leserbrief Luft gemacht. Seulbitz fühle sich nicht wie der Bayreuther Stadtrand an, sondern eher wie das Ende der Welt. Man denke nicht an die älteren Anwohner. Und: Die Stadtwerke machten sich nicht einmal Gedanken darüber, wie man das Problem lösen könnte. In die gleiche Richtung geht eine Anfrage der Stadträtin Christa Müller-Feuerstein. Mit der Baustelle gehe nicht nur "eine erhebliche Beeinträchtigung" des Individualverkehrs, sondern vor allem des öffentlichen Nahverkehrs einher, schreibt die fraktionslose Stadträtin an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Sie will deshalb unter anderem wissen, ob ein Ersatzverkehr oder der Einsatz von Anruf-Linientaxis geplant sei.

Weg wird bis zu drei Mal so weit

Werner Schreiner, der Leiter der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke, sagt auf Anfrage unserer Zeitung, dass man sich der Probleme, die durch die Baustelle auch und gerade für die Busnutzer entstehen, durchaus bewusst sei. "Im ungünstigsten Fall haben die Fahrgäste rund 1500 Meter Fußweg bis zur Bushaltestelle am Breiten Rain. Das bedeutet: drei Mal so weit wie bislang." Dass dieser Weg gerade "für ältere Menschen beschwerlich ist", müsse nicht diskutiert werden, sagt Schreiner.

Anruf-Linientaxi? Kommt vielleicht. Oder auch nicht

Man habe allerdings noch nicht abschließend entschieden, ob man ein Anruf-Linientaxi einsetzen könne. Die Entscheidung, sagt Schreiner, soll bis Mittwoch fallen. Der Grund dafür: Die Frequenz auf der einen Seite, die Kosten auf der anderen. Monika Gut, die Verkehrsplanerin der Stadtwerke, nennt als Referenzwert: "An den Haltestellen Seulbitz-Alm und Seulbitz-Mitte steigen fünf bis sechs Schulkinder morgens ein. Am Breiten Rain sind es 40 bis 60, je nach Tag. Und das zieht sich durch den ganzen Tag so." Es sei "selten, dass in Seulbitz-Mitte und an der Alm" - die beiden Haltestellen fallen bis September weg - "mal niemand ein- oder aussteigt. Mehr als zwei sind aber auch selten", sagt Gut. Als Seulbitz wegen des Straßenneubaus in Eremitenhof "einige Zeit komplett vom Stadtverkehr abgehängt war", wie Schreiner sagt, hatte man einen Pendelverkehr über Neunkirchen zur Endhaltestelle des Stadtverkehrs in Aichig eingerichtet: "Das wurde ganz schlecht genutzt." Deshalb wolle man das auch nicht mehr anbieten.

15 Euro für zehn Kilometer

Ein Anruf-Linientaxi wäre wegen der langen Strecke, die ebenfalls über Neunkirchen bis zur Zentralen Omnibus-Haltestelle (ZOH) führen würde, teuer: Für die rund zehn Kilometer müssten die Stadtwerke rund 15 Euro zahlen. Pro Fahrt. Würde man den Takt von 30 Minuten auf eine Stunde halbieren und davon würde nur jede zweite Fahrt gebucht, rechne man "mit Kosten von rund 26.000 Euro" für das halbe Jahr Baustellenzeit, sagt Gut. Ob man das Angebot machen könne, werde gerade intern abgestimmt, sagt Schreiner.     

