Siegmannsbrunn Dorfteich giftgrün eingefärbt?

Rosi Thiem
Markus Krems (links) und Dieter Hoch (rechts) waren entsetzt. Das jahrelange natürliche Biotop wurde vermutlich über Nacht von Unbekannten giftgrün verfärbt. Foto: Rosi Thiem

Schlechter Scherz eines Unbekannten? Ein Gewässer in Siegmannsbrunn scheint nicht mehr seine natürliche Farbe zu haben.

 
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„Geht’s noch?“, fragte sich Markus Krems, als er am Sonntagmorgen zum Dorfweiher kam. Der naturbelassene und mit vielen Lebewesen besetzte Dorfweiher war giftgrün eingefärbt.

Der 44-jährige Siegmannsbrunner, der jeden Tag zum nahe gelegenen Dorfteich kommt, kann es nicht fassen. „In unserem Weiher sind seit Jahren Goldfische, Libellen, Lurche, Kröten und Salamander drin“, schüttelte er fassungslos den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wo diese grüne Farbe herkommt. Ich habe nur eine Vermutung, weil heute am 17. März in Irland der Saint Patrick’ s Day ist. Da färben sie immer alles grün“, rätselt er.

Ein verspäteter Faschingsscherz?

Aber was soll das in dem kleinen Weiler Siegmannsbrunn in diesem bisher unberührten Biotop? „Das ist ein verspäteter Faschingsscherz in einem nicht tolerierbaren Ausmaß“, bemerkte der dazugestoßene Dieter Hoch, ebenfalls vom Bund Naturschutz aus der Ortsgruppe Pottenstein. „Wir hoffen nur, dass es den Lebewesen nichts tut. Bisher schwimmen die Goldfische noch. Doch es sind immerhin Fremdsubstanzen, die keinesfalls in einen Weiher gehören“, mahnte Hoch. Und wie geht es weiter? „Am Montagmorgen werde ich sofort die untere Naturschutzbehörde anrufen und das Landratsamt Bayreuth. Hier bitten wir dann, dass eine Wasserprobe genommen wird“, informierte er. Eine ölhaltige Farbe scheint es nicht zu sein, eher vermutlich eine Acrylfarbe, doch das intensive Grün leuchtet bereits von Weitem. Die Stille um den Hüllweiher wurde unterbrochen von quakenden Fröschen und singenden Vögeln. „Jetzt hoffen wir nur, dass die Lebewesen überleben“, hoffte auch Markus Krems, der gleich in der Nähe wohnt. Bemerkt hatte er nichts. „Hier weiter unten Richtung Weidenloh ist ein weiteres kleines Gewässer, das direkt in die Natur überführt, dem ist bisher noch nichts „Grünes“ passiert.“

Artenvielfalt im Gewässer in Gefahr

Im Moment laichen gerade auch die Frösche im betroffenen Biotop. „Die Artenvielfalt ist vielen im Weiher wahrscheinlich nicht bekannt“, sagte der 44-jährige Altenpfleger Krems. „Ob es oben beispielsweise die Wasserläufer sind, die Insekten und Larven im Schilf oder im Wasser die vielen Kleinstlebewesen, die zu einem natürlichen Kreislauf gehören. Da war jemand leider etwas hirnlos“, schüttelte er verständnislos noch einmal den Kopf im Blick auf das grelle, unnatürliche Grün des Wassers.

„Ob das heute woanders auch mit der grünen Farbe in einem Gewässer passiert ist?“, fragte sich Dieter Hoch. „Einfach ein Färbungsmittel einzukippen? Ohne nachzudenken?“ Er könne es sich nicht vorstellen. „Hier war das Bewusstsein für das lebenswichtige Biotop wahrscheinlich mit Sicherheit nicht vorhanden“, konnte es auch Dieter Hoch nicht fassen. „Schaltet das Hirn ein, denkt an die Kette. Der unberührte, geschlossene Naturkreislauf ist für uns alle überlebenswichtig“, mahnte der ehemalige Lehrer noch einmal.

Eine Keimzelle des Überlebens

„Weiter hinten ist ein Löschteich für Brandfälle und ohne Fische, der hat seine natürliche Farbe“, stellte Markus Krems inzwischen fest. „Früher, als es noch keine Wasserversorgung in Siegmannsbrunn gab, waren diese kleinen Dorfteiche das Trinkwasser der Menschen“, erzählte Krems. „Mit Holzeimern holte man hier das Wasser.“ Dieter Hoch erinnerte an etwas anderes: „Kern des neuen bayerischen Naturschutzgesetzes sind die Trittsteine für die Population.“ Und weiter sagte er: „Die Leute und die Natur kommen nur zusammen, wenn man sich in die Lebewesen hineinversetzt. So ein winziger Bereich wie hier der kleine Dorfweiher mit 50 Quadratmetern kann entscheiden, Keimzelle des Überlebens zu sein, wenn schon oft drumherum alles kaputtgemacht ist. Solche Lebensbereiche wie hier der kleine Dümpel können in Zukunft bedeutungsvoll für uns sein. Wir müssen es nur erkennen.“ Vor Jahren setzte Markus Krems hier extra Rohrkolben in das Gewässer ein. „Diese filtern das Wasser und machen es für die Lebewesen wieder sauber. Ich hoffe, dass es uns heute auch hilft“, hegte er den Wunsch.

Malerisches Biotop

Die Dorfansässigen pflegen seit Jahren außen herum das malerische Biotop und jeder im Ort ist stolz auf das Kleinod, bemerkte Krems. „Das Bewusstsein für die Lebewesen - auch im Dorfweiher zu wecken“, erhofften sich die beiden, auch wenn es für sie ein trauriger Anlass ist. Das Entscheidende ist jetzt, ob alle Tiere überleben.

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