Tagung in Wunsiedel Schülersprecher kritisieren Busanbindung

Von Martina Bay

Auf einer zweitägigen Tagung in Wunsiedel haben sich 38 Schülersprecher aus oberfränkischen Gymnasien getroffen, um unter anderem über die Schulwegsituation auf dem Land zu sprechen. Sie beklagten auch den Stress durch das G8, was nach ihrer Meinung teilweise auch an den Lehrern liegt.

 
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Can Özalp hat insgesamt zehn Minuten weniger Unterricht am Tag. Fünf Minuten hat man dem 17-Jährigen und seinen Mitschülern des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums in Bamberg von der Pause weggenommen. Und die fünfte Unterrichtsstunde dauert statt 45 nur noch 40 Minuten. Und das nur, damit die Schüler aus dem Umland noch rechtzeitig die Busse erreichen. „Die zehn Minuten machen schon was aus“, sagte Özalp. Seiner Meinung nach sollten sich die Schuldirektoren mit den Busunternehmern absprechen, um die Buszeiten an die Schulzeiten anzupassen.

Die Schulwegsituation auf dem Land war auch ein Thema auf der Tagung der Schülersprecher der oberfränkischen Gymnasien in der Jugendherberge in Wunsiedel. Organisiert wurde die Tagung von der Schülermitverantwortung (SMV) und Edmund Neubauer, dem Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Oberfranken.

Bei der Podiumsdiskussion mit den Landtagsabgeordneten Christoph Rabenstein (SPD), Ulrike Gote (Grüne) und Peter Meyer (Freie Wähle) hatten die Schüler die Möglichkeit ihre Forderungen loszuwerden. Gudrun Brendel-Fischer (CSU) konnte nicht kommen, da sie zu einer außerordentlichen Fraktionssitzung musste. In der Gesprächsrunde ging es auch um die Buskosten, die in der Oberstufe erst ab 400 Euro erstattet werden. Die Grünen möchten Schüler bis 18 Jahren von den Kosten ganz befreien. Auch die SPD möchte die Schüler komplett entlasten. „Die Schüler sollen nicht im ländlichen Raum benachteiligt werden“, sagte Rabenstein. Meyer wies allerdings darauf hin, dass der Staat die Schüler von der Zahlung nicht befreien müsse, wenn die Schulpflicht nicht mehr bestehe. Ein weiterer Diskussionspunkt drehte sich um die Drogenprävention an Schulen. Ein Schülersprecher fand, dass es besser sei, wenn ein Betroffener die Schüler aufkläre und nicht die Polizei. Denn die Polizei rede nur von Statistiken, das interessiere gerade die älteren Schüler weniger.

Viele Schüler sehen auch die Lehrer in der Verantwortung. Maxim Picugin vom Hochfranken-Gymnasium in Naila findet, dass die älteren Lehrer besser geschult werden sollen, gerade im Hinblick auf das G8. „Die Lehrer haben durch die Umstellung auf das G8 den Stress an die Schüler weitergegeben“, sagte er. Auch gebe es zu viele Fächer. Wenn er um fünf nach Hause komme, dann müsse er immer noch was für die Schule machen.

„Luis Arturo Vasquez Perez ist Schülersprecher, Oberstufensprecher, Bezirksschülersprecher und Landesschülersprecher. „Das geht schon, man muss den Stoff nur nachholen“, sagte der 17-Jährige, der die elfte Klasse des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums (MWG) in Bayreuth besucht. Seit drei Jahren engagiert sich Vasquez Perez in der SMV. „Ich brauche den Kontakt zu Menschen und durch meine Arbeit bei der SMV lerne ich immer wieder neue Leute kennen“, sagte er.

Umfrage unter den Schülersprechern:

Was soll besser werden?

