Schönheiter: Übernahme unter Freunden

Von
Übergabe unter Freunden: Peter Dietz (Mitte) und sein Bruder Robert Kretschmann (nicht im Bild) haben von Norbert (links) und Wolfgang Schönheiter das Fahrradgeschäft in Bindlach übernommen. Eldorado heißt der Laden, wie Kretschmanns Geschäft in Kulmbach. Foto: Eric Waha Foto: red

Nach mehr als 110 Jahren ist Schluss. Aber nur mit einem Namen. Schönheiter, der Bindlacher Traditionsbetrieb für alles, was mit zwei Rädern zu tun hat, ist Geschichte. Eine, die weiter geht. Das Kulmbacher Fahrradgeschäft Eldorado mit Robert Kretschmann an der Spitze hat das Geschäft übernommen und macht an gleicher Stelle weiter. Mit Fahrrädern. Was sonst?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Selten passt ein Satz so gut wie bei den Brüdern Norbert und Wolfgang Schönheiter: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Die Schönheiter-Brüder Norbert (59) und Wolfgang (57) haben vor 41 Jahren einen Kaltstart hingelegt: "1976, nach dem Tod unseres Vaters Friedrich, haben wir den Laden übernommen. Selbstständig mit 18", sagt Norbert Schönheiter im Gespräch mit unserer Zeitung. "Das vergangene Jahr war geschäftlich das beste, das wir je hatten." Das habe die Entscheidung erleichtert, das Geschäft zu übergeben. "Wir haben uns mit Eldorado unterhalten, das hat sich alles recht kurzfristig ergeben", sagt Schönheiter.

Die Brüder teilen sich die Arbeit

Norbert Schönheiter war seit 1976 der Mann fürs Kaufmännische, fürs Büro. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Wolfgang war der Mann mit dem Geschick fürs Mechanische, ist heute einer der wenigen Mechanikermeister mit Schwerpunkt Zweirad, die es noch gibt. "Eine aussterbende Art", sagt Peter Dietz, Bruder des Zweiradmechnikermeisters Robert Kretschmann, der vor knapp über 30 Jahren das Eldorado in Kulmbach gegründet hat. "Mit Eldorado haben wir schon immer zusammengearbeitet", sagt Schönheiter. Ein Austausch auf Augenhöhe, seit Jahrzehnten.

In dritter Generation

Norbert und Wolfgang Schönheiter haben das Unternehmen in dritter Generation geführt. "Unser Opa Johann hat das Geschäft hier im Jahr 1900 eröffnet. Das Haus war ein altes Bauernhaus. Er hat es zum Geschäftshaus gemacht." Mit einer damals klassischen Kombination: "Hausgeräte, Nähmaschinen - und Fahrräder waren auch mit dabei. Heute ist das eines der ältesten Bindlacher Geschäfte." Als die Brüder den Laden übernahmen, starteten sie in die wilden 70er: "Motorrad, Roller, Mopeds. Mit Marken wie Zündapp, Hercules, Kreidler, Puch und Honda." Viele haben den Lauf der Zeit nicht überlebt. Schönheiter schon: Denn das Zweiradgeschäft hatte die Hand am Puls der Zeit. "Wir mussten immer am Ball bleiben", sagt Norbert Schönheiter. Und sie waren dabei, als das Fahrrad seit Ende der 80er Jahre seine Wiederauferstehung feierte: Weg vom Transportmittel, hin zum Freizeit- und Sportgerät.

Zweirad war Passion für die Schönheiters

"Für uns war das Zweirad Passion. Schon immer. Von Kindheit an", sagt Schönheiter. Sowohl das motorbetriebene als auch das muskelbetriebene Zweirad. Mit den Zweirädern haben sich die Brüder "einen großen Kreis an Stammkunden aufgebaut. Die Arbeit ist damit natürlich auch nicht weniger geworden mit den Jahren". Das Haus an der ehemaligen Bundesstraße durch Bindlach werde, ist sich Schönheiter sicher, von den Plänen profitieren, die aktuell im Bindlacher Gemeinderat und in der Bürgerschaft diskutiert werden. Die Gemeinde arbeitet an einem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), will sich eine neue Ortsmitte geben. "Die Häuser gegenüber werden abgerissen, hier soll ein ovaler Kreisel gebaut werden", sagt Schönheiter.

Service und Beratung stehen ganz oben. Weiterhin.

Das Konzept, das Peter Dietz (52) und sein Bruder Robert Kretschmann (57) für das Eldorado haben, unterscheidet sich nur marginal von dem der Brüder Schönheiter. "Wir haben die Marken von den Schönheiters übernommen und haben auch die gleiche Aufteilung wie die beiden", sagt Dietz. "Ich mache eher das Kaufmännische, mein Bruder die Werkstatt." Kretschmann hat das Handwerk ab 1973 bei Bruno Schröck in Bayreuth gelernt, sich nach der Meisterprüfung 1986 selbstständig gemacht. "Zu der Zeit kamen in Bayreuth gerade die Mountainbikes auf. Ein Fahrradladen nach dem anderen hat aufgemacht. Deshalb hat mein Bruder Kulmbach für sich als Pflaster entdeckt." Der gelernte Maschinenschlosser und Bürokaufmann Dietz, der parallel seinen Schaustellerbetrieb weiterführen wird, hat aber ebenfalls hohe Affinität zu schwarzen Händen: "Zweiradmechaniker war mein Traumberuf." Der Schwerpunkt soll weiter auf Beratung und Service liegen, wie bei den Brüdern Schönheiter, denn: "Über den Service lernt man auch die Kundschaft kennen", sagt Norbert Schönheiter.

Autor

Bilder