Durch Raubbau, Versiegelung, Verschmutzung und Erosion wird fruchtbarer Boden immer knapper – auch in Deutschland. Dabei ist die Erde unter unseren Füßen unser kostbarstes Gut, ohne das wir nicht überleben können.
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Der Mensch tritt den Boden mit Füßen, behandelt ihn wie Dreck, missbraucht ihn als Mülldeponie. Er wird vergiftet und versiegelt, er erodiert und wird weggeschwemmt. Während die Weltbevölkerung rasant wächst – bis 2050 könnten rund zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben –, wird die weltweite Fläche, auf der Nahrung, Futtermittel und nachwachsende Rohstoffe gedeihen, immer kleiner.
Jedes Jahr gehen durch falsche Nutzung rund 224 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Nach Angaben der Vereinten Nationen wird „alle 5 Sekunden das Äquivalent eines Fußballfeldes des Erde abgetragen“. Allein in Deutschland werden pro Tag mehr als 70 Hektar mit Fabrikhallen, Häusern und Straßen zugepflastert. Das sind über 100 Fußballfelder.
Laut UN sind bereits mehr als 33 Prozent der Böden der Erde degradiert. 90 Prozent könnten sich bis 2050 verschlechtern. Damit ist Folgendes gemeint: Die Verschlechterung der Bodeneigenschaften durch Erosion oder trockene Sommer ist ein natürlicher geologischer Vorgang. Doch durch Überweidung, Entwaldung, Intensiv-Landwirtschaft sowie Straßen- und Siedlungsbau wird dieser Prozess so stark beschleunigt, dass unsere Lebensgrundlage ernsthaft in Gefahr gerät.
Um den wachsenden Bedarf an Nahrung zu decken, müsste die Produktion bis 2050 um rund 70 Prozent wachsen. In den Entwicklungsländern wäre wegen des stärkeren Bevölkerungswachstums sogar eine Verdopplung nötig. Tatsächlich geht aber immer mehr Ackerland durch Verstädterung, Raubbau, Industrialisierung, Versteppung, Versalzung und Bodenerosion verloren.
Fakt ist: Alle Fortschritte werden durch das unbegrenzte globale Bevölkerungswachstum und die anthropogen bewirkte Degradation der Böden – also die Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit – zunichte gemacht.
Nach Angaben des „Bodenatlas“ verschlechtert die Bodendegradation jedes Jahr eine Fläche von der Größe Österreichs. Der „Bodenatlas“ wird von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Forschungsinstitut IASS, dem BUND und Le Monde Diplomatique herausgegeben.
Am schlimmsten betroffen ist Asien, wo bereits rund 40 Prozent der Böden schwere Mangelerscheinungen aufweisen. Besonders betroffen sind auch Trockengebiete, die 40 Prozent der Landfläche der Erde ausmachen und zu gut 70 Prozent geschädigt sind.
Dem rasanten Wachstum der Weltbevölkerung stehen schwindende Anbauflächen gegenüber, deren Böden immer mehr ausgelaugt werden. Ursachen für diese besorgniserregende Entwicklung sind:
Vernichtung der Vegetationsdecke durch Abholzung, Brandrodung oder Überweidun
Misswirtschaft durch den Anbau von Monokulturen und den massiven Einsatz von Kunstdünger
Verschmutzung mit Abfällen
Zerstörung der Bodenstruktur durch Maschinen und große Nutztierbestände, die den Boden verdichten, so dass er nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Wasser versorgt wird.
Die UN-Ernährungsorganisation FAO rechnet bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts fast mit einer Verdoppelung der Welt-Fleischproduktion von rund 250 auf 463 Millionen Tonnen. Vor allem Schwellenländer wie China heizen die Nachfrage nach hochwertigen Nahrungsmitteln an. Der Pro-Kopf-Fleischverbrauch ist dort seit 1980 von 20 auf 50 Kilogramm pro Jahr gestiegen (Deutschland: 60,5 Kilogramm, USA: 125 Kilogramm).
Heute werden Rinder, Schweine und Hühner für den Weltmarkt mit Getreide und Soja gemästet. Während etwa 33 Prozent der weltweiten Anbauflächen für die Produktion von Viehfutter genutzt werden – in der Europäischen Union landen sogar 60 Prozent der Getreideernte in Tier-Mägen –, muss fast eine Milliarde Menschen hungern.
Die globale Landfläche umfasst nach Angaben des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung rund 13 Milliarden Hektar Land. Davon sind etwa 3,2 Milliarden Hektar potenzielles Anbauland, wobei de facto knapp die Hälfte für die Landwirtschaft zur Verfügung steht.
Laut der Welthungerhilfe müsste bis 2030 die verfügbare landwirtschaftliche Fläche um mehr als 500 Millionen Hektar wachsen, um eine ausreichende Versorgung der Weltbevölkerung zu gewährleisten. Diese gewaltige Fläche könne aber nur zur Hälfte durch ungenutzte landwirtschaftliche Areale und optimierte Produktionsbedingungen gedeckt werden.
Es bedarf nicht einer weiteren UN-Konvention zum Schutz der Böden, sondern der Einsicht jedes Einzelnen, dass der Boden unter unseren Füßen die Basis für alle anderen Ökosysteme und damit für das Überleben der Menschheit ist.
Ein Weg dorthin führt über den Öko-Landbau im globalen Stil. Das bedeutet: verstärkter Fruchtwechsel für den Schutz der Artenvielfalt, mehr organische Düngung für Humusbildung und eine Regeneration der Böden, weniger Viehwirtschaft und Monokulturen.
Auch als Verbraucher kann man viel tun, um den Boden zu schützen – etwa durch den Kauf regionaler Produkte oder einen geringeren Fleischkonsum. „Es lohnt sich“, heißt es im „Bodenatlas“, „beim täglichen Einkauf immer häufiger auch an den Schutz der Böden zu denken.“