Start des Abiturs „Noch einmal durchschnaufen, dann geht es los“

Die Spannung ist greifbar: Die Aufgaben werden verteilt, letzte Korrekturen besprochen, dann geht es los. In ganz Bayern, aber auch in Bayreuth. 420 Abiturientinnen und Abiturienten starten an diesem Morgen mit dem Fach Deutsch in ihre Abi-Prüfungen. Am 24. Juni ist der letzte große Tag dieses Abi-Jahrgangs in der Schule, dann gibt es die Zeugnisse.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Noch ein letztes, kurzes Rascheln, dann ist es still. So still, dass man die Ruhe greifen kann. Mittwochmorgen, 8 Uhr, in der Turnhalle des Richard-Wagner-Gymnasiums (RWG) und in allen anderen vier Bayreuther Gymnasien wird es genauso sein. Die Abiturprüfung hat begonnen. Das Fach Deutsch wartet auf die 85 Abiturientinnen und Abiturienten, die nicht nur am RWG keine besonders einfache Zeit hatten. Corona hat ihre Vorbereitung natürlich mitbestimmt. 420 Abiturienten sind es in Bayreuth, rund 35.000 Schüler sind es in ganz Bayern, die jetzt um die letzten Punkte kämpfen und auf ein gutes Zeugnis setzen, das sie am 24. Juni bekommen werden – ihrem letzten Schultag.

Noch einmal alles geben

„Unsere Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen beiden Jahren eine Menge geleistet und sich in den letzten Wochen mit viel Fleiß auf die Abiturprüfungen vorbereitet. Da heißt es noch einmal alles geben – dann ist das große Ziel erreicht“, das sagt der bayerische Kultusminister Michael Piazolo zum Start des Abiturs.

Die Direktorin des RWG, Ursula Graf, sagt es ein bisschen empathischer: „Noch einmal durchschnaufen, dann geht es los“, sagt sie den 85 Schülern, die an Einzeltischen in der Turnhalle des RWG sitzen, die in diesen Tagen des Abiturs der große Prüfungssaal der Schule ist.

Noch ein letzter Toilettengang, dann fällt dem einen oder ander anderen noch auf, dass das Handy oder die Smartwatch noch angeschaltet ist: „Handy ganz aus, kein Flugmodus“, sagt der stellvertretende Schulleiter Chris Ströhla.

Die letzten Mobiltelefone werden vorne an der Turnhallenwand in die umgedrehten Deckel von Turnkästen gelegt, ergänzen ein buntes Sammelsurium von Handys, ohne die sonst kein Jugendlicher knapp sechs Stunden auskommen würde.

Fast sechs Stunden Prüfungszeit

Bis 13.45 Uhr läuft die Prüfungszeit im Fach Deutsch, sagt die Oberstufen-Koordinatorin Annika Rupp. Zwei kleine Korrekturen habe es gegeben in den Prüfungsunterlagen, die man am Morgen noch schnell habe machen müssen, sagt Annika Rupp. Wie Ströhla im Gespräch mit dem Kurier sagt, hätten sich zwei Abiturienten krankheitsbedingt abmelden müssen, „aber kein Corona“, wie Ströhla betont. „Ihr seid super vorbereitet worden von euren Lehrern, den Rest habt ihr in Eigenregie zu Hause gemacht“, macht Annika Rupp den Abiturienten, die gespannt nach vorne schauen auf die Lehrkräfte, die in den kommenden Stunden die Aufsicht führen werden, mit auf den Weg in die Prüfung.

Spannendes Jahr

„Man hofft natürlich, dass alle schreiben können“, sagt Ursula Graf wenige Minuten nach Beginn der Prüfung im Kurier-Gespräch. „Das ist besonders spannend in dem Jahr aufgrund der Umstände.“

In der zwölften Klasse habe man – zu Beginn diesen Jahres – mit vielen Corona-Ausfällen zu kämpfen gehabt. „Insgesamt muss man sagen, dass es nicht einfach war“, sagt Graf. Lockdown für diesen Abi-Jahrgang schon in der zehnten Klasse, dann noch einmal in der elften Klasse – da aber sei die Schule schon entsprechend vorbereitet gewesen, was die technische Ausstattung für den Distanzunterricht betrifft. „Das System war da schon enorm verbessert.“ Vorteil für die älteren Schüler: „Sie sind in der Lage, selbstständiger zu arbeiten“, sagt die Direktorin.

Viele allerdings hätten durchaus in den vergangenen Tagen und Wochen „noch Sorge gehabt, dass sie krank werden könnten“ – und die Prüfungen nachschreiben müssten, wie so viele Prüfungen in den vergangenen zwei Jahren, „wo es auch Nachschriften von Nachschriften gegeben hat“, wie Graf sagt.

Letzte schriftliche Prüfung am 5. Mai

Das Abitur an Bayerns Gymnasien startet, wie das Kultusministerium mitteilt, mit dem Fach Deutsch, am 29. April findet die Prüfung in einem frei wählbaren Fach, wie einer Fremdsprache oder einem gesellschafts- oder naturwissenschaftlichen Fach, statt. Mathematik am 3. Mai sei für die meisten Schüler der Abschluss der schriftlichen Prüfungen. „Abiturientinnen und Abiturienten, die sich beim frei wählbaren Fach für Französisch entschieden haben, legen diese Prüfung am 5. Mai ab“, heißt es weiter.

Vorbereitung eine Herausforderung

Zwischen dem 16. Mai und 27. Mai finden dann die mündlichen Kolloquiumsprüfungen in zwei weiteren Fächern statt, sodass in diesem Jahr vor den Pfingstferien alle Prüfungen abgeschlossen sein werden. Kultusminister Michael Piazolo wird mit den Worten zitiert „Ich weiß, dass die Arbeit in den vergangenen beiden Schuljahren eine besondere Herausforderung war.“ Die Lehrkräfte hätten „sehr viel geleistet, um ihre Abiturientinnen und Abiturienten sowohl im Fachunterricht als auch als Ratgeber umsichtig zu begleiten“.

Faire Rahmenbedingungen

Man habe auf die Pandemie reagiert und bezogen auf die Abschlussprüfungen „vergleichbare, faire und verlässliche Rahmenbedingungen: So wurden frühzeitig Begrenzungen des Stoffs für die schriftlichen Abiturprüfungen 2022 veröffentlicht“, heißt es vom Kultusministerium weiter. Darüber hinaus erhalten die Abiturienten „zur Entzerrung der Prüfungssituation auch heuer noch einmal einen Zeitzuschlag von 30 Minuten bei den zentral gestellten schriftlichen Abschlussprüfungen“.

Chris Ströhla sagt mit Blick auf die Prüfungsfragen im Fach Deutsch: „Es passt. Das ist nicht aus der Welt“, was da gefragt werde.

Autor

Bilder