Sehr lang kaputt Defi in Obernsees rettet wieder – nach 13 Monaten

Am Mittwoch wurde der neue Defibrillator an der Kulturscheune installiert. Foto: Stefan Seyferth-Zapf

Der Defibrillator an der Kulturscheune Obernsees (KSO) war richtig lange kaputt. Kritiker finden: Das kann nicht sein; es geht dabei um Leben und Tod.

 
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Ein Defibrillator kann Leben retten. Wenn er schnell zur Hand ist. Deshalb soll es immer mehr davon geben. In Obernsees haben sie schon lange einen. An der Kulturscheune. Zuletzt war es aber reines Glück, das der nicht gebraucht wurde.

„Das waren jetzt 13 Monate, das ist der Hammer“, sagt Werner Stahlmann. „Für mich nicht nachvollziehbar. Eine Schweinerei.“ Stahlmann ist Kältemechanikermeister und in der Kulturscheune für die technische Betreuung zuständig, zum Beispiel für die Überprüfung der Wärmebilanz. „Immer, wenn ich da war, habe ich gesehen, dass der Defibrillator innen liegt und kaputt ist.“

Ein Gerät der ersten Generation

Seit 2014 hängt der Defi an der Kulturscheune. Die Verbindung zur Integrierten Leitstelle (ILS) Bayreuth-Kulmbach funktionierte über Festnetztelefon. „Es war ein Gerät der ersten Generation“, sagt Tobias Schif, Pressesprecher des Kreisverbands Bayreuth im Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Das BRK unterstützt die Defi-Aufstellung, hat mit Karl Bernet einen ehrenamtlich Zuständigen. Im ILS-Einzugsgebiet gibt es knapp 270 offen zugängliche Defis. Ein Spitzenwert.

Das Problem in Obernsees: Die Technik war irgendwann veraltet. Das Gerät musste umgerüstet werden, sollte über das Mobilfunknetz an die ILS angeschlossen werden. Die Mitarbeiter dort lösen nach Absetzen eines Notrufs das Öffnen des Defi-Schranks aus und sind Ansprechpartner der Ersthelfer bei der Wiederbelebungsmaßnahme. Der Defi-Schrank sorgt für die Sicherheit des medizinischen Geräts sowie für gleichbleibende Temperatur und Trockenheit. Das alles ist notwendig. Einfach so außen hängen, kann ein Defi nicht.

Ein Elektronik-Teil fehlte

Der Austausch des Geräts an der Kulturscheune zog sich. „Der Bau des neuen Kastens dauerte länger, weil wegen Lieferschwierigkeiten ein Elektronikbauteil nicht zu erhalten war“, sagt Schif. 13 Monate lag der Defi im Inneren der Kulturscheune, die in der Regel nur abends geöffnet ist. Wo genau er lag, wussten wenige. „Im Notfall aber muss es schnell gehen“, sagt der frühere Feuerwehrkommandant Werner Stahlmann. Er macht Vorwürfe. „Man muss doch Vorsorge treffen, wenn da Menschenleben dranhängen.“ Stahlmann hat „kein Verständnis dafür“, dass es keine Alternativlösung gab. Und er fragt, warum der Defi nicht wenigstens aus der Defi-App gelöscht wurde.

„Schön, dass der Defibrillator wieder funktioniert. Bedauerlich, dass manches länger dauert aus Materialgründen“, sagt der Mistelgauer Bürgermeister Karl Lappe (WG). Die Verwaltung habe alle paar Wochen nachgehakt. „Ich weiße ausdrücklich darauf hin, dass von den aktiv Beteiligten alles unternommen wurde, um den Missstand so schnell wie möglich abzustellen“, sagt Stefan Seyferth-Zapf, Dritter Bürgermeister und Co-Vorsitzender des TSV Obernsees, der zusammen mit anderen Vereinen Betreiber der Kulturscheune ist. „Ich war ständig mit Karl Bernet in Kontakt.“

BRK-Mann sieht auch Positives

BRK-Pressesprecher Schif sagt: Der Defi wurde aus dem BRK-Verzeichnis genommen, als er nicht funktionierte. „Auf die Defi-App haben wir aber keinen Einfluss.“ Auch gehöre das Gerät nicht dem BRK. „Wir versuchen aber aktuell, alle Betreiber zu kontaktieren, ob Geräte noch funktionieren oder sich Standorte verändert haben.“ Ob es technisch möglich sei, Ersatzgeräte vorzuhalten, könne er nicht sagen. Für Schif hat die Debatte auch Positives. „Uns hat gefreut, dass die Bürgerschaft gemerkt hat, dass der Defi nicht da ist. Das ist eigentlich ein schönes Zeichen.“ Am Mittwoch (2. November 2022) endete das Warten. Seitdem hängt der neue Defibrillator.

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