Bayreuth 45 Stunden zwischen letzter Impfung und erstem Piks

Etwa 45 Stunden dauert die Zeit „zwischen den Jahren“ bei der Impfkampagne. So viel Zeit vergeht in Bayreuth zwischen den letzten Impfungen 2021 und dem Re-Start im neuen Jahr 2022.

 
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Bayreuth - „Ganz locker zurücksetzen“, sagt Angelika Wolf am Silvester-Tag um 11.50 Uhr. Und will damit Yannick Hansen die Nervosität nehmen, die bei ihm ohnehin nur gering vorhanden ist. Der 16-jährige Fachoberschüler im Gesundheitsbereich aus Bayreuth, der mit Bruder und Mutter ins Impfzentrum im BRK-Haus in der Hindenburgstraße gekommen ist, hat sich ganz bewusst für eine Booster-Impfung bereits dreieinhalb Monate nach der Zweitimpfung entschieden. „Ich erachte das für sinnvoll, es gibt mehr Schutz.“

Er lässt sich in den linken Arm impfen, auf den Angelika Wolf Desinfektionsmittel gesprüht hat. Um 11.52 Uhr wird der Piks gesetzt. Es ist der letzte im Jahr 2021, der durch eine Anmeldung im Onlinesystem der Impfzentren erfolgt.

Drei Impfdosen sind zunächst noch übrig

Drei Impfdosen allerdings liegen immer noch bereit. „Wenn welche übrig sind, rufen wir immer Leute an, die noch welche wollen“, sagt Wolf. Sie arbeitet seit dem Start des BRK-Impfzentrums am 6. Dezember hier. Der Job kam für sie wie gerufen. Der vorherige Zeitvertrag der Altenpflegekraft war ausgelaufen. „Und ich mag den Kontakt mit Menschen.“ Davon hat sie hier genug. 30 bis 40 Impfungen führt Wolf pro Tag durch. „Es macht Spaß.“ Selbst ist sie mit Biontech geimpft. „Es kommt auf die Tagesverfassung an, aber bei Moderna hört man öfter, dass Leute mit Nebenwirkungen kämpfen.“

Yannick Hansen muss sich darüber keine Gedanken machen. Unter 30-Jährige, Schwangere oder Stillende bekommen immer Biontech. „Nach der ersten Impfung war ich ein bisschen schwach, bei der Zweiten war gar nichts“, sagt er während der 15-minütigen Nachruhe. Die Impfung hat seinen Silvester-Abend nicht beeinflusst, sagt Hansen gestern zum Kurier. „Ich habe mit Familie und guten Freunden angestoßen und Brettspiele gemacht.“

Ärztin hat einen Wunsch

Dr. Ulrike Lex hat einen besonderen Wunsch für 2022. „Dass die fehlenden 20 Prozent auch noch herkommen“, sagt die Ärztin, die an Silvester die letzten Aufklärungsgespräche des Jahres führt. Seit Januar ist sie neben ihrer Tätigkeit im Medcenter in der Freizeit als Impfärztin unterwegs. „Zuerst war ich mit mobilen Teams in Seniorenheimen.“ Jetzt gehört sie zum Ärztepool, der sich die Arbeit in den Impfzentren teilt. „Gott sei Dank helfen auch viele pensionierte Ärzte mit.“

Die häufigste Frage, die ihr gestellt werde: Wann muss ich wieder impfen lassen? Die Antwort von Dr. Lex: „Das weiß im Moment keiner.“ Dennoch ist sie überzeugt, dass jede Impfung gut sei – auch wenn in ein paar Monaten der nächste, speziell auf Omikron ausgelegte Impfstoff folgen könnte. „Ich sehe keine Bedenken, dass es zu viele Impfungen werden könnten.“ Viel wichtiger sei es, dass Menschen nur leicht erkranken. „Dann kommt das Gesundheitssystem zurecht.“

Ein System sind auch die Impfzentren. Matthias Fick, Fachbereichsleitung für Hygiene und Desinfektion beim BRK, kümmert sich als einer von zwei Impfkoordinatoren, dass alles funktioniert. Auch im Zusammenspiel mit dem BRK-Impfzentrum in der Wiesweiherhalle in Pegnitz. „Um 6.45 Uhr holen die hier ihr Material ab.“ In Bayreuth impft das BRK täglich im Schnitt 360 Menschen. „Auch in den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester hatten wir großen Zuspruch“, sagt Fick. Die kurze Pause am Jahresende tue aber auch gut. Ein wenig Durchschnaufen.

Am 2. Januar 2022 geht es weiter

45 Stunden später, neues Jahr, anderes Impfzentrum. Nach der Impf-Pause am Neujahrstag geht es am 2. Januar weiter. Um 9 Uhr öffnet das von der SKS Ambulanz organisierte Zentrum in der Stadtbadturnhalle. Um 8.45 Uhr ist noch alles ruhig. Die Parkplätze leer. Das Team bereitet sich vor. Vier medizinische Fachangestellte impfen, zwei Ärzte klären auf. Dazu gehören zur Schicht ein Koordinator, vier Verwaltungsmitarbeiter und zwei Sicherheitsleute. „Heute kommen etwa 380 Menschen“, sagt Martin Genari, der stellvertretende Impfkoordinator des Impfzenrums. Wochentags sind es 500. „95 Prozent davon boostern“, sagt Genari.

Um 9 Uhr steht außen eine Schlange. Ganz vorne: Sandra Dorschner aus Bayreuth. „Was weg ist, ist weg“, begründet die kaufmännische Sachbearbeiterin bei einer Bayreuther Elektronik-Firma den frühen Termin. Angst, selbst an Corona zu erkranken, hat sie nicht. Sie ist hier, weil sie sich bedenkenlos mit der Familie treffen will. „Die Oma ist 91.“ Vor allem aber will sie keine Einschränkungen. „Die Impfpflicht wird kommen“, glaubt sie. Wer weiß, vielleicht gibt es dann keinen Impfstoff.“

Danach geht alles ganz schnell. Datenaufnahme, sehr kurzes Aufklärungsgespräch, Impfkabine. Um 9.10 Uhr kriegt sie die erste Bayreuther Impfung des Jahres 2022. Dorschner ist zufrieden. „Richtig gut organisiert hier“, findet sie.

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