Stahlzeit: Funken, Flammen, Feuerwerk

Von Rainer Unger
Eine charismatische Darbietung bot Stahlzeit-Sänger Heli Reißenweber im Schönen Hof der Plassenburg. Foto: Rainer Unger Foto: red

Etwas Vergleichbares hat die Plassenburg noch nicht erlebt: Was die Rammstein-Coverband Stahlzeit am Freitagabend boten und wie sie die über 1500 Besucher in ihren Bann zog, das war schon phänomenal.

 
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Wenn die Burg in Flammen steht, es überall kracht und blitzt und 1500 temporäre Burgbewohner ohne jede Panik, dafür aber unisono und enthusiastisch „Gott weiß, ich will kein Engel sein“ dem Nachthimmel entgegen schmettern, dann sind entweder Rammstein in der Stadt – oder die Tribute-Band Stahlzeit brennt im Schönen Hof ein akustisches und visuelles Feuerwerk ab. Als Sänger an der Bühnenkante: der Kulmbacher Heli Reißenweber.

Von Beginn an überzeugte die Gruppe mit einer perfekt einstudierten Choreografie und individueller, instrumenteller Klasse der Musiker. Dazu gab es immer wieder Knalleffekte im wahrsten Sinne des Wortes, böllerte es hier und rumste es da, stachen meterhohe Flammen von und vor der Bühne in den Abendhimmel, ließen die Akteure scheinbar in einem Flammenmeer versinken, feuerwerkte es immer wieder vehement und wild, stoben und wirbelten die Funken über die Bretter, loderten die Feuerzungen auf, lechzten nach mehr.

Und da war da noch Heli Reißenweber, der mit einer charismatischen Darbietung und einer höllischen Bühnenpräsenz aufwartete. Und sich stimmlich vor Rammstein-Sänger Till Lindemann ebenso wenig verstecken muss, wie vom Darstellerischen. Lieder wie „Sonne“, „Tier“, „Wollt ihr das Bett in Flammen sehen“, „Sehnsucht“, „Bestrafe mich“ und „Mutter“ nahmen die Massen gefangen, die dicht gedrängt und doch entfesselt, im treffenden Wortsinn entflammt vor der Bühne standen.

„Verdammt schnell ausverkauft, das Ding“, wandte sich der Kulmbacher ans Publikum, denn für das Konzert hatte es in Rekordzeit keine Karten mehr gegeben. Er erinnerte daran, wie die Band kurz nach ihrer Gründung vor mehr als zehn Jahren ihren ersten Auftritt in Kulmbach hatte und nach so langer Zeit endlich zurückkehren konnte.

„Habt ihr Lust?“ fragte er danach ins Publikum und aus 1500 Kehlen tönte ihm ein lautstarkes, voluminöses „Ja“ entgegen, dem das Lied „Keine Lust“ folgte. Eine tolle Feuershow zog Heli Reißenweber bei „Mein Teil“ ab, bei dem er scheinbar in Blut getränkt auf die Bühne kam und diese in ein flammendes Inferno verwandelte.

Songs wie „Amerika“, „Mein Herz brennt“, „Ohne dich“, „Ich tu dir weh“ verzückten die Zuhörer, bei denen der Begriff genau genommen nicht zutrifft, denn die hörten nicht nur zu, sondern gingen, sangen begeistert mit, rissen die Hände in die Höhe. Ein weiteres Highlight stellte die in einer absolut klasse Fassung präsentierte Depeche-Mode-Coverversion „Stripped“ dar. Bei „Du hast“ hätte Heli Reißenweber eigentlich gar nicht singen müssen, denn wohl jeder der Fans stimmte in den Refrain ein.

Zum Schluss des gut über zweistündigen Konzerts gab es mehrere Zugaben, als allerletzten Song einen der bekanntesten und den vielleicht kultigsten Songs von Rammstein, „Engel“, bei dem die Besucher nochmals alles aus sich rausholten und geschlossen, einstimmig, einmütig „Gott weiß, ich will kein Engel sein“ dem himmlischen Gefilde entgegen schmetterten.

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