Skrupel vor dem Millionen-Ding

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Das neue Feuerwehrhaus am Bachwiesenweg soll unter anderem zehn Stellplätze und einen Übungsturm bekommen. Die Kosten: 6,2 statt 4,5 Millionen Euro, die man zuerst angenommen hatte. Darüber diskutierte der Gemeinderat am Montagabend noch einmal intensiv. Grafik: Architekturbüro Günther Lenk Foto: red

Die Gemeinde Bindlach steht vor großen Investitionen: Die Ortsmitte verlangt nach Geld, das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) sieht ein dickes Maßnahmenpaket vor. Und dann ist da noch die größte Investition: das Feuerwehrhaus. 6,2 Millionen Euro wird es kosten. Statt der veranschlagten 4,5 Millionen Euro. Ein Umstand, der den Gemeinderat am Montag ordentlich umtrieb.

 
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Während der Gemeinderat das Isek-Paket, das in der Sitzung Anfang Dezember drei Stunden lang beraten worden war, mit nur noch leichten Retuschen einstimmig verabschiedete, gab es beim Feuerwehrhaus Diskussionen. Zum einen über die Ausschreibung. Zum anderen dann doch noch über die Kosten. Seit der Sitzung im November, in der der Architekt Günther Lenk die Entwurfsplanung, die auf den Vorgaben der Feuerwehr basiert, vorgestellt hatte, hätten sich "keine Änderungen ergeben", sagt Bürgermeister Gerald Kolb (WG) in der Sitzung am Montagabend. Um das Projekt jetzt auf den Weg zu bringen, brauche es die Zustimmung zum Planentwurf. Und den Auftrag, die europaweite Ausschreibung des Projekts vorbereiten zu können.

Entwurf für die Ausschreibung

Wie der Kämmerer Roland Lerner sagt, "brauchen wir jemanden, der die Ausschreibung entwirft". Damit die weiteren Planungsphasen vergeben werden können. Bedenken aus dem Gemeinderat, dass möglicherweise am Gremium vorbei ein Ausschreibungstext vorbereitet werden könnte - wie es unter anderem Neithard Prell, der WG-Fraktionsvorsitzende befürchtete -, versucht Kolb zu zerstreuen: "Wir machen doch nichts, was dem Gemeinderat nicht entspricht." Der Vorstoß von Berthold Just, dem CSU-Fraktionsvorsitzenden, den Auftrag zur Ausschreibung erst einmal nicht zu beschließen, bringt Helmut Steininger (SPD) auf die Palme: "Wir haben andere Projekte auch schon gestemmt, ich sehe da überhaupt kein Problem." Womit Steininger dem dritten Bürgermeister und Chef der Feuerwehr, Klaus Jaunich (CSU), offenbar aus der Seele spricht: "Ich sehe das genauso", sagt Jaunich.

Optimalausbau statt Maximalausbau

Was das Gremium dann doch noch mehr beschäftigt: die Summe. Christian Brunner (CSU) sagt, er habe sich gewundert, dass der Gemeinderat nicht mehr über den Preis des Feuerwehrhauses diskutiert habe. "Das ist ein Haufen Geld. Wenn man privat baut, würde man versuchen, Sachen einzusparen. Es wäre sicher Potenzial da." Und: "Über jeden Fahrradständer für 10.000 Euro diskutieren wir fast eine Stunde." Sein Fraktionskollege Jaunich sagt: Das Konzept für die Ausstattung des Feuerwehrhauses stamme aus der Feder der Feuerwehr, entspreche aber "nicht einem Maximalausbau, sondern einem Optimalausbau", an dem man nicht rühren sollte. "Wir bauen nichts, an dem wir in zehn Jahren wieder rum- oder umbauen müssen", sagt Kolb. Der wiederum wundert sich: In der Sitzung im November sei die Planung ebenso wie die Kosten "ausführlich vorgestellt worden. Seitdem sind keine Fragen bei mir angekommen. Außer der, warum man das nicht gleich in der letzten Sitzung beschlossen hat. Dass jetzt Einwände kommen, verstehe ich nicht."

Verschieben? Geht auch nicht

Die Kostensteigerung von 4,5 auf voraussichtlich 6,2 Millionen Euro sei den Gemeinderäten "erst jetzt untergekommen", sagt der CSW-Fraktionsvorsitzende Werner Fuchs. "Wenn die Kosten aus dem Ruder laufen, müsste man vielleicht noch mal um zwei Jahre verschieben. Aber wir können auch nicht maßlos streichen, weil wir wollen, dass es was Gescheites wird." Trotz der Diskussion führt kein Weg am Feuerwehrhaus vorbei, den der Gemeinderat schließlich mit zwei einstimmigen Beschlüssen ebnet - nach der Aussage Jaunichs: "Das sind alles Notwendigkeiten, keine Wünsche. Die 4,5 Millionen waren für die nackige Hülle." Sowohl an der Planung als auch am Auftrag für die Vorbereitung der Ausschreibung ist jetzt der Haken dran.

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