Soldatenkameradschaft: Aus nach 116 Jahren

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Das Kriegerdenkmal auf dem Friedhof von Emtmannsberg soll in Zukunft möglichst die Kirchengemeinde pflegen. Dafür bekommt sie das Geld, das nach der Auflösung der Soldatenkameradschaft übrig bleibt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Vergangenes Jahr hat die Soldatenkameradschaft Emtmannsberg noch 115-jähriges Bestehen gefeiert, jetzt ist sie Geschichte. Bei der Jahresversammlung wurde die Auflösung beschlossen. Einen entsprechenden Trend gibt es aber nicht, heißt es beim Bezirksverband.

 
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"Diese Entscheidung ist uns wirklich schwer gefallen", sagt Heribert König - und man hört durchs Telefon, dass es ihm nahegeht. Aber letztlich habe es keine Alternative zur Auflösung gegeben, sagt der bald 73-Jährige, der die Soldatenkameradschaft rund 30 Jahre als Vorsitzender geführt hat. Zumal es ein schleichender Prozess gewesen sei. "Wir denken eigentlich schon seit mindestens zwei Jahren über diesen Schritt nach, haben aber immer gedacht: Vielleicht tut sich ja doch noch was", sagt König.

Jüngere engagieren sich kaum

Aber was hätte sich tun sollen? Mehr Engagement vor allem der jüngeren Mitglieder hätte sich der Vorstand gewünscht. "Wir haben ja schon auch ein paar dabei, die zum Beispiel in der 40ern sind. Aber die meisten von ihnen habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen", sagt König, der einst Zeitsoldat und Unteroffizier und danach als Reservist quasi der typische Kandidat für die Soldatenkameradschaft war. Doch solche Zugänge habe es zuletzt auch nicht mehr gegeben, "spätestens, seit es in Bayreuth keine Bundeswehr mehr gibt".

"Alle wussten Bescheid"

Übers Jahr bei drei, vier Beerdigungen dabei sein, das eine oder andere Vereinsmitglied besuchen, den Volkstrauertag gestalten - das waren zum Schluss die Hauptaktivitäten im Verein. Und damit einfach zu wenig, sagt König, der sich als "echten Vereinsmeier" bezeichnet. Letzter Auslöser für den Schritt war nun, dass kein Nachfolger für ihn als Vorsitzender gefunden werden konnte. "Ich wollte auch aus gesundheitlichen Gründen etwas kürzer treten", sagt König zur Begründung. Und: "Alle wussten Bescheid."

Wenig Interesse

Man habe in der Einladung zur Jahresversammlung deutlich darauf hingewiesen, dass es um die Neuwahl geht. Aber dann seien wieder nur zehn der insgesamt noch 27 Mitglieder gekommen. "Das zeigt doch das Interesse", sagt König, und man hört ihm seine Enttäuschung an. Zwar sei noch einmal lang und intensiv diskutiert worden, aber eine Lösung wurde nicht gefunden. Niemand wollte Vorsitzender werden und dem Verein vielleicht auch neue Ideen geben.

Eher ein Einzelfall

Klaus-Dieter Nitzsche, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Soldatenbundes, sieht in der Entwicklung in Emtmannsberg eher einen Einzelfall. Ein Problem sei dort neben der Altersstruktur wohl auch, dass es sich um eine sehr kleine Kameradschaft handle. "Im Schnitt haben wir in den Kameradschaften im Kreisverband Bayreuth 70 Mitglieder", sagt Nitzsche. Die größten seien Waischenfeld und Warmensteinach mit jeweils rund 130 Mitgliedern. Und es gebe hier und da durchaus Zuwächse, "wenn man aktiv auf heute 40- bis 50-Jährige zugeht, die früher mal gedient haben".

Nur noch die Abwicklung bleibt

In Emtmannsberg geht es derweil nur noch um die Abwicklung, um die sich König, sein Stellvertreter, Bürgermeister Thomas Kreil, und ein weiteres Vorstandsmitglied kümmern. Das Vereinsvermögen - wohl ein mittlerer dreistelliger Betrag - soll an die Kirchengemeinde gehen. Mit der Auflage, davon die Pflege des Kriegerdenkmals sicherzustellen.

Die Wurzeln

Die Wurzeln der Soldatenkameradschaften gehen teils deutlich ins 19. Jahrhundert zurück, sagt Klaus-Dieter Nitzsche, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Soldatenbundes. Gegründet wurden sie meist aus zwei Gründen: Zum einen, um Kriegsversehrte sowie Kriegerwitwen und -waisen sozial zu unterstützen - auch heute noch gibt es ein entsprechendes Sozialwerk. Außerdem sollte und soll die Kameradschaft unter ehemaligen und aktiven Soldaten gefördert werden.

In Bayern haben die Soldatenkameradschaften laut Nitzsche etwa 70.000 Mitglieder, in Oberfranken sind es knapp 10.000. Dem Kreisverband Bayreuth gehören demnach 38 Vereine mit im Schnitt 70 Mitgliedern an.

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