Vision vom gemeinsamen Bauhof

Von Andreas Gewinner und Gisela Kuhbandner
Der neue Mitarbeiter im Bauhof von Fichtelberg hat vier Räder und kann fast alles, wenn die entsprechenden Geräte anmontiert sind. Und er könnte der Beginn einer interkommunalen Zusammenarbeit von Bauhöfen werden. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sebastian Foitzik hat eine Vision: Städte und Gemeinden kooperieren und kaufen sich gemeinsam Gerät für ihre Bauhöfe. Dabei lebt Foitzik eigentlich davon, möglichst viele Geräte an möglichst viele Bauhöfe zu verkaufen.

 
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Ortstermin für Foitzik auf dem Bauhof Fichtelberg. Foitzik, der für das Fleckler Unternehmen Uni-Voit arbeitet, hat der Gemeinde ein Gerät im Wert von rund 200 000 Euro vermietet, nun wird es übergeben.

Schneeräumen, -fräsen, Streuen, Mähen, Säen, Kehren, Saugen und noch viel mehr kann das neue Mulitfunktionsgerät, das die Gemeinde pünktlich mit dem ersten Schnee erhalten hat: „Multihog“, ein irisches Fabrikat („Hog“: Eber). Zuvor hatten die Bauhofmitarbeiter um Martin Reichenberger Gelegenheit, das Gerät längere Zeit in der Praxis zu testen.

Ein Gerät ersetzt drei

Das neue Gefährt ist kleiner als ein Kommunaltraktor oder ein Unimog, aber es soll genau diese Geräte im Bauhof ersetzen. Und einen kleineren Mähtraktor obendrein. Bürgermeister Georg Ritter nennt ein Beispiel: Bislang brauchte man für die Pflege des Schulsportplatzes einen Dreiviertel Tag, mit der neuen „Mäh-Saug-Kombination“ nur noch ein paar Stunden. Ritter sagte, dass das neue Gerät die Effizienz des Bauhofs steigere und wesentlich wirtschaftlicher sei als ein Großfahrzeug, das die meiste Zeit stehe. Oder oft nur für einfache Fahrten genommen wurde, für die es eigentlich überdimensioniert ist. Ritter: „Ich sage es mal so: Früher sind wir oft mit dem Sattelzug zum Zeitungholen gefahren.“

Der 200 000 Euro teure Multihog wird auf sieben Jahre geleast. Dann kann die Gemeinde entscheiden, ob sie das Gerät zum Restwert kauft oder zurückgibt.

Überzeugt ist Ritter, dass die Anschaffung auch die interkommunale Zusammenarbeit ein Stück weit verbessere, da die Anbaugeräte samt Arbeitstrupp mit anderen Kommunen ausgetauscht werden können. Zudem hat die wenige Kilometer entfernte Firma Uni-Voit einen Mietpark zum Ausleihen weiterer Geräte.

Andere sind schon weiter

Doch Sebastian Foitzik verkauft Gerät nicht nur im Fichtelgebirge, sondern auch im Süden Bayerns. Und dabei ist ihm aufgefallen, dass es in der Oberpfalz, aber auch in Niederbayern viel häufiger Kooperationen von Bauhöfen gibt. Bei denen man sich untereinander abspricht, wer welche Anbaugeräte anschafft, so dass sich nicht jeder alles anschaffen muss. Wobei dann oft Gerät dabei ist, das selten gebraucht wird und die meiste Zeit ungenutzt im Bauhof liegt. Eine Idee, auf die Bauern schon vor fast einem halben Jahrhundert gekommen sind und die seither in Form von Maschinen- und Betriebshilfsringen umgesetzt wird.

Eine solche Kooperation gibt es im Regensburger Land: Die „AG Vorderer Bayerischer Wald“ startete vor zehn Jahren als Kooperation in der Tourismuswerbung. Dazu gehört Brennberg im Landkreis Regensburg, knapp 2000 Einwohner. Bürgermeisterin Irmgard Sauerer (FWG) ist Herrin über 62 Ortsteile und 70 Kilometer Straßennetz. Über eine ILE wurde die touristische Kooperation auch auf die Verwaltungen (zum Beispiel ein Standesamt für vier Gemeinden) und die Bauhöfe ausgeweitet. Ein gemeinsames Asphaltthermofass gibt es schon, angedacht ist ein Unkrautvernichter. Bei Kosten zwischen 50.000 und 80.000 Euro „kann das eine Gemeinde allein nicht anschaffen, aber vier gemeinsam schon“, erläutert die Bürgermeisterin die Philosophie.

„Im fränkischen Raum wird bisher nicht daran gedacht“, sagt Foitzik und versteht nicht recht, warum. Ein Anfang ist nun möglicherweise gemacht. Denn der Bauhof der Stadt Gefrees hat den gleichen Multihog wie Fichtelberg. Erste Gespräche zwischen den Bauhofleitern haben schon stattgefunden.

Doch wenn nun weniger Gemeinden Anbaugeräte kaufen, sondern sie sich beim Nachbarn ausleihen, schadet das nicht dem Geschäft? Nein, glaubt Foitzik: „Die Kommunen in der Region haben alle kein Geld und kaufen sich dann oft gar nichts. Und da ist es besser, wenn sich einzelne Kommunen was kaufen, das dann andere auch nutzen und das damit besser ausgelastet ist.“

Eine Alternative für eine Kommune wäre, Arbeiten an einen Dienstleister zu vergeben anstatt den eigenen Bauhof. Uni-Voit bietet auch Dienstleistungen an, die in einer Gemeinde anfallen und will dies auch weiter tun. Aber die Strategie des Unternehmen, so Foitzik, sei es, eher den Verkauf als das Dienstleistungsgeschäft zu forcieren.

Eine Kooperation gibt es schon

Beim Fichtelberger Bürgermeister ist Foitzik eigenen Worten zufolge offene Türen eingerannt. Denn die Gemeinde hat seit knapp acht Jahren eine Kooperation mit Marktredwitz. Der damalige Bürgermeister Castro Riemenschneider hatte sie eingefädelt. Was erst mal nicht naheliegend war, gab es doch damals die touristische Kooperation der vier Ochsenkopfgemeinden bereits. Aber die Zusammenarbeit mit Marktredwitz läuft heute noch, so Ritter, und nennt Beispiele: Fichtelberg bekommt aus Marktredwitz Absperrmaterial, Bauzäune oder Verkehrszeichen. Und Marktredwitz half bei Engpässen aus mit Winterdienstpersonal und im Einwohnermeldeamt.

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