Unumstritten umstritten Kann Jürgen Köferl Bürgermeister?

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"Der Castro verarscht uns!" Jürgen Köfler, CSU-Ortsvorsitzender, wettert gern gegen Fichtelbergs Bürgermeister. Aber ob er selbst antreten will, sagt er nicht. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Er ist laut, mutig und die pure Opposition: Der Fichtelbergs CSU-Vorsitzender Köferl will aber noch nicht sagen, ob er als Bürgermeisterkandidat antritt.

 
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Und der CSU-Kandidat ist: Jürgen Köferl. „Nein." Also ist hier der Artikel zuende. Aber man hört doch, dass er gern Bürgermeister von Fichtelberg wäre. „Noch kein Mensch hat den Hut geworfen", sagt der 51-jährige Chef des Fichtelberger Ortsvereins. Die CSU habe drüber noch nicht gesprochen. „Wir werden ganz langsam und gemütlich anfangen, daran zu arbeiten", sagt Köferl. Man habe Zeit. Und man habe vier bis fünf Leute in den eigenen Reihen.

Noch genügend Zeit

Die Wahlen zum Gemeinderat finden März 2014 statt. Zeit bleibt also genug. Erst im Dezember werde die Partei einen Namen nennen, sagt Köferl. Hier wäre der Artikel schon wieder zu Ende. Aber Köferl ist, gelinde gesagt, umstritten im Ort. Und auch in der eigenen Partei. „Er ist die Sau, die durchs Dorf getrieben wurde die letzten Jahre", sagt ein CSU-Mitglied. Köferl ist der Mann fürs Grobe, der im Gemeinderat laut wird und dessen Auftreten mit „hemdsärmelig" zu beschreiben deutlich untertrieben wäre. Dem amtierenden Rathauschef Lüge, Betrug oder Totengräberei vorzuwerfen, das ist Köferls Job. Seit die Partei ihren „Kuschelkurs" aufgegeben hat, sagt Gemeinderat Siggi Langer (50), und auf „Konfrontation" mit José-Ricardo Castro Riemenschneider (66, CSF) umgeschwenkt ist. Aber auch Langer ist bemüht zu sagen: Die CSU hat noch nicht gesprochen, wer für sie in den Wahlkampf ziehen solle.

Dabei hat sich Köferl jüngst im Amt des Ortsvorsitzenden bestätigen lassen – und damit wäre er einer der ersten, die infrage kämen. „Der Ortsvorsitzende ist ein potenzieller Kandidat", sagt Köferl und sagt auch, es werde „mit Sicherheit jemand nominiert, der für Fichtelberg gut sein wird". Tritt er an, wäre es seine zweite Kandidatur. „Uns gehört die Zukunft." Vor allem, wenn er sich „anschaue, welche Leute von der Altersstruktur im Gemeinderat sitzen". Die CSU dagegen sei die „jüngste Fraktion". Sie ist aber auch eine zerstrittene Partei – gerade wenn es um die Köferl-Frage geht. Manche, auch in den eigenen Reihen, nennen ihn schlicht „nicht wählbar". Aber als „Königsmörder" möchte niemand auftreten. Köferl selbst sieht keinen Riss durch die Partei. Aber es ist längst nicht alles so glatt, wie er es gerne hätte. Vor Wochen hatten er und Karl-Heinz Glaser, die graue Eminenz der CSU und der Frontmann des Bürgerbegehrens, am gleichen Tag zur gleichen Zeit getrennte Veranstaltungen. Den beiden CSU-Männern soll es angeblich nicht geglückt sein, sich über die Terminüberschneidung auszutauschen. Sie wohnen etwa 600 Meter voneinander entfernt.

"Seh ich nicht so"

„Es gab keine Kommunikation", gibt Glaser zu. Und das zwischen einem Ortsvereins-Chef und seinem besten, weil stimmenstärksten Mann in der CSU-Riege. Glaser sei nicht der einzige gewesen, bei dem Köferl auf stumm schaltete. Kommunikationsstörung? „Seh ich nicht so", sagt Köferl.

