Thema: Universität Professoren als Skandalfiguren

Leserbrief von Manfred Wiechmann, Bayreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Nobelpreisträger verliert Ehrentitel“, Kurier vom 15. Januar, und zum Leserbrief „Tagtäglich den Nationalsozialismus vor Augen“, Kurier vom 24. April.

 
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Die auf Jan Hus zurückgehende Haltung „Eine Universität ist nicht die Herrin, sondern die Dienerin der Wahrheit“ verbindet aufgrund vergleichbarer Vorkommnisse die Wissenschaftsinstitutionen Cold Spring Harbor Laboratory bei New York, die Ohio State University und die heutige Universität Bayreuth, nachdem sie jeweils durch ihr konsequentes Handeln ihrer selbst definierten Werteverpflichtung Ausdruck verliehen.

Der Nobelpreisträger James Watson wiederholte seine kritisierte Auffassung zu Ethnien und Genetik – trotz einer angemahnten und getätigten Entschuldigung – öffentlich, als Cold Springs mit einer nicht für denkbar gehaltenen Rigorosität reagierte. Watson wurde der Titel des emeritierten Kanzlers, des Ehrentreuhänders und zudem sein emeritierter Professorentitel aberkannt.

Ein vergleichbares Schicksal ereilte jetzt Professor Dr. Hansjochem Autrum (1907–2003) posthum. Preise und Ehrendoktorate zuhauf; Mitgliedschaften in Akademien. Eine ganz besondere verband sich mit seinem Vorsitz in der Bayerischen Hochschulplanungskommission.

Nun reagierte die Universität Bayreuth: Sie hat diesem Wissenschaftler die ihm vor Jahrzehnten zuerkannte Würdigung, den Hörsaal 13 im Gebäude NW I als Autrum-Hörsaal zu benennen, durch Löschung des Namens und den Abbau einer Ehrentafel aberkannt. Zugrunde lag eine Ende 2018 erstellte Recherche über die Selbstdarstellung seines Lebens mit dem Titel: „Hansjochem Autrum, Mein Leben, Wie sich Glück und Verdienst verketten“.

Alle Leser wurden durch diese Autobiografie weitgehend getäuscht: über seine Rolle in NSDAP und SA ab Mai/Juli 1933; über sein ideologisches Engagement als NS-Biologe an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin bezüglich „Rasse und Volkstum“; über seine wissenschaftliche Tätigkeit in Berlin und in Welkersdorf/Schlesien in einem herausgehobenen, dem Reichsluftfahrt-Ministerium direkt unterstellten, Luftfahrtmedizinischen Forschungsinstitut von 1939 bis 1945 und über frei erfundene, sogenannte wissenschaftliche „Pioniertaten“.

Somit ereilte Autrum die gleiche Konsequenz wie seinen direkten NS-Vorgesetzten, den Institutsleiter Prof. Hubertus Strughold zuvor. Denn diesem konnten in den USA nicht zu rechtfertigende Forschungen in der NS-Zeit zur Last gelegt werden, nach dessen Überprüfung ihm die vielfachen Würdigungen von der Ohio State University entzogen wurden.

Wie die Handlung der Universität Bayreuth gegenüber einem Hörsaal-Paten einzuschätzen ist, erschließt sich im Rückblick auf Handlungen der Verantwortlichen in der Aufbauphase dieser Universität. Der Nordbayerische Kurier berichtete darüber, dass der Musiktheaterwissenschaftler Professor Sieghart Döhring, der die Prof. für Rabenalt beantragt hatte, von einer Stiftungssumme von 100.000 Mark gesprochen habe. Eine Summe, die sich Otto Köhler im Gespräch mit Unipräsident Klaus Dieter Wolff bestätigen ließ.