Tiefbauamt baut Nothaltestelle für die Stadtwerke nahe am Ortskern

Norbert Hübner, der Leiter des Tiefbauamts der Stadt, sagt, man habe den Stadtwerken eine Wendeplatte samt Nothaltestelle so nah wie möglich vor Beginn der Vollsperrung gebaut, sonst wäre der Weg sogar noch weiter gewesen. "Das lief alles in Abstimmung mit den Stadtwerken", sagt Hübner. Bis Montag sei die Baustelle eingerichtet worden. Ab Dienstag werde die Seulbitzer Straße gesperrt. Das sei nicht nur lange geplant, sondern auch unausweichlich: "Der Kanal liegt mitten in der Straße. Wir haben keine Möglichkeit, wegen der geringen Gesamtbreite begleitend eine Durchfahrt zu machen." Der Kanal liege zudem an der Ortseinfahrt sieben Meter tief. Das Rohr, das eingebaut werden müsse, habe einen Außendurchmesser von 1,40 Metern. "Mit Arbeitsraum kommen wir da auf 2,50 Meter Breite." Hübner sagt, er sehe durchaus, "dass man in Bayreuth momentan länger von A nach B braucht und dass die Verkehrsinfrastruktur momentan ausgereizt ist. Aber wir versuchen, so schnell wie möglich durch zu sein mit den Maßnahmen. Die Zeiten, die wir vorgeben, sind extrem knapp."

Keine Hilfe für schnelleren Antrag

Der Landwirt Willi Lenz, der unter anderem die Gastwirtschaft in der Seulbitzer Ortsmitte betreibt, setzt auf die Devise: "Abwarten." Man müsse sehen, welche Auswirkungen die Baustelle auf die Betriebe in Seulbitz habe. "Für die Bauernmetzgerei werden wir vielleicht einen Verkaufswagen an der Therme aufstellen, wenn die Kunden ausbleiben. Der Bauantrag, den man dafür braucht, hat aber fünf Wochen gedauert. Das musste alles seinen normalen Gang gehen. Obwohl hier die Straße aufgegraben wird, ist man uns da nicht entgegen gekommen. Gut, dass ich mich früh genug gekümmert habe."

Autobahn: Alles musste schneller gehen

Auf der aktuell größten Straßenbaustelle im Bayreuther Stadtgebiet, der A9 zwischen der Anschlussstelle Bayreuth-Nord und dem Fuß des Sophienbergs, musste alles schneller gehen als geplant: "Wir haben kalte Füße bekommen wegen des Wetters", sagt Projektleiter Hermann Lorenz von der Bayreuther Dienststelle der Autobahndirektion Nordbayern am Montag auf Anfrage unserer Zeitung. Wie berichtet, wird der offenporige Asphalt (OPA), der Flüsterasphalt, zwischen Nord und Süd ausgetauscht. Der Asphalt hat nach rund elf Jahren seine Altersgrenze erreicht. Der Austausch kostet rund zehn Millionen Euro.

Stau bis zu sieben Kilometer Länge

Ursprünglich sollte am Montag nach der ersten Welle des Pendlerverkehrs damit begonnen werden, den Verkehr auf der Fahrbahn Richtung Süden, die den kompletten Verkehr in beiden Fahrtrichtungen aufnehmen wird, auf die beiden rechten Fahrspuren zu drücken. Das wurde auf Freitag und Samstag vergangener Woche vorgezogen, "weil wir wegen der Witterung Sorge hatten, dass wir keine Markierungen aufbringen können", sagt Lorenz. Weil am Montag nur noch zwei Spuren in Richtung Süden zur Verfügung standen, gab es im Berufsverkehr Staus bis zu sieben Kilometer Länge. "Es gab aber außer Rückstau keine nennenswerten Probleme", sagt Jürgen Stadter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken auf Nachfrage.

Die Angst vor Schnee

Ab Montagnacht wird die Mittelschutzwand, die die Fahrspuren voneinander trennen wird, aufgebaut. Planmäßig sollen die Arbeiten am Donnerstag abgeschlossen sein. "Wenn alles gut geht, wollen wir den Verkehr am Freitagfrüh umlegen auf die Spur Richtung Süden", wie Lorenz sagt. "Wenn allerdings Schnee kommen sollten, hätten wir echt ein Problem. Uns hängt die Zeit im Nacken." 

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