Siegfried-Schau nach Bayreuth?

Er war der einzige Sohn Richard Wagners, verdammt, die Dynastie fortzusetzen. Doch litt Siegfried Wagner nicht nur unter dem Schatten seines übergroßen Vaters, sondern auch unter der Intoleranz des Kaiserreichs. Das Schwule Museum Berlin widmet dem  Dandy und Festspielleiter eine Ausstellung - die Bayreuths Grüne am liebsten in Bayreuth sähen.

 
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Siegfried Wagner: Bayreuths Erbe aus andersfarbiger Kiste“ heißt die Ausstellung, die in Berlin zahlreiche Besucher anlockt. Der Titel ist eine Anspielung auf einen Text Maximilian Hardens, der 1914 die Bayreuther Krise verschärft hatte. Zwar hatte Cosima den Kampf um die Festspielleitung für ihren Sohn Siegfried entschieden - gegen Wagners Lieblingstochter Isolde -, doch waren die Aufführungsrechte für den "Parsifal" endgültig ausgelaufen. Hardens Anspielung auf Siegfrieds Homosexualität - "ein Heiland aus andersfarbiger Kiste" - drohte die Festspiele entscheidend zu schädigen. Siegfrieds Rolle in der schwulen Subkultur der Kaiserzeit behandelt diese Ausstellung in Berlin - und das mit großem Erfolg.

Bayreuther Versäumnisse?

"Warum nicht auch in Bayreuth?" fragen nun die Grünen. Die von großem nationalen und internationalen Medienecho begleitete Ausstellung solle auch in der Festspielstadt gezeigt werden. Das Richard-Wagner-Museum gab Exponate, sein Leiter Sven Friedrich schrieb einen Beitrag für den Katalog.

Die Grünen und Unabhängigen im Bayreuther Stadtrat fordern in einem Antrag, dass die Ausstellung "umgehend" als Sonderausstellung im Haus Wahnfried gezeigt wird. Gleichzeitig verlangen sie Auskunft darüber, warum die Ausstellung nicht von vornherein für beide Ausstellungsorte konzipiert wurde, um so  Aufmerksamkeit auch auf das Museum Bayreuth zu lenken. "Bekanntermaßen bleiben die Besucherzahlen des Museums weit hinter den im Zuge der millionenteuren Sanierung angekündigten Erwartungen zurück, nicht zuletzt aufgrund ausbleibender Sonderausstellungen", heißt es in dem Antrag.

Verträgt Bayreuth weniger als Berlin?

„Die Ausstellung gehört baldmöglichst nach Bayreuth. Es wäre verheerend, wenn sich der Eindruck verfestigte, bestimmte Aspekte der Bayreuther Festspielgeschichte könnten in Berlin, aber nicht in Bayreuth gezeigt und diskutiert werden", sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzender Stefan Schlags. red

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