Gangsta-Rap als Gesellschaftskritik
Viele Jugendlichen nahmen Gangsta-Rap laut Studie als Gesellschaftskritik wahr. So stimmten 43 Prozent der Aussage zu: „Im Gangsta-Rap werden Missstände der Welt angesprochen.“ Seit Ende der 2000er-Jahre gebe es im Gangsta-Rap aber immer mehr autoritäre, frauenfeindliche und verschwörungs-ideologische Inhalte, warnte der Erziehungswissenschaftler Jakob Baier.
Aus unserem Plus-Angebot: Experte über Gangsta-Rap – „Kollegah kann sich sehr gut vermarkten“
Die Forschenden stellten fest, dass entgegen gängiger Vorurteile viele Gangsta-Rap-Hörer nicht aus prekären Verhältnissen kommen. Rund 80 Prozent stammen demnach aus Familien mit mittlerem oder hohem Wohlstand. Antisemitische und frauenfeindliche Einstellungen zeigten sich auch bei Jugendlichen mit höherer Bildung. „Bei Befragten mit gymnasialem Bildungsweg und bei weiblichen Konsumentinnen sind die Effekte allerdings etwas geringer“, erklärte der Erziehungswissenschaftler Marc Grimm.
Debatte schwelt schon länger
Die Studienautoren legten Handlungsempfehlungen vor, die laut Leutheusser-Schnarrenberger in den kommenden Wochen mit Experten diskutiert werden. Geplant ist eine Online-Fachtagung am 10. Juni. Die Untersuchung führte das Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter der Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit dem IPSOS-Meinungsforschungsinstitut zwischen 2019 und 2021 durch.
Die Debatte um Antisemitismus im Gangsta-Rap führte 2018 zur Abschaffung des „Echo“-Musikpreises. Damals sollten die Rapper Farid Bang und Kollegah eine Auszeichnung erhalten. In ihrem Lied „0815“ texten sie: „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“. Kritiker sehen darin einen unzulässigen Vergleich zwischen einem trainierten Körper und ausgehungerten Holocaust-Opfern.