St. Salvator: Der Wald im Kirchendach

Von Thorsten Gütling

Sie ist die älteste Hollfelder Kirche, und die vergangenen 314 Jahre haben ihr schwer zugesetzt. Das Dach der Salvatorkirche ist feucht. Teile des Gebälks lassen sich mit dem bloßen Finger zerbröseln. Der Weißporling hat sich breit gemacht.

 
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St. Salvator ist ein Schmuckstück, nicht nur wegen des prunkvollen Altarraums. Der barocke Dachstuhl, gebaut im Jahr 1704, ist von so massiver Konstruktion, dass er seines Gleichen sucht. Von einem „Wald als Dach“ spricht Stefan Stenglein.

Der Hollfelder Ingenieur und Denkmalpfleger meint die 34 mal 34 Zentimeter starken Holzbalken, die Rücken an Rücken über den Gottesdienstbesuchern eine Decke bilden. Im Gegensatz zur Holzbalkendecke werden für so eine Massivholzdecke Unmengen von Holz gebraucht. Ein Zeichen dafür, dass die Kirchengemeinde einst über große Waldstücke verfügt haben muss, sagt Stenglein. Dafür aber wohl kaum über einen Steinbruch. Denn für das Mauerwerk wurden unzählige Feldsteine zusammengetragen.

Der Pilz macht sich breit

Jetzt ist zwar nicht der Wurm drin, im alten Holzgebälk, dafür aber ein Pilz: der Weißporling. Und das viele Holz macht den Austausch der faulen Balken schwer. Platz zum Rangieren und Verbinden der alten Reste mit den Ersatzteilen ist kaum. Dabei läuft doch die Zeit. „Es ist fünf vor zwölf“, sagt Stenglein. Jetzt müsse gehandelt werden und nicht erst, wenn das Wasser durch die Stuckdecke tropft.

Vor vier Jahren wurden die Schäden am Dach entdeckt. Weil man dachte, dass die damals erst 25 Jahre alten Dachziegel undicht seien. Vermutlich hatte man aber bei der Neueindeckung übersehen, dass die Feuchtigkeit längst im Holz war – und es wieder eingeschlossen. Rund 450.000 Euro, rechnet der Hollfelder Pfarrer Bernhard Simon, wird die Sanierung des Daches jetzt kosten. Etwa 50.000 davon werden nach Abzug aller Fördermittel an der Kirchengemeinde hängen bleiben. Die Gemeinde hofft auf Spenden.

Gift aufs Holz

Einen Teil der Kosten haben bereits die aufwendigen Vorarbeiten verschlungen. Weil die Holzbalken mit den Holzschutzmitteln PCP und Lindan belastet sind, mussten sie vor Beginn der Bauarbeiten gesäubert werden. Auf dem benachbarten Friedhof musste der Zustand eines jeden Grabes dokumentiert werden, damit am Ende keine unberechtigten Ansprüche auf Schadensersatz erhoben werden. Dazu galt es auszuschließen, dass sich nirgendwo Fledermäuse versteckten, die die Sanierung um Monate verzögert hätten.

Jetzt sollen die Arbeiten bis zum Spätsommer beendet werden. Die Gottesdienstbesucher sollen davon weitgehend unbehelligt bleiben. Und auch den bis zu zehn Pilgergruppen, die die Wallfahrtskirche jedes Jahr besuchen kommen, stehe die Tür weiter offen. „Es handelt sich schließlich um eine Kirche überörtlicher Bedeutung“, sagt Pfarrer Simon. Nicht nur des massiven Daches wegen. Und auch nicht nur, weil die Kirche dem Pfarreiverbund Hollfelder Land seinen Namen gab. Die Wallfahrer selbst haben St. Salvator zu etwas besonderem gemacht.Zu etwas, das man sonst nur aus den evangelischen Kirchen der Markgrafen kennt: zu einer Kirche mit zweistöckiger Empore. Die Wallfahrer, die früher noch in weit größerer Zahl kamen, brauchten schließlich Platz.

Die Legende von St. Salvator

Die Legende, wie die Salvatorkirche zur Wallfahrtskirche wurde, ist in der Broschüre „Die Kirchen von Hollfeld“, herausgegeben vom katholischen Pfarramt, nachzulesen. Demnach soll an der Stelle der Kirche noch um 1400 eine Eiche gestanden haben. Unter dieser habe sich ein Mann niedergelassen und unter Tränen mit seinem schweren Schicksal gehadert. Da sei ihm Jesus mit Kreuz und Dornenkrone erschienen und habe gesagt: „Du beklagst dich über dein Kreuz und glaubst es sei schwer. Ich trage deinetwegen nun schon lange mein Kreuz. Trage das deinige mit Geduld, denn ich nehme dich bald zu mir.“ Daraufhin habe der Mann am Ort der Christuserscheinung die erste Salvatorkapelle der Stadt errichtet. Von den mittelalterlichen Vorgängerbauten gibt es heute keine Zeugnisse mehr.

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