Ziel ist es, Einsamkeit und soziale Isolation zu bekämpfen
Es gibt drei Gänge: Suppe, Hauptspeise, Nachtisch. Das Motto: nachhaltig, saisonal und regional. Das Projekt finanziert sich hauptsächlich durch die Regierung, aber auch durch Partnerschaften mit Stiftungen und Unternehmen wie großen Supermarktketten und Lebensmittelkonzernen. Drei Gänge kosten etwa sieben Euro. Das Konzept besteht seit 15 Jahren. In ganz Niederlande gibt es 50 Standorte der Nachbarschaftsrestaurants.
Restaurant-Pressesprecherin Renske Westerhof sagt: „Unser Ziel ist es, Einsamkeit und soziale Isolation zu bekämpfen.“ Das wollen sie schaffen, indem sie Menschen durch ein gemeinsames Abendessen an einem Tisch bringen. „Unsere Gäste sollen die Chance erhalten, ihr soziales Netzwerk zu erweitern und neue Freundschaften zu schließen.“
Hier kann man neue Freunde kennenlernen
Neue Freundschaften konnte durch das Resto van Harte auch Jopie schließen. „Ich komme zweimal wöchentlich hierher“, sagt die 76-Jährige. Die Leute, mit denen sie am Tisch sitzt, mit denen sie scherzt und lacht, habe sie hier kennengelernt.
Der Gründer von Resto van Harte, Fred Beekers, kam bei seiner Arbeit als ehrenamtlicher Fahrer für Senioren in Den Haag auf die Idee. Dabei sah er, wie viele Menschen einsam waren und allein aßen. „Er wollte sie mit einer guten, gesunden Mahlzeit versorgen und zusammenbringen, damit sie weniger einsam waren“, sagt Pressesprecherin Westerhof.
Einsamkeit ist in den Niederlanden kein Problem, das nur ältere Menschen betrifft. Bei einer Umfrage des niederländischen Statistikamts aus dem Jahr 2019 gaben 26 Prozent der Befragten ab 15 Jahren, also rund ein Viertel, an, sich einsam zu fühlen. Neun Prozent fühlten sich sogar „sehr einsam“. Bei Menschen ab 75 Jahren sind es laut Umfrage sogar ein Drittel der Befragten, die sich einsam fühlen.
Auch in der Bundesrepublik ein Problem
Auch in der Bundesrepublik ist die Einsamkeit ein immer größer werdendes Problem. Das weiß auch Helmut Kneppe, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe. „Einsamkeit ist ein Zukunftsthema“, warnt Kneppe. „Angesichts einer zunehmend individualisierten und digitalen Gesellschaft müssen wir Konzepte entwickeln, die das Wir stärken“, appelliert Kneppe.
Um Viertel nach sechs wird in Amsterdam das laute Tuscheln durchbrochen von einer Glocke. Der Restaurantchef hält eine kurze Rede, sagt, welche Gerichte es an diesem Abend gibt, und spricht den sieben Freiwilligen einen großen Dank aus. Lauter Applaus für die Ehrenamtlichen folgt. Jaap Tijsze verabschiedet sich in die Küche – und der Abend nimmt seinen Lauf.
Wie es in Deutschland aussieht
Forsa
Laut einer Forsa-Umfrage von 2021 fühlten sich 22 Prozent der befragten Älteren häufig oder zumindest hin und wieder einsam. Überdurchschnittlich häufig sagten dies die über 84-Jährigen mit 31 Prozent, Alleinlebende mit 35 Prozent und Menschen mit größeren gesundheitlichen Problemen – ganze 41 Prozent.
Corona
40 Prozent derjenigen, die sich zumindest hin und wieder einsam fühlen, berichteten, dass dies schon vor der Coronakrise so gewesen sei. Eine Mehrheit von 58 Prozent gab an, dass dies erst seit Beginn der Pandemie der Fall sei.