Santos - ein würdiger Preisträger

Von Elmar Schatz
Der neue Friedensnobelpreisträger: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos mit Friedenstaube. Foto:Luis Eduardo Noriega/ dpa Foto: red

Für den Friedensnobelpreis den über alle Zweifel Erhabenen zu finden, gelingt kaum. Kolumbiens Staatsoberhaupt war lange Zeit Kriegsherr, verdient aber diese Würdigung für seinen dann eingeschlagenen Weg der Versöhnung.

 
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Präsident Santos hat alles für den Frieden riskiert“, sagte kürzlich der Papst. In Kolumbien wurde das schier Unmögliche geschafft: Nach fünf Jahrzehnten Kampf und fast einer Viertelmillion Toten wurde die Verständigung mit den Farc-Rebellen erreicht. Mag sein, dass diese, des Dschungelkrieges müde, endlich ein normales Leben führen möchten, und deshalb bereit sind, ihre Waffen abzugeben. Das schmälert die Leistung der Persönlichkeiten – allen voran Santos – keineswegs, die nach zähem Ringen den Friedensschluss erreichten. Der Rückschlag kam, als alles klar schien: Bei der Volksabstimmung fiel das Abkommen durch. Hoffentlich kann Santos, gestärkt durch den Nobelpreis, sein Friedenswerk vollenden.

Wenn soviel Blut geflossen ist, sitzt das Misstrauen tief. Viele Menschen in Kolumbien, die unter dem Terror der Farc gelitten haben, glauben einfach nicht, dass die Guerilla der Gewalt komplett entsagt und zu einer ganz normalen Partei wird, der bis zu zehn Kongresssitze garantiert werden sollen. Selbst schwere Verbrechen sollen mit maximal acht Jahren Haft geahndet werden, die zudem im Hausarrest abgesessen werden könnten. Trotz des bitteren Beigeschmacks ob der Großzügigkeit gegenüber Leuten, an deren Händen Blut klebt, brauchen Kolumbien und die ganze Region diesen Kompromiss-Frieden. Denn keineswegs alle Untergrundkämpfer wollen aufgeben und der Drogensumpf ist noch lange nicht trockengelegt. Die Herausforderungen muten unüberwindbar an. Eventuell hilft der Friedensnobelpreis, die erlahmte positive Dynamik wieder zu befeuern.

Beim Friedensnobelpreis dachten manche auch an Kanzlerin Angela Merkel, weil sie die Grenze für Kriegsflüchtlinge geöffnet hat. Ihr Wohlmeinende – und vermutlich sie selbst – aber sind froh, dass sie den Preis nicht bekommt und dieser „Kelch“ an ihr vorübergeht. Hätte die Auszeichnung doch gewiss neue Hasstiraden hervorgerufen. Heute ist Merkels Flüchtlingspolitik heftig umstritten. 1971 war es der Kurs Willy Brandts – der damals den Friedensnobelpreis bekam. Seine Ostpolitik wurde von vielen erst viel später begriffen.