Dabei ist auch das Ergebnis seiner Wiederwahl Wochen später keineswegs berauschend gewesen. Nur 21 von 24 Stimmen – dass sind 86 Prozent. Bei insgesamt damals 53 Mitgliedern wirkt das Ergebnis noch dünner. Klarer Rückhalt sieht anders aus.Die Rechnung könne man so gar nicht aufmachen, donnert Köferl. Erstens sei die Veranstaltung gut besucht gewesen. Und zweitens sei der Fichtelberger einer der wenigen CSU-Ortsverbände, „die bombig laufen". Tatsächlich gibt es wieder drei neue Mitglieder. „Und ich hab' ne JU mit 33 Mann", sagt er. Dass er im Ortsverband gute Arbeit leistet, attestieren ihm auch seine Feinde. "Viele Freunde, viele Feinde", sagt Köferl. Mutig ist er schon, das muss man ihm lassen.

Bleibt der Makel, der an der CSU seit dem gescheiterten Bürgerentscheid haftet. Es sollte der schnelle Wiederaufbau der abgebrannten Therme mit dem umstrittenen Badbetreiber Heinz Steinhart werden – und es wurde abgeschmettert. Aus juristischen Gründen. Und dies, obwohl Köferl die Fragen angeblich hatte juristisch klären lassen. Die Bürgerinitiative musste hernach aber bekennen: Es hatte keine Klärung gegeben. Mehr als 400 Unterschriften waren umsonst. Dafür hat sich Köferl bis heute noch nicht entschuldigt. „Wofür entschuldigen: Wir haben keinen verarscht", sagt er; im Gegenteil: „Castro verarscht seine Bürger." Das Ansehen der CSU sei also überhaupt nicht beschädigt. Im Gegenteil, die Unterschriften hätten gezeigt, dass die Hoffnung auf der Partei liege. „Wir haben die Mehrheit der Bürger bekannt gegeben", sagt Köferl. Aber ein wasserdichter Bürgerentscheid hätte der Gemeinde gar keine Chance gelassen, ihn abzulehnen. „Castro hätte jeden Bürgerentscheid abgelehnt. Auch einen wasserdichten."

Wir wollen die Wahl gewinnen

Köferls umstrittene Persönlichkeit ist unumstritten. Man mag oder man hasst ihn. „Ich will keine 100 Prozent", sagt er. Das sei eben „klare Kante". Dass die Gemeinde eher eine integrative, eine einigende Persönlichkeit braucht, sieht er nicht so. Die brauche das offene Wort und die Diskussion. Im Gegensatz zu der „Gleichmacherei und dem Stillschweigen hinter verschlossenen Türen", donnert er.

Still wird Köferl nur, wenn es um sein Privatleben geht. Dass er eine schillernde Persönlichkeit sei, lässt er nicht gelten. Da sind angebliche Affären („Ich bin noch nicht fremdgegangen, solange ich Politiker bin"); da ist die Verstrickung in die Insolvenz des überregional bekannten Friedrich "Elmed" Becker („Der hatte sechs oder sieben Firmen. Ich war bei einer. Und war nicht mehr beschäftigt, als die ganze Sache 1995  zusammengebrochen ist"); da ist die Insolvenz der eigenen Firma und die Geheimniskrämerei um seine Person („Ich möchte keine privaten Sachen in der Öffentlichkeit haben"). Aber all das wird in einem Wahlkampf hochgekocht werden, auch ohne ihn als Spitzenkandidaten. „Soll man kochen", sagt Köferl, der als gelernter Datenverarbeitungskaufmann sein Geld verdient.

In der CSU selbst ist die Stimmung nicht besonders ausgelassen. „Wir wollen die Wahl gewinnen – nicht auf Platz spielen, sondern auf Sieg", sagt Glaser. Vor sechs Jahren habe die Partei keinen Kandidaten in den Kreistag gebracht. Daneben den Posten des Bürgermeisters verloren und einen Sitz im GR – „alles verloren". Aufbruch klingt anders. Glaser rät, ein Kandidat solle nicht nur den CSU-Ortsverein ansprechen, sondern die Bürger in Fichtelberg. Die Frage, ob Glaser selbst antreten wolle, beantwortet er so: „Für ein solches Amt wird man berufen, da bewirbt man sich nicht."

Köferl bleibt Köferl und gibt sich lautstark optimistisch. Wenn es eine andere Mehrheit gibt, werde der erste Beschluss des neuen Gemeinderates sein, sich mit Steinhart an einen Tisch zu setzen und eine Lösung zu finden.

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