Stadtwerke haben eine Idee, wie sie das Problem an der Stadthalle lösen wollen Bayreuth Tiefgarage: Millionenloch wird gestopft

Von Frank Schmälzle
Die Tiefgarage an der Stadthalle musste am 1. März geschlossen werden, weil die Zwischendecke nicht mehr tragfähig ist. Foto: Eric Waha Foto: red

Die Verantwortlichen der Stadtwerke haben noch einmal genau gerechnet: Die marode und gesperrte Tiefgarage an der Stadthalle zu sanieren, wird voraussichtlich 8,1 Millionen Euro kosten, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. So viel Geld können die Stadtwerke nicht aufbringen. Und: Die Stadt hat mit Sanierung und Umbau der Stadthalle selbst voraussichtlich 55,4 Millionen Euro zu tragen. Einen Ausweg scheint es dennoch zu geben.

 
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„Wir werden die Tiefgarage europaweit ausschreiben“, sagt Bayer auf Kurier-Anfrage. Das Ziel: Das Eigentum oder den Betrieb der Garage, die inklusive der ebenerdigen Fläche gut 360 Stellplätze hat, an einen Investor zu vergeben. Eine Erbpachtregelung wäre Bayer dabei die liebste Lösung. „Das hätte den Vorteil, dass das Eigentum bei den Stadtwerken bleibt.“

Stadtwerke-Geschäftsführer ist optimitisch

Dass sich ein Investor findet, der die 1979 in Betrieb genommene Tiefgarage in ihrem jetzigen Zustand übernimmt, sie saniert und betreibt, hält Bayer für durchaus möglich. Vor allem in deutschen Großstädten seien solche  Betreibermodelle gängig. Finanzinvestoren sähen darin ein Geschäftsmodell. Zugleich sei der Markt an Tiefgaragen und Parkhäusern in den großen Städten weitgehend abgegrast. „Jetzt sind die Mittelstädte dran“, sagt Bayer.

Was wird dann aus den Parkgebühren?

Dass private Betreiber bei den Parkgebühren freie Hand haben, räumt Bayer ein. Aber er sagt auch: Die Investoren werden sich an den Marktgegebenheiten zu orientieren haben. „Wenn sie ihr eingesetztes Kapital zurückhaben wollen, müssen sie dafür sorgen, dass das Parkhaus möglichst gut genutzt wird.“ Sie könnten also nicht unendlich an der Gebührenschraube drehen. „Möglichst schnell“ soll die Ausschreibung nun vorbereitet und veröffentlicht werden. „Wir wollen mit diesem Schritt keinerlei Bauverzögerung haben“, sagt Bayer. Im Klartext: Wenn die Stadthalle zum Jahresende  2019 saniert und umgebaut sein wird, soll auch eine voll funktionsfähige Tiefgarage zur Verfügung stehen.

Wenn die Lage des Parkhauses oder der Tiefgarage stimmt, stimmt auch die Rendite, sagen Branchenkenner des Investmentfonds Bouwfonds, der unter anderem Parkhäuser finanziert. Ein Ausfallrisiko des Mieters wie bei Hotels, Büros oder Wohnungen gibt es nicht .  „Wer sich für einen guten innerstädtischen Standort entscheidet, finanziert ein sehr risikoarmes Geschäftsmodell bei konstantem Einnahmefluss“, wirbt der Fonds.

Stadtwerke schreiben wieder schwarze Zahlen

Dass die Stadtwerke die Millionenlast für die Tiefgarage loswerden wollen, hat auch diesen Grund:  Das Unternehmen soll in den schwarzen Zahlen bleiben. Nach einem Jahresfehlbetrag 2014 in Höhe von 900.000 Euro werden die Stadtwerke in ihrer Bilanz für 2015 voraussichtlich 400.000 Euro Plus ausweisen. 2014 hatten Nachforderungen des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg die Stadtwerke in die roten Zahlen getrieben. Nach einer stichprobenartigen Überprüfung der  Fahrgastzahlen mussten die Stadtwerke 800.000 Euro an den VGN zurückzahlen. Zweiter Sondereffekt damals: In einem warmen Jahr 2014 hatten die Stadtwerke weniger Gas und Fernwärme abgesetzt. „2015 war dann wieder ein normales Jahr“, sagt Bayer.

Für die kommenden Jahre rechnet Bayer mit Investitionen in die Lohengrin-Therme und deren Umfeld. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Nordbayern will an der Therme eine neue Reha-Klinik bauen. „Wir sind jetzt mit den Detailbesprechungen auf der Arbeitsebene angekommen“, sagt Bayer. Die Stadtwerke müssten wissen, welches Bauvolumen die DRV anstrebt, wie viele Betten die neue Klinik haben soll und auch für welche medizinischen Anwendungen sie gedacht ist. „Darauf werden wir uns dann einstellen“, sagt Bayer. Das heißt konkret: Die Therme so ausbauen, dass sie zum medizinischen Spektrum der Klinik passt. Die Energieversorgung über Blockheizkraftwerke und die Erschließungstechnik so verstärken, dass sie für die neue Klinik ausreicht. Und vielleicht auch als Dienstleister für die Parkraumbewirtschaftung an der neuen Klinik auftreten. Das alles sind keine Geschenke an die DRV, sagt Bayer. „Wir profitieren von der DRV, so wie sie von uns profitiert.“

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