Stadtrat gibt Städtebaufördermittel für Synagogen-Sanierung frei Klares Bekenntnis zur jüdischen Gemeinde

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Die Synagoge der Jüdischen Gemeinde wird sich nach den Plänen des Architekturbürs Wandel Hoefer Lorch + Hirsch nach ihrer Sanierung in Anlehnung an ihr früheres Aussehen präsentieren. Foto: red Foto: red

Für die jüdische Gemeinde von Bayreuth war es ein wichtiger Beschluss - und es war ein wegweisender Beschluss an einem historischen Tag, den der Stadtrat am Mittwochnachmittag fasste.

 
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Ohne Gegenstimme gab das Gremium grünes Licht für die Freigabe des städtischen Anteils an den Städtebaufördermitteln, die knapp ein Drittel der Gesamtkosten für die Sanierung der Synagoge ausmachen.

Älteste noch genutzte Synagoge Deutschlands

Auf den Tag genau 80 Jahre nach der Machtergreifung und dem Beginn des Nazi-Terrors bekommt eine Beratung über die Sanierung der ältesten Synagoge Deutschlands, die als solche noch genutzt wird, automatisch ein anderes Gewicht.

Auch wenn es natürlich nicht geplant war, weil der Stadtrat automatisch an jedem letzten Mittwoch eines Monats zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammenkommt, bekommen Sätze der Stadträte eine tragendere Bedeutung, wenn die Zustimmung zu dem Projekt signalisiert wird, das Sozial- und Kulturreferent Carsten Hiollgruber als "mehrteiliges Projekt" vorstellte, dessen "erster Schritt, der Bau der Mikwe, nahezu abgeschlossen ist". Im nächsten Schritt folgt die Sanierung der Synagoge, die etwa 3,8 Millionen Euro kosten wird, und im Anschluss wird das Iwalewa-Haus zum Kultus- und Kulturzentrum umgebaut.

Wasser aus 70 Metern Tiefe

Hillgruber würdigte die bundesweite Bedeutung des Projekts, und sagte mit Blick auf die weltweite Sonderstellung, die die von einem artesischen Brunnen gespeiste Mikwe einnehme - das Wasser kommt ohne Pumpe aus 70 Metern Tiefe ins Becken - haben werde: "Das ist eine Seltenheit, die weltweit im Judentum Aufmerksamkeit haben wird. Und hier spielt natürlich auch die Bayreuther Geschichte mit Wagner und dem Antisemitismus herein."  

Stadtbaudirektor Hans-Dieter Striedl stellte die architektonische Planung des renommierten Büros Wandel Hoefer Lorch + Hirsch vor, das unter anderem die Münchner Synagoge geplant hat. Nach außen - das ist auch der Bereich, der städtebaulich bezuschusst wird und an dem die Stadt in dem als Sanierunsggebiet ausgewiesenen Bereich in der Münzgasse ihren Anteil hat - werde vor allem die veränderte Eingangssituation auffallen: Der Eingang, sagte Striedl, wird auf die Westseite und dort in die Mitte des Hauses verlegt. "Außerdem werden die historischen Rundbogenfenster wieder hergestellt."

Neuer Ausgang auf der Rückseite

Auf der Rückseite bekommt die Synagoge einen neuen Ausgang, der direkt auf den Weg führt, mit dem die Gläubigen zur Mikwe, dem rituellen Tauchbad gelangen. Tiefgreifende Veränderungen werden im Gebäude gemacht: "Was sehr aufwändig werden wird, ist die Veränderung der Geschosshöhe", sagte Striedl. Der Architekt Prof. Wolfgang Lorch hatte im Januar im Kurier-Gespräch gesagt, dass nahezu alles, was im vergangenen Jahrhundert umgebaut wurde, umgebaut oder abgebrochen wird, um der Jüdischen Gemeinde einen würdigen Sakralraum zurückgeben zu können.

Wie Hillgrubner sagte, stehen rund 1,2 Millionen Euro aus dem Städtebaufördertopf zur Verfügung, die 40 Prozent, die die Stadt nach dem Beschluss von gestern tragen wird, werden von der Oberfrankenstiftung bezuschusst. Für die Stadt bleiben somit 382.800 Euro, die verteilt auf die Haushaltsjahre 2014 (196.000 Euro) und 2015 (158.800 Euro) gezahlt werden können.

Die Stadträte waren sich einig, dass man dieses "ganz wichtige Projekt", wie es Harald Rehm (CSU) als erster Redner formulierte, unterstützen müsse. Es sei nicht nur aufgrund "der Vergangenheit der Stadt wichtig, Flagge zu zeigen", sagte Rehm, was die fraktionsübergreifende Zustimmung fand.

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