Standards für die Feuerwehr

Von Andrea Pauly
Foto: Tobias Köpplinger Foto: red

Wie viele Feuerwehrmänner müssen in einem bestimmten Gefahrenfall wie schnell vor Ort sein? Mit dieser Frage befasst sich ein Gutachten, das die Firma Forplan aus Bonn für die Stadt erstellt hat. Dem Konzept zufolge müssen bei einem kritischen Wohnungsbrand künftig zwei Kameraden mehr als bisher innerhalb von acht Minuten vor Ort sein.

 
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Dieses Schutzziel ist zugleich die Grundlage für den Feuerwehr-Bedarfsplan, der regeln soll, welche Ausrüstung und Fahrzeuge die Bayreuther Wehren brauchen, um den Brandschutz in der Stadt zu garantieren.

Brandschutz als Gratwanderung

Als eine „Gratwanderung zwischen der Pflichtaufgabe und der haushälterischen Leistungsfähigkeit der Kommune“ bezeichnete Stadtdirektor Ulrich Pfeifer den Brandschutz. Umso wichtiger sei es, dass die Stadt nun einen Bedarfsplan erstelle. Dafür stehen im laufenden Jahr 50.000 Euro zur Verfügung.

Das Gefährdungspotenzial ist entscheidend

Holger de Vries, der Gutachter von der Beratungsfirma Forplan, empfiehlt der Stadt, sich an den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) zu orientieren. Ausschlaggebend für das Schutzziel ist darin nicht die technische oder personelle Ausstattung, sondern das Gefährdungspotenzial einer Stadt.

16 Feuerwehrleute in 13 Minuten

Danach müssen bei einem „kritischen Wohnungsbrand“ in Bayreuth mindestens zehn Feuerwehrkräfte nach acht Minuten vor Ort sein, spätestens 13 Minuten nach Alarmierung weitere sechs Feuerwehrleute. Bisher haben die acht Einsatzkräfte der Ständigen Wache in Bayreuth den allergrößten Teil der Erstangriffe übernommen.

Unterstützung von den Freiwilligen

Ob es sich bei den zehn Erstangreifern um Kräfte aus der Ständigen Wache oder freiwillige Kameraden handelt, spielt keine Rolle: Die acht Brandschützer der Wache könnten problemlos von zwei freiwilligen Feuerwehrleuten unterstützt werden, betonte Ulrich Pfeifer auf Nachfrage von Tim Pargent (Grüne). Eine Verstärkung der Ständigen Wache sei nicht nötig.

Keine Mehrkosten

Iris Jahn (JB) zeigte sich erschrocken über die Diskrepanz zwischen bisheriger Einsatzstärke und der geforderten. „Wenn wir bisher mit acht Kräften klargekommen sind, möchte ich wissen, was an Mehrkosten entstehen würde“, forderte sie. Auch Franz-Peter Wild (CSU) fragte, wie sich die Festlegung des Schutzziels finanziell auswirken werde. Harald Burkhardt, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz der Stadt, beruhigte: „Das hat nichts mit den Einsatzkosten zu tun. Das sind einzelne Verdienstausfallkosten. Das merken wir gar nicht in der Summe.“

Ziel: In 80 Prozent der Einsätze alle Vorgaben erfüllen

Das Schutzziel muss in der Realität zunächst in 80 Prozent der Fälle auch erreicht werden. Denn es ist schon als nicht als erfüllt anzusehen, wenn nicht alle Zeiten und Personenstärken eingehalten werden, also zum Beispiel die erste Gruppe nach neun Minuten eintrifft oder nach 13 Minuten nur 15 Feuerwehrleute vor Ort sind.

Im Süden der Stadt ist "grenzwertig"

Stephan Müller (BG) fragte, ob die Frist überhaupt überall eingehalten werde. „Im Süden der Stadt wird es grenzwertig“, sagte Harald Burkhardt. „Deshalb bauen wir da ja ein neues Feuerwehrhaus.“ Dafür seien zudem die Feuerwehren in den Stadtrandgebieten vorhanden und könnten wie bisher auch gleichzeitig zum Erstangriff ausrücken.

Pfeifer klar für das Schutzziel

Ulrich Pfeifer appellierte an die Stadträte, dem Schutzziel und dem Zielerreichungsgrad von 80 Prozent zuzustimmen - wenn auch der Brandschutz bisher schon immer gewährleistet gewesen und auch die Ständige Wache nach wie vor leistungsfähig sei. „Wenn wir das nicht machen und es sollte was passieren, dann geht es möglicherweise um ein Organisationsverschulden.“

"Wir wären mit dem Klammerbeutel gepudert"

Thomas Hacker (FDP) zweifelte trotzdem an der Sinnhaftigkeit. „Wir erfüllen bisher alle gesetzlichen Aufgaben. Jetzt wollen wir, um standardisiert und vergleichbar zu sein, einen Prozess lostreten, der keine finanzuiellen Veränderungen bringt - nur um vergleichbar zu sein?“ Pfeifer sieht das anders. „Ich sehe da überhaupt kein Problem. Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir das nicht machen würden, wenn es eine Empfehlung gibt“ - vor allem, wenn die Stadt diese ohne Mehrkosten einhalten könne.

Der Haupt- und Finanzausschuss empfiehlt das Schutzziel und den Zielerreichungsgrad wie von Forplan vorgeschlagen. Die Entscheidung trifft der Stadtrat in der nächsten Woche.

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