Aleksandra Andrianova, Otto-Hahn-Gymnasium Marktredwitz: „G8 ist eigentlich nur ein anderes Wort für Stress. Früher habe ich Tennis gespielt, jetzt habe ich keine Freizeit mehr. Ich habe dreimal die Woche nachmittags Schule. Am Montag komme ich um fünf nach Hause, weil ich noch eine Stunde auf den Zug warten muss. In der Zeit könnte ich wirklich schon was anderes machen. Man hat einen wahnsinnigen Druck.“

Akim Schödel, Jean-Paul-Gymnasium Hof: „Das Flexibilisierungsjahr, also die freiwillige Wiederholung, sollte überdacht werden. Allein die Gruppe, die dafür in Frage kommt, ist wahnsinnig klein. Bei uns an der Schule hat das nur ein Schüler gemacht. Auch der Substanzerhalt der Gebäude könnte besser sein. Wir haben ein Klassenzimmer, das hat seit vier Jahren ein Loch in der Wand und da wurde einfach noch nichts gemacht.“

Seyda Akkirec, Caspar-Vischer-Gymnasium Kulmbach: „Ich finde es wichtig, dass die Schüler nach dem Abitur in der Region bleiben. Deswegen sollten Veranstaltungen für Schüler aller Schularten angeboten werden, bei denen sich alle treffen können. Ich fühle mich in Kulmbach wohl und will da erst einmal bleiben. Das Zusammenlegen passt und die Menschen sind echt freundlich. Aber man sollte noch mehr Attraktionen für die Schüler anbieten.“

Luis Arturo Vasquez Perez, Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium Bayreuth: „Von der Unterstufe bis zur Mittelstufe haben wir Einzelstunden, in der Oberstufe dann Doppelstunden. Ich hatte mal in der zehnten Klasse an einem Tag zwölf Einzelstunden. Wir haben dann schon einmal drei unangekündigte Tests an einem Tag gehabt. Man kann nicht auf alles vorbereitet sein, man hat auch noch ein Leben nach dem Unterricht.“

Tizian Zahn, Johann-Christian-Reinhart Gymnasium Hof: „Bei uns ist die Kantine ziemlich schlecht. Meistens gibt es nur ein kleines Angebot und dann auch nur Schnitzel und Pommes. Das ist einfach zu wenig. Da müsste man von oben ein bisschen mehr kontrollieren, vor allem was das Angebot und die Preise betrifft. Auch sollten die Fahrtkosten in der elften und zwölften Klasse erstattet werden. Die Busverbindungen müssen für die Landkreise besser gemacht werden.“

Sophia Schwabe, Richard-Wagner-Gymnasium Bayreuth: „400 Euro Verkehrskosten pro Jahr sind auf keinen Fall tragbar. Ich würde mir wünschen, dass man das Geld komplett erstatten würde. Es wäre schon ein Fortschritt, wenn die 400 Euro auf 200 Euro runtergesetzt würden. Meine Eltern sind Normalverdiener und ich habe auch noch einen kleinen Bruder, der auf das Gymnasium geht. Wenn man das zusammenrechnet, kommt ganz schön was zusammen.“

Cosmos Tanzer, Gymnasium Christian-Ernestinum Bayreuth: „Wir kämpften schon seit langer Zeit für einen Anbau. Wir mussten teilweise die Kellerräume reaktivieren, weil es in den Klassenzimmern geschimmelt hat. Jetzt haben wir den Anbau bewilligt bekommen, aber es war mindestens eine Schülergeneration von den schlechteren Umständen betroffen. Deswegen wünsche ich mir, dass die Kommunen mit finanziellen Mitteln ausgestattet werden.“

Carina Sell, Hochfranken-Gymnasium Naila: „Mir gefallen die Verkehrsanbindungen in der Region überhaupt nicht. Der Bus ist am Morgen so überfüllt, dass die Leute teilweise stehen müssen. Ich brauche zwar nur zehn Minuten, aber manche stehen teilweise 25 Minuten. Der Bus nach Hause fährt nur um halb eins, halb vier und um halb sieben. Dann sitzt man in der Schule rum und dort gibt es auch nicht wirklich ein Angebot. Das ist verschwendete Zeit.“

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