Sprecher Markus Bieswanger: Die Stromtrasse in unserer Region ist nicht vom Tisch Bürgerinitiative Pegnitz traut der Politik nicht

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BI-Sprecher Markus Bieswanger sieht eine Gleichstromtrasse durch unsere Region noch lange nicht vom Tisch. Foto: dpa Foto: red

Er ist nicht gut auf die große Politik zu sprechen. Ob in Bayern oder im Bund. Weil da etwas als Tatsache verkauft werde, was längst noch keine ist. Prof. Markus Bieswanger, Sprecher der Bürgerinitiative gegen die nach wie vor nicht endgültig beerdigte Gleichstromtrasse Süd-Ost, glaubt nicht so recht, was da in Berlin und sonst wo bei Pressekonferenzen verlautbart wurde. Für ihn ist da zu viel „kann“ im Spiel und zu wenig „ist“.

 
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„Es handelt sich dabei ausschließlich um politische Willensbekundungen, um Vorschläge, dass etwas geprüft werden soll“, so Bieswanger mit Blick auf Aussagen, die Trasse müsse und solle jetzt nicht durch unsere Region verlaufen. Wer das Eckpunktpapier der Parteien zu diesem Thema genau lese, stoße schnell auf „viele Fragezeichen, auf Begriffe wie ‚sollte möglichst‘, und das ständig. Das heißt im Klartext: Sicher ist da noch gar nichts.“

Reine Absichtserklärungen

Die angekündigte Verlagerung der Trasse nach Osten mit dem Endpunkt Landshut, die Nutzung bereits bestehender Trassen und – dort, wo das nicht geht – das Verlegen von Kabeln unter der Erde im großen Stil – all das seien nur Absichtserklärungen. Die Netzbetreiber selbst verweisen laut Bieswanger zum einen darauf, „dass die Politik mit ihnen im Vorfeld gar nicht gesprochen hat“. Und zum anderen auf enorme technische Schwierigkeiten beim Umsetzen solcher Pläne.

Null Erfahrung mit Erdkabeln

Vor allem, wenn es um die Erdverkabelung geht. Bieswanger war vergangene Woche mit Bürgermeister Uwe Raab beim Energiecampus Nürnberg (EnCN), einer Forschungsplattform, die an der Verwirklichung der Vision einer nachhaltigen, auf erneuerbaren Energien basierenden Energiewirtschaft arbeitet. Sie sprachen dabei auch mit „Leitungsexperten“, so Bieswanger. Dieser habe unmissverständlich betont, es gebe noch keine Betriebserfahrung mit dem unterirdischen Stromtransport, „niemand wisse, ob das funktioniert, ob man sich auf Leitungsqualität langfristig verlassen kann“. Mit Wechselstrom sei dies kein Problem, mit Gleichstrom schon, da er immer nur in eine Richtung „strahlt“. Ein zweiter Experte plädierte bei diesem Treffen für die Umwandlung von Energie in stoffliche Form, zum Beispiel in Gas. Einig seien sich in einem Punkt beide gewesen: „Leitungen alleine reichen nicht, weil man mit ihnen nichts speichern kann.“

Speichermodelle gibt es schon

Und natürlich existierten schon Modelle für das Speichern von Energie. Aber diese Anlagen sind klein. Zu klein. „Die Fachleute sind sich einig, dass man einfach zu spät damit begonnen hat, an der Entwicklung von Speichern zu arbeiten, weil die Energiewende eben zu schnell vollzogen wurde“, sagt der BI-Sprecher. Unabhängig von sämtlichen Diskussionen müsse man sich über eines im Klaren sein: „Es ist unstrittig, dass eine neue Trasse nur dazu dient, mögliche Stromengpässe in ein paar dunklen Winternächten ohne Wind zu kompensieren.“

Keine Trasse für Stromhandel, bitte

Errichte man verteilt auf das ganze Bundesgebiet einige Gaskraftwerke, reiche dies vollkommen aus, um im Ernstfall reagieren zu können. Die aktuelle Situation in Bayern bestätige diese Einschätzung: „Von fünf Kernkraftblöcken in Bayern ist im Moment nach der Schließung von Grafenrheinfeld und wegen der Revision von zwei Anlagen in Gundremmingen und bei Isar II nur einer in Betrieb – und dennoch gibt es keinerlei Probleme.“ Und solch „gigantische Trassen“ nur zu bauen, um den europäischen Stromhandel bedienen und etwa Strom aus Schweden nach Portugal liefern zu können, sei nun wirklich nicht tragbar.

Wachsam bleiben

Bieswanger: „Wir sind eh schon ein Transitland mit den daraus resultierenden Belastungen, das muss nun wirklich nicht auch noch sein.“ Bieswanger rät zur Wachsamkeit der Bürgerinitiativen. Und verweist auf Aussagen der Bundesnetzagentur, nach denen auch eine nach Osten verlegte Trasse und der Süd-Link nicht ausreichen und wohl sogar eine dritte nötig wäre – „und die kann dann nur entlang der A 9 verlaufen, es sollte also niemand sagen, das geht jetzt auf jeden Fall an uns vorbei.“

Treffen in Pegnitz

Die BI gebe ihren Widerstand jedenfalls definitiv nicht auf, weil sie grundsätzlich die Notwendigkeit jeder Trasse bestreitet. Jetzt gelte es abzuwarten, „wie die Politik sich nach der Sommerpause konkret äußert“. Und dann wolle man bei einem Treffen aller bayerischen BI’s Ende September oder Anfang Oktober in Pegnitz das weitere Vorgehen beraten.

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