Stadt saniert alte Spinnerei

Von

Wer am Kulmbacher Bahnhof ankommt, dürfte künftig nicht mehr irritiert sein vom Zustand der ehemaligen Spinnerei. Denn die Stadt wendet viel Geld auf, um das mehrstöckige Gebäude zu sanieren. Auch aus dem früheren Pförtnerhaus des Industriedenkmals soll wieder ein Schmuckstück werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Nutzungsidee: Ein Stadtteiltreff für alle Generationen. So schwebt es Oberbürgermeister Henry Schramm vor. Mit dem Umbau wurde das Architekturbüro H2M beauftragt, das auch verantwortlich ist für die Neugestaltung von Zentralparkplatz und Tiefgarage. Das italienische Restaurant Mauri-Pizza, bisher in der Pestalozzistraße, mit Inhaber Maurizio Malandrino wird ins Pförtnerhaus einziehen.

Umbau für eine halbe Million Euro

Der Stadtrat stimmte nun der Auftragsvergabe zu. Die Gesamtkosten belaufen sich auf zirka eine halbe Million Euro. Die Kosten werden vom Industriebrachenprogramm der bayerischen Staatsregierung zu 70 Prozent gedeckt. Die Ausgaben für die Denkmalpflege werden von Oberfrankenstiftung und bayerischer Landesstiftung bezuschusst. „Wir sind bisher bei der Förderung gut bedient worden“, stellt Schramm fest und ist sich sicher, dass in Zukunft die Förderprogramme eher zurückgefahren werden. Daher sei es gut, dass mit den Arbeiten am Pförtnerhaus begonnen werden konnte.

Das fast 100 Jahre alte Pförtnerhaus der Kulmbacher Spinnerei wurde 1921 erbaut. Das Verwaltungsgebäude und das Hauptgebäude entstanden 1903/04. Dabei handelt es sich laut dem Verzeichnis der Kulmbacher Baudenkmäler um Betonskelettbauten im Stil der Stuttgarter Schule und der Neuen Sachlichkeit.

Ursprünglicher Charakter ging verloren

Bis zur Werksschließung im Jahr 1994 stand das Pförtnerhaus im Eingangsbereich des die Kulmbacher Innenstadt prägenden Werksgeländes. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude habe jedoch in den letzten Jahrzehnten immer mehr sein ursprüngliches Aussehen verloren, beschreibt die Bauverwaltung den Zustand vor der Sanierung. Nicht denkmalgerechte Umbauten innen und außen wie eingebaute Metallfenster und das Entfernen der Fensterläden hätten dem Gebäude seinen ursprünglichen Charakter genommen. Den eher verunglückten Gesamteindruck verstärkten ein angebauter Wintergarten und moderne Glas-Metall-Vordächer.

Kauf im Jahr 2015

Die Stadt Kulmbach kaufte im Jahr 2012 die zunehmend verfallenen Gebäude der einstigen Spinnerei entlang der Bahnlinie. Darin ist derzeit das Jugendzentrum untergebracht. In den übrigen Räumen soll ein Kulturzentrum entstehen. Weil dem Pförtnerhaus im Zuge der Sanierung eine zentrale Rolle zukommt, plante die Stadt, es ebenfalls zu erwerben. Nach längeren Bemühungen ist dies Anfang 2015 gelungen. Das Pförtnerhaus konnte von der Futura Vermögensverwaltungsgesellschaft übernommen werden.

Umbau nach historischem Vorbild

Da die umfangreiche Sanierung denkmalgerecht verlaufen sollte, gab es von Anfang an eine enge Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalschutz. Dieses erteilte inzwischen die Freigabe für den Umbau. „Das Hauptanliegen ist es, dem Gebäude seinen ursprünglichen Charme wieder zu geben“, teilt die Stadt dazu mit. Das Pförtnerhaus werde vollumfänglich saniert, die Fenster und Öffnungen wieder nach dem historischen Vorbild gestaltet. Das Dach wird gedämmt, Konstruktionsschäden beseitigt. An der Fassade wird versucht, den historischen Anstrich wieder herzustellen. Auch die Säulen im Eingangsbereich werden erneuert. Das Erdgeschoß erhält neue Bodenbeläge: Vorgesehen sind denkmalgerechte Naturstein- und Fliesenböden.

Nicht-historisches wird entfernt

Eine besondere Idee gibt es für den Innenausbau: Im Inneren soll die Geschichte der Spinnerei durch Wandinstallationen erlebbar werden. Auch das Obergeschoss wird im Zuge der Sanierung instandgesetzt. Auch hier seien, so die Stadt, in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von nicht denkmalgerechten Umbauten zum Beispiel in einer Zahnarztpraxis vorgenommen worden. Das alles sei künftig zurückzubauen und durch fachgerechte Materialien und denkmalgerechte Dielen zu ersetzen.

Gegenwärtig hänge das Pförtnerhaus noch an der Gas- und Wasserversorgung der Hornschuch-Villa und des Einkaufszentrums Fritz. In Zukunft wird das Gebäude davon getrennt und separat angeschlossen.

Autor

Bilder