Verdienstmedaille für den blinden Helfer

Von
Manfred Korn ist blind. Er engagiert sich im Behindertenbeirat der Stadt und hat unter anderem dafür gesorgt, dass das Gartenschau-Gelände für Menschen mit Sehbehinderung erlebbar wird. Am Montagnachmittag ist er mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet worden. Foto: Archiv/Eric Waha Foto: red

Das Schicksal hat ihm hart mitgespielt. Doch unterbringen lässt sich Manfred Korn nicht. Der 51-Jährige, der in der Telefonzentrale der Stadt Bayreuth arbeitet, ist seit 19 Jahren blind. Und er setzt sich mit unermüdlichem Engagement dafür ein, dass sich Blinde und sehbehinderte Menschen eigenständig in Bayreuth bewegen können. Ein Einsatz, für den Korn jetzt mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet wurde.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

"Aweng aufgeregt" sei er, sagt Manfred Korn. "Vor allem, ob ich die richtigen Worte finde." Allerdings ist das für Korn eigentlich kein Problem. Denn Korn hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, nennt sich selbst "jung, schüchtern, ich sprech ja sonst kaum ein Wort". Wobei er gleich nachschiebt: "Als Telefonist findet man ja meistens den richtigen Satz, um den Leuten was zu erklären."

Engagement im Ehrenamt

Genau das tut Korn nicht nur im Job - seit 1. Mai 1997 arbeitet Korn, der vorher am Bau seinen Mann stand, bei der Stadt -, sondern auch und gerade in seiner Freizeit. Im Ehrenamt. Korn ist unter anderem der Verkehrsbeauftragte des Blindenbunds. In der Funktion sorgt er in ganz Oberfranken dafür, dass Blinde und sehbehinderte Menschen ein selbstbestimmteres Leben führen, sich im Idealfall fortbewegen können, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Korn wird als Berater beigezogen, erstellt Gutachten, unterstützt Bauherren und die Behörden bei der Umsetzung blindengerechter Lösungen. "Mein Vorteil: Ich war auf dem Bau, ich kenne mich mit der Materie aus. Ich weiß, was man machen kann. Für die Leute, damit es für sie besser ist", sagt Korn im Gespräch mit unserer Zeitung. "Man sucht sich schließlich nicht aus, was einem passiert."

"Es kann doch jeden treffen"

Was so viel heißt wie: "Es kann doch jeden treffen", jederzeit. So wie Korn selbst: Seit 47 Jahren ist er Diabetiker, seit einem ersten Schlaganfall im Jahr 1999 ist er blind. Zwei Transplantationen hat er hinter sich, einen zweiten Schlaganfall, Amputationen am Fuß. Aber: Er kennt nur eine Richtung - vorwärts. "Selbst im Krankenhaus habe ich noch rumtelefoniert, dass es vorwärts geht - aber genau das mache ich gern, weil es den Menschen doch auch hilft", sagt Korn. Als seinen größten Erfolg bezeichnet er, dass Bayreuth inzwischen ein Netz an behindertenfreundlich gestalteten Wegen mit einem Leitsystem und Taststreifen hat. "Wir haben ein System mit Blindenampeln an den richtigen Stellen, die es blinden und sehbehinderten Menschen möglich machen, ohne fremde Hilfe und ohne Busse nutzen zu müssen, sich die Stadt zu Fuß zu erschließen", sagt Korn. Speziell Norbert Hübner, der Leiter des Tiefbauamts, und Andreas Witschel hätten hier ein offenes Ohr für die Belange der Sehbehinderten in der Stadt, sagt Korn.

"Menschen helfen Menschen", ganz einfach

Was Korn wichtig ist: Er will sein Engagement nicht unter der Überschrift Integration oder Inklusion versteckt wissen. Er setzt dort an, wo man aus seiner Überzeugung eher ansetzen sollte: "Menschen helfen Menschen. Man muss das einfach ausdrücken. So wie am Telefon auch. Dann verstehen es die Leute nämlich auch." Er freue sich, dass er die Auszeichnung bekomme. "Dass ich mal ausgezeichnet werde, hätte ich nie gedacht. Aber ich nehme die Auszeichnung gerne an. Ich finde das klasse, das macht mich stolz." Was ihn ebenfalls freut: "Meine Mutter Rosina und mein Bruder Arnulf begleiten mich, selbst mein Plankenfelser Bürgermeister kommt mit."

Humor und Energie statt Selbstmitleid

Korn habe, sagt Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe bei der Verleihung der Verdienstmedaille, mit seinem Einsatz "unsere Stadt, das Leben in unserer Stadt, ein gutes Stück lebenswerter gemacht". Mit Energie und Humor setze Korn, der "ein Stück Bayreuth" verkörpere, sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderung ihr Anspruch auf "Teilhabe, auf Akzeptanz und Respekt" entgegengebracht werde. Der gelernte Installateur Korn, der am Samstag seinen 51. Geburtstag feierte, zeige, "dass nicht Verbitterung. sondern Lebensmut und Humor stärker sind als erlittene Krankheiten und damit verbundene Behinderungen". Entsprechend gehe Korn auch mit seinen eigenen Behinderungen um: Zu seinen Lieblingssätzen gehörten schließlich "Wir sehen uns" oder "du kannst mit blind vertrauen", sagt Merk-Erbe.

Experte, geschätzt in ganz Oberfranken

Nicht nur dadurch, dass Korn das Blindenleitsystem in der Fußgängerzone und die Umrüstung der Ampeln vorangetrieben und sich für Barrierefreiheit auf dem Landesgartenschau-Gelände und am Klinikum eingesetzt habe, sei Korn zum geschätzten Experten in ganz Oberfranken geworden, sagt Merk-Erbe. "Für die Verkehrsgestaltung wie auch bei Bauvorhaben, nur als Beispiel sei das Richard-Wagner-Museum genannt, hat Manfred Korn in enger Kooperation mit dem Behindertenbeirat und der Behindertenbeauftragten der Stadt Bayreuth wichtige Hinweise gegeben."

Autor

Bilder