Thema Nordbayern: So weit der Föhn weht

Von Joachim Braun
 Foto: red

Der Freistaat Bayern endet irgendwo bei Ingolstadt. Da, wo, wie die „Süddeutsche Zeitung“ neulich schrieb, sich Luft und Licht mediterran verändern. Die Gebiete nördlich der Donau existieren irgendwie gar nicht. Kein Mittelfranken, kein Unter- und kein Oberfranken.

 
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So jedenfalls bekamen es vor einigen Wochen die Leser einer Beilage in einem großen deutschen Nachrichtenmagazin präsentiert. „Bayern starkes Land“ hieß dieses 48 Seiten starke Heft, mit weiß-blauer Raute auf der Titelseite und der Unterzeile „Wie die Bayern die Heimat wiederentdecken! Neue Regionalität.“ Ach.

Ich blätterte das Heft von vorne durch. Dann von hinten. Dann noch mal ... Unglaublich, wie Bayern auf München und Umgebung fokussiert wird. Ob Kongresse, Hightech-Wirtschaft, hochwertige Gastronomie oder einfach nur Naturschönheiten und Leben auf dem Land – weiter als der Föhn weht, haben sich die Autoren dieser zwar nicht vom Freistaat finanzierten, aber sehr nach Freistaat aussehenden Broschüre nicht nach Norden gewagt.

Und so ist das nicht nur in diesem Fall. Regiert wird in München, Geld verdient auch – jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung. Dass Bayreuth und die Region (oder noch mehr der Bereich Bamberg) zu Wachstumsmotoren geworden sind, dass die Arbeitslosigkeit fast auf oberbayerisches Niveau gesunken ist, das wird, allen politischen Lippenbekenntnissen zum Trotz, in München und Oberbayern nicht registriert.

Stattdessen macht die Regierung Symbolpolitik, gründet ein bisher nicht wahrnehmbares Heimatministerium und hält das Volk still mit folgenlosen Sympathiebekundungen.

Mal sehen, ob es so etwas wie den diese Woche in Pegnitz von IHK-Präsident Heribert Trunk angesprochenen Nordbayern-Plan tatsächlich geben wird. Angeblich eine Milliarde Euro zur Strukturentwicklung für Oberfranken und die umliegenden Bezirke. Was steckt dahinter? Eine Luftblase – ein Seehofer also – oder der echte Wille, Regionalpolitik zu betreiben, um die demografischen Risiken in Nordbayern anzugehen? Soll Franken tatsächlich auf Bayerns politischer Landkarte wieder eine Rolle spielen?

Franken wurde von Bayern erobert, hat der ehemalige Kultusminister Hans Maier diese Woche in einem Kurier-Interview gesagt. Und Bayern habe von dieser Eroberung profitiert. Als Oberbayern noch Agrarland war, rauchten in Oberfranken längst die Schlote und brachten dem gesamten Freistaat bescheidenen Wohlstand. Solche Solidarität darf keine Einbahnstraße bleiben.

Wie heißt es in „Bayern starkes Land“ so schön: „Mehr Region. Mehr Möglichkeiten!“ Die Rede ist allerdings von der Metropolregion München.

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