Wenn das Wildschwein in die Falle tappt, fällt die Tür automatisch zu. Oder jemand betätigt aus der Ferne den Mechanismus. Irgendwann kommt ein Jäger und schießt von einer erhöhten Stelle das gefangene Tier tot. Ist das noch Jagd?

Otto Kreil (46), Zweiter Vorsitzender vom Jägerverein Kulmbach bestätigt nur den Versuch. Wo die Falle steht, wie sie aussieht oder wie sie genau funktioniert? Es gibt keine Auskunft. „Um keine schlafenden Hunde zu wecken“. Landwirt Helmut Hildner (45), einer der Initiatoren, sagt nur, dass er nichts sagt. Man wolle keine Pilger dorthin, heißt es auch beim Landratsamt. Nur kein Aufsehen, denn die Mausefalle für Wildschweine ist hoch umstritten.

Selbst Bayerns oberster Jäger Jürgen Vocke (72) warnt eindringlich: „Lasst die Finger davon!“, sagte der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes dieser Zeitung. „Ich wehre mich gegen so Dinger.“ Ob Fallen und Tierschutz zusammen passen? „Nach Lage der Dinge nein.“ Wenn Frischlinge drin seien und die Bache draußen – „das ist entsetzlich“.

„Abschlachten, Massaker und pervers.“ Jürgen Greim (55) vom Bayreuther Verein Menschen für Tierrechte fragt sich, „wer sich so etwas ausdenkt“. Und er kündigt gegen diese „Perversion der Jagd“ eine Aktion an. „Das müssen wir tun.“

Dabei haben die Betreiber der Anlagen „hohe Auflagen“ zu erfüllen, heißt es in einer Erklärung der Unteren Jagdbehörde. Wenn sich herausstellt, dass eine Bedingung nicht erfüllt werden kann, wird der Versuch vorzeitig eingestellt. Oberste Maxime: der Tierschutz.

Diese ungewöhnliche „Jagd“ auf Wildschweine, die nur in drei Landkreisen läuft, wird nur „in begründeten Einzelfällen genehmigt“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung des Landratsamtes Kulmbach. Eingebunden sind die Jagdbehörde, die Naturschutzbehörde und das Veterinäramt. Ausschlaggebend für die Entscheidung seien „die nicht unerheblichen Schäden an landwirtschaftlichen Grundstücken“ und die „Verhütung weiterer massiver Wildschäden“. Wie hoch diese Schäden gewesen sein sollen, sagt niemand. Eine Auflistung gibt es nicht.

Das Sterben der Wildschweine ist bis ins Kleinste geregelt. Der genehmigte Saufang hat eine Größe von etwa sechs mal drei Meter. Die gefangenen Tiere dürfen sich nicht an der Box blutig scheuern. Wenn sie getötet werden, darf das nicht mehr als eine „unvermeidbare Aufregung“ bei ihnen verursachen. Der Jäger darf sich nur gegen den Wind nähern, damit die Tiere keine Witterung vom Menschen aufnehmen.

Der Saufang wird sofort geschlossen, wenn der Amtstierarzt feststellt, „dass der Abschuss mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden ist“, so die Vorschrift, „die über den Tod des jeweils geschossenen Einzeltieres und eine Beunruhigung der anderen Tiere in vertretbarem Ausmaß hinausgehen.“

Wird der Saufang in Betrieb genommen, der Jäger sagt „fängisch gestellt“, muss er täglich mindestens zweimal kontrolliert werden. Darüber will das Veterinäramt am Landratsamt genau Bescheid wissen. Die Jäger müssen genau Buch führen. Fazit: „Die Anforderungen des Tierschutzes sind durch die Einhaltung der Auflagen in der Genehmigung des Landratsamtes Kulmbach erfüllt.“

„Das wird nie tierschutzgerecht, egal welche Bedingungen und Regularien es gibt“, sagt Harald Hoos aus dem pfälzischen Landau von der Tierschutz-Initiative Pro Jure Animalis. Hoos zählt sich nicht zu den kategorischen Jagdgegnern, aber diese Art von Fallen könne man nicht schönreden. Die Wildschweine würden durchdrehen, versuchen über das Gatter zu springen oder sich darunter durchzugraben. Stress pur, vom ethischen Standpunkt sei das nicht vertretbar. „Das ist kein guter Umgang mit Tieren.“ Selbst Jäger der Region schütteln den Kopf: Das sei keine Jagd, sondern „Schädlingsbekämpfung“.

Einigkeit herrscht nur in dem Punkt: Der genehmigte Saufang ist ein weiterer Mosaikbaustein im Rahmen des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild“. Weil die Jäger der steigenden Wildschweinpopulation nicht Herr werden konnten, testen sie weitere Möglichkeiten. Dazu zählt auch der Einsatz von Nachtzielgeräten, um Tiere im Dunklen jagen zu können. Auch diese Maßnahme ist höchst umstritten.

Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier.