Ukraine-Flüchtlinge Wohnungen werden knapp

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Ankunft in der Erstaufnahmeeinrichtung am Roten Main: Die geflüchteten Frauen, Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine sind hier gemeinsam mit anderen untergebracht. Privatsphäre bietet nur eine eigene Wohnung, aber die ist schwer zu finden. Foto: /Gabi Schnetter

Von Polen aus scheinen die ersten Ukraine-Flüchtlinge auf dem Rückweg in ihre Heimat zu sein. In den Kommunen hierzulande ist der Wohnraum für Geflüchtete immer noch knapp. Das zeigt sich am Beispiel der Stadt Bayreuth.

 
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Das hat vermutlich damit zu tun, dass es generell schwer ist, in Bayreuth eine Mietwohnung zu finden. Wie viele Frauen und Kinder aus der Ukraine gegenwärtig auf Wohnungssuche sind, lässt sich kaum einschätzen.

Nach Angaben von Bayreuths Sozialreferentin Manuela Brozat erhalten derzeit 900 Geflüchtete staatliche Leistungen. Doch das sind nur die der Stadt offiziell bekannten Ukraine-Flüchtlinge. „Es halten sich zudem weitere Personen in Bayreuth auf, die weder registriert sind noch Leistungen und Unterkunft durch das Sozialamt erhalten“, teilt sie auf Kurier-Anfrage weiter mit.

Ein Teil der Ukraine-Flüchtlinge lebt in der Bayreuther Erstaufnahmeeinrichtung, der Dreifach-Turnhalle am Roten Main. Zudem seien private Mietverträge abgeschlossen worden, so Brozat. Das Sozialamt habe weitere dezentrale Unterkünfte vermittelt. Auch gewerbliche Anbieter wie Hotels und Motels stellten Zimmer zur Verfügung. Andere wiederum sind bei Verwandten und Bekannten vorläufig unterkommen.

Hotelzimmer nicht dauerhaft nutzbar

Und einige der vorübergehend vermittelnden Wohnungen werden für Festspielmitwirkende gebraucht. Denn die Probezeit für die diesjährige Saison hat begonnen. Im Sommer haben die Hotels bereits Reservierungen, die nicht stornierbar sind. „Ja, die fortlaufende Unterbringung ist bei vielen gewerblichen Anbietern aufgrund von Buchungen nicht möglich“, stellt Manuela Brozat fest. „Der angebotene Wohnraum reicht nicht aus.“

Das Sozialamt sei jedoch bemüht, fortlaufend zusätzlichen Wohnraum für die geflüchteten Familien zu beschaffen. Beim kürzlichen Rundgang der Grünen-Fraktion durch die Rotmainhalle, wurde der Vorschlag diskutiert, die Stadt könnte ein Containerdorf für die Kriegs-Flüchtlinge errichten. Dann wolle sie aber die Container nicht mieten, sondern kaufen. Eine Anfrage zur Übernahme der Kosten wurde der Regierung von Oberfranken vorgelegt.

Containermieten fallen sehr hoch aus

Das bestätigte am Dienstag Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Stadt habe sich bereits zwei mögliche Standorte für ein Containerdorf angeschaut. Doch ein konkretes Kaufangebot liege der Stadt aktuell nicht vor. Denn die Container werden im ganzen Bundesgebiet stark nachgefragt.

Der Preis für die Miete eines Containers pro Person plus Energiekosten sei hingegen zu hoch, argumentiert Ebersberger. Die Stadt müsste die Containermiete außerdem für einen Zeitraum von fünf Jahren garantieren. „Das ist eine Dimension, die nicht mehr wirtschaftlich ist.“ Daher werde sich ein Containerdorf wahrscheinlich nicht umsetzen lassen. Zudem sei noch unklar, ob die Kommune nicht ein Viertel der Kosten selbst übernehmen müsste. „Der finanzielle Aufwand ist einfach zu groß.“

Die Stadt habe bisher schon mehr Flüchtlinge aufgenommen, als sie es nach dem üblichen Schlüssel tun müsste. In der Rotmainhalle stehen Ebersberger zufolge 135 Betten zur Verfügung, 90 davon seien momentan belegt. Zehn Flüchtlinge hätten voraussichtlich bald eine Wohnung. Dennoch seien zu wenig Wohnungen vorhanden. „Wir brauchen mehr Wohnungen“, sagt Ebersberger und hofft auf weitere Angebote von privater Seite. „Das wäre eine große Hilfe.“ Es gebe sicherlich noch leer stehende Wohnungen, die genutzt werden könnten. Die Stadt habe zwei Teams, die sich um die Beschaffung von Wohnraum und die Einrichtung kümmerten.

Lage ist immer noch sehr angespannt

Die Lage in der Flüchtlingsunterkunft, in der Turnhalle am Roten Main ist immer noch sehr angespannt, sagt Ibukun Koussemou, Integrationskoordinator der Stadt. Der Zustrom der Flüchtlinge ist ungebrochen. „Es kann morgen früh sein, dass ein Bus mit Flüchtlingen aus Bamberg kommt, und wir wissen das jetzt noch nicht.“ Alle Helfer versuchen daher, die Ankommenden so schnell wie möglich in private Unterkünfte zu bringen. Und das möglichst langfristig. Ein weiteres Problem, das jetzt auftaucht: Viele Bayreuther, die Ferienwohnungen zur Verfügung gestellt haben, haben die Räume mit Beginn der Reisesaison vermietet. Koussemou findet das bedenklich: „Es darf einfach nicht passieren, dass Flüchtlinge wieder zurückmüssen in die Turnhalle am Roten Main“. Passiert ist es trotzdem schon.

Betreuung im Landkreis nicht unproblematisch

Ebenfalls nicht unproblematisch ist die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis, wenn es keine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr gibt. Koussemou sagt dazu: „Wir können die Menschen dann einfach nicht gut betreuen.“

Zügiger voran kommt inzwischen die Registrierung der ankommenden Flüchtlinge. „Zum 1. Juni werden voraussichtlich noch etwa 75 bis 80 ukrainische Flüchtlinge in Bayreuth Zahlungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten“, sagt Joachim Oppold, Pressesprecher der Stadt.

Bedürftige erhalten nach Angaben des Sozialreferats der Stadt Bayreuth Leistungen für den Lebensunterhalt nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Die Höhe richtet sich nach der Unterbringungsart. Ein Alleinstehender kann bis zu maximal 432,49 Euro im Monat plus Miete erhalten. Familienangehörige oder Kinder erhalten anteilige Leistungen. Zum 1. Juni 2022 ist der Wechsel des Personenkreises in die Grundsicherung für Arbeitssuchende geplant. Es besteht ein zunächst auf ein Jahr befristetes Aufenthaltsrecht mit Verlängerungsmöglichkeit auf höchstens drei Jahre.


Wer Wohnungen zur Verfügung stellen kann, melde sich unter: wohnen.ukraine@stadt.bayreuth.de

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