Die Union warb im Bundestag vehement dafür, der Ukraine mit der Lieferung der Marschflugkörper in ihrem Abwehrkampf gegen Russland zu helfen. Es brauche Entschlossenheit und Klarheit in der Unterstützung der Ukraine, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Johann Wadephul (CDU). Das von der SPD und Kanzler Scholz immer wieder vorgebrachte Argument, mit einem Nein zur Lieferung Besonnenheit zu zeigen, ließ Wadephul nicht gelten: "Ihre vermeintliche Besonnenheit hat Herrn Putin immer nur wieder befeuert in seiner Aggression gegen die Ukraine. Das ist das Resultat."
Die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Agnieszka Brugger, befürwortete die Forderung der Union im Grundsatz. "Die drängendste Frage ist in der Tat die Munition, aber auch weitreichende Waffen wie Taurus", sagte sie. Es brauche beides. Die Grünen-Politikerin warnte: "Auch Zögern und Zaudern kann am Ende zur Eskalation beitragen." Brugger ging ebenfalls auf das Argument der Besonnenheit ein und betonte, auch die Grünen würden alle Risiken sorgfältig abwägen. "Wir sind uns alle der Tragweite dieser Entscheidung bewusst. Und das lassen wir uns als Grüne von niemandem absprechen, auch nicht vom Bundeskanzler."
Müller: Gegen Putin hilft nur "klare Kante"
Eine Gruppe von Grünen-Abgeordneten forderte in einer persönlichen Erklärung eine Lieferung von Taurus, befürwortete aber auch Überlegungen zu einem Ringtausch, bei dem beispielsweise Taurus an Großbritannien gehen und von dort andere Marschflugkörper an die Ukraine gegeben werden.
Der FDP-Verteidigungspolitiker Alexander Müller betonte: "Wir wollen die Ukraine unterstützen mit allem, was wir haben, mit allem, was sie braucht, mit allem, was wir abgeben können. Und ja, aus unserer Sicht, aus Sicht der Freien Demokraten gehört auch der Taurus mit dazu." Gegen Kremlchef Wladimir Putin helfe nur Einigkeit und "klare Kante", sagte der FDP-Politiker. "Das respektiert er, alles andere sieht er nur als Unterwürfigkeit."
Strikte Ablehnung kam vom AfD-Fraktionsvorsitzenden Tino Chrupalla. "Eine Lieferung von Taurus bedeutet die Verlängerung des Krieges", warnte er. "Sie schadet vielleicht Russland, aber den Ukrainern ebenso und vor allem sie gefährdet Deutschland." Es müsse endlich darum gehen, gemeinsam mit den Kriegsparteien am Verhandlungstisch Lösungsvarianten für eine Beendigung des Ukraine-Krieges zu diskutieren. In der Debatte äußerte Sahra Wagenknecht, die mit ihrem linken Bündnis BSW als Gruppe im Bundestag vertreten ist, die Überzeugung, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen könne. Taurus werde am Sterben in der Ukraine nichts ändern, während Deutschland "damit in den Augen Russlands wohl definitiv zur Kriegspartei würde".