Stallpflicht nervt Züchter und eingesperrte Tiere Vogelgrippe: Federvieh will Unterhaltung

Von Sonny Adam
Harald Kulll vom Kleintierzuchtverein Neudrossenfeld präsentiert einen Brahma-Hahn. Foto: Sonny Adam Foto: red

In der Region gab es bislang nur einen einzigen Fall der Vogelgrippe. Doch die Situation spitze sich zu, so die Bilanz von Andreas Koller, Amtstierarzt. Deutschlandweit sind allein im Dezember schon 96 Fälle nachgewiesen – die Fälle, die derzeit untersucht werden, nicht mitgerechnet. Aus diesem Grund müssen Hühner in den Ställen und Volieren bleiben. Alle Ausstellungen sind abgesagt. Für die Kleintierzüchter ist das eine Katastrophe.

 
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Der Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Neudrossenfeld Harald Kull fängt mit einem gezielten Griff eines seiner kleinen Bantam-Hähnchen. „Für mich ist die Aufstallpflicht, rein platzmäßig, kein Problem. Denn ich habe nur 18 Tiere und elf Ställe und meine Bantams sind ja wirklich sehr klein“, sagt der passionierte Geflügelzüchter. „Aber für die, die große Rassen züchten, ist die Einsperrpflicht ein echtes Problem. Denn oft ist einfach nicht genug Platz da“, sagt Kull. Viele Geflügelzüchter, die jetzt bei den Ausstellungen ihre schönsten Zuchttiere präsentiert hätten und sich über Pokale und Urkunden gefreut hätten, haben schweren Herzens ihren Tierbestand reduzieren müssen. „Viele haben einen Großteil ihrer Tiere geschlachtet. Die liegen jetzt in der Gefriertruhe“, sagt Kull. „Für uns ist die Vogelgrippe eine Katastrophe.“

Kämpfe im Stall

Viele Geflügelzüchter machen indes unliebsame Erfahrungen mit „gelangweilten“ Hühnern. Denn wenn sich das Federvieh langweilt, gibt es Kämpfe, manche Hühner picken sich selbst oder andere die Federn aus. „Es ist natürlich so, dass die Hühner nicht begeistert sind, wenn man ihre Bewegungsfreiheit einschränkt. Man muss ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten geben“, erklärt der Veterinär Andreas Koller aus Kulmbach. Konkret bedeutet das, dass Geflügelfreunde die Ställe mit Einstreu ausstatten und in das Streu Futter streuen.

Mehr Platz zum Scharren

„Man kann auch Strohballen in die Volieren stellen und den Scharrraum ein bisschen strukturieren“, sagt der Veterinär. Außerdem sorgen Sandbäder für Beschäftigung. Und Silikat hilft gegen Parasiten. „Wichtig ist es auch, Verdauliches zu geben. Aber nur Dinge, die nicht aus dem Freiland stammen“, betont der Veterinär. Auch bei der Versorgung mit Wasser ist darauf zu achten, dass das Wasser nicht aus Tonnen oder Gefäßen, die auch für Vögel zugänglich sind, genommen wird. „Man kann auch Bälle und Reflektoren in den Auslauf geben. Eben alles, was dafür sorgt, dass keine Langeweile aufkommt“, sagt Koller. Außerdem sollten Geflügelzüchter das Licht reduzieren, die Fenster mit roter Farbe anstreichen. Und auch Picksteine können helfen, „gelangweilte Hühner“ zu unterhalten.

Veterinär Koller lobt indes die Bereitschaft der regionalen Geflügelzüchter, ihre Tiere eingesperrt zu lassen. „Vorerst gilt die Aufstallpflicht bis zum 31. Januar, aber sie kann jederzeit verlängert werden“, so Koller.

Bislang ist nur in Hof ein Fall des H5N8-Virus nachgewiesen worden. „Aber bei dieser Art der Vogelgrippe handelt es sich um einen besonders aggressiven Virus. 549 Ausbrüche sind bis Anfang November in Deutschland zu verzeichnen gewesen. Allein im Dezember sind bereits 96 neue Fälle bestätigt. Die Fälle, die derzeit noch untersucht werden, sind nicht mit gerechnet. Doch die Meldungen überschlagen sich.

Massentötungen in den Bundesländern

In Sachsen-Anhalt und in Nordrhein-Westfalen haben die Behörden 30.000 Stück Geflügel töten lassen. In einem großen Mastbetrieb bei Soest in Westfalen wurden erst am Wochenende alle 7.600 Puten und 14.000 Küken getötet. Bereits in der Nacht zum Samstag wurden 9.500 Enten eines Betriebes in Möser nahe Magdeburg getötet. „Wir haben den Virus in 14 von 16 Bundesländern. Und aktuell ist in den Niederlanden ein Betrieb mit 61.000 Hühnern betroffen“, erklärt der Veterinär. Um eine weitere Verbreitung des Virus zu vermeiden, sind alle Schauen abgesagt, auch die reinen Taubenschauen. Denn man geht davon aus, dass Tauben zwar nicht erkranken, aber die Krankheit übertragen können“; so Koller. Für Geflügelzüchter, die sich nicht an das Aufstallgebot halten, könnten Bußgelder in Höhe eines fünfstelligen Betrages verhängt werden.

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