Realschule nun auch Talentschmiede

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Mit drei Werkräumen – sie harren im Zuge der Generalsanierung des Gebäudes noch des letzten Schliffs (Bild) – und dem Prädikat Mint-Schule (das Kürzel steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik,) sowie den großen Maschinenbaufirmen biete Pegnitz beste Voraussetzungen für die „Talentgruppe Werken“, sagt Schulleiter Christoph Kasseckert. Foto: Stefan Brand Foto: red

Das gibt es eher selten im Freistaat: Eine Schule mit einer eigenen Talentgruppe. Die Realschule Pegnitz hat jetzt eine, erweitert damit ihr Angebot um einen weiteren Teilzweig. Es geht um das Thema Werken, es geht darum, den Absolventen noch bessere Chancen für ihren Berufsweg zu eröffnen. Nicht jeder kann hier mitmachen, sagt Direktor Christoph Kasseckert. Handwerkliche Begabung allein reicht nicht, auch die Noten müssen passen.

 
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Der Schulleiter selbst betreut den ersten Jahrgang, der jetzt diesen neuen Weg beschreitet. Das war zwar mal anders geplant, aber es macht Sinn, so Kasseckert: „An meiner früheren Schule in Hirschaid hatte man diesen Zwei schon, da war ich Fachschaftsbetreuer, ich kenne mich da aus.“ Er brachte die Idee schon bei seinem Wechsel nach Pegnitz mit – „weil ich sie für gut halte“. Die Umsetzung dauerte allerdings ein wenig. Denn: „Das Ministerium spendiert uns keine zusätzlichen Unterrichtsstunden, die brauchen wir aber dafür.“ Die Schule muss das Angebot aus ihrem Stundenbudget stemmen, „für dieses Schuljahr hatten wir die nötige Lücke.“ Schließlich müsse gewährleistet sein, auch für die Folgejahre die ausreichende Stundenzahl vorhalten zu können.

Zum Aufakt zehn Schüler dabei

Zehn Siebtklässler sind in der Talentgruppe dabei. Das Kultusministerium rief das Angebot vor sechs Jahren als Modellversuch ins Leben. für eine ganze Klasse reicht es also nicht, „aber bei 20 Schülern würde es schon eng“, so Kasseckert. Den Werken sollte eher in kleinen Gruppen gelehrt werden. Wobei die Schüler nicht nur an der Werkbank werkeln, sondern auch jede Menge Theorie pauken müssen. Werkstoffkunde zum Beispiel, auch das Thema Unfallschutz spielt eine Rolle. Und letztlich gehe das Ganze auch in Richtung Chemie: „Etwa bei der Frage, welche Kunststoffe man erhitzen und verarbeiten kann und welche nicht, welche Eigenschaften sie also haben.“

Besser als 2,5 ist Pflicht

Die zehn Schüler müssen ihr „Nebenfach“ als zusätzliche Leistung erbringen, müssen auch Nachmittagsunterricht in Kauf nehmen. „Das ist eine echte Mehrbelastung“, sagt Kasseckert. Schon allein aus diesem Grund sei das nichts für alle – sondern für jene, die sich in der Schule eher leicht tun. Was sich in der Regel eben auch in guten Noten ausdrücke: „Der Schnitt muss besser als 2,5 sein, in den Hauptfächern sollte möglichst keine Drei und schon gar keine Vier vorkommen.“ Drei Schulaufgaben schreiben die „Talente“, eine davon ist praktischer Natur. Und nach vier Jahren müssen sie eine Abschlussprüfung absolvieren.

Sonderlob und Zertifikat

Im Zeugnis erscheint dann eine lobende Bemerkung über ihr zusätzliches Engagement, „damit wird es insgesamt schon mal aufgewertet“. Und sie erhalten ein eigens Zertifikