Simone Krauß hat ein ungewöhnliches Hobby Pegnitzerin spinnt: Wolle aus Hundehaaren

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Aufgeregt springen die zwei kleinen Mischlinge Tim und Struppi um ihr Frauchen Simone Krauß herum. Nein, die beiden müssen ihr Fell nicht lassen, die Haare sind zu kurz. Aber ihre beiden Vorgänger, zwei Collies, wurden regelmäßig gebürstet. Aus dem Haar spinnt die Pegnitzerin Wolle.

 
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Die Idee dazu hatte sie vor 20 Jahren, als sie bei einer Hundeausstellung war und eine Jacke aus Bobtailhaaren sah. "Ich hatte ein altes Spinnrad und wollte das auch mal probieren", erzählt die 56-Jährige. Gezeigt hat es ihr niemand, sie hat es einfach selber probiert. Anfangs war der Faden manchmal zu dick oder ein sogenannter Gummifaden, das heißt, zu sehr gedreht. Aber mittlerweile spinnt Krauß den Faden, ohne hinzuschauen.

Fasern werden gekämmt

Nachdem die Hunde gebürstet sind, werden die Haare kalt gewaschen und anschließend getrocknet, erklärt sie den Ablauf. Dann werden die Fasern kardiert, also in eine Richtung gekämmt. "Dadurch wird der Faden gleichmäßiger und die kurzen Haare fallen gleich raus", sagt Krauß. Das Kardieren hat mittlerweile ihr Mann Gerhard übernommen. Simone Krauß setzt sich an ihr Reisespinnrad - das kann man auch zusammenklappen - und fädelt die Fasern ein. Gleichmäßig tritt sie mit dem Fuß das Pedal und lässt den gesponnenen Faden durch ihre Hand gleiten, der sich auf der Spule aufwickelt. Danach werden immer zwei Fäden noch einmal miteinander verzwirnt.

Im Hundehaar ist mehr Talg

Die Fasern sollten schon eine bestimmte Länge haben, damit sie versponnen werden können, sagt Krauß. Normalerweise könnte man Hundehaare auch mit Schafwolle verzwirnen. Das mache sie aber nicht so gerne. Außerdem wird die Wolle dann härter. Im Unterschied zum Schafffell ist im Hundehaar mehr Talg drin, der auch den Geruch ausmacht. "Aber nach dem Waschen ist der eigentlich weg", sagt sie. Krauß bekommt ihre Hundehaare von Bekannten, die sie bitten, diese zu verspinnnen. Und sie spinnt auch ausschließlich. "Ich habe so viel zu spinnen, da komme ich gar nicht selber zum Stricken", so die 56-Jährige. Nur ganz selten reicht ihre Zeit dafür. Krauß ist berufstätig und kümmert sich immer wieder um ihre vier Enkel, da ist sie ausgelastet. Außerdem macht sie noch andere Handarbeiten aus Stoff und Filz, ist damit regelmäßig auf Märkten.

Wärmer als Schafwolle

Rund zwei bis drei Stunden braucht sie, um 100 Gramm Hundewolle zu spinnen. Ein Kilogramm davon braucht man etwa für einen Pullover. Kleinere Sachen, wie Hüttenschuhe, Schal oder Handschuhe hat sie schon mal daraus gestrickt. "Die Hundewolle ist wärmer als Schafwolle, weil die Fasern dichter sind", erklärt sie und zeigt eine Jacke, die sie mal aus den Haaren ihrer Collies gestrickt hat.

Ausgleich zur normalen Arbeit

Für Simone Krauß ist das Spinnen Entspannung, ein Ausgleich zur normalen Arbeit. Abends sitzt sie vor dem Fernseher und spinnt. "Wenn das dann so gleichmäßig surrt, bin ich kurz vor dem Einschlafen manchmal", sagt sie lachend. Sie spinnt Wolle, weil es ihr Spaß macht. "Ich brauch das, ich muss immer etwas zu tun haben." Und manchmal experimentiert sie auch mit der Hundewolle, zum Beispiel beim Färben.

Dann tritt Simone Krauß weiter gleichmäßig auf das Pedal ihres Spinnrades. Insgesamt hat sie davon drei Stück. "Spinnräder sind Herdentiere, man hat nie nur eines", sagt sie. Ruhig und gleichmäßig schnurrt der Faden durch ihre Hand. Die Mischlinge Tim und Struppi sitzen aufmerksam daneben und beobachten, wie sich das Rad dreht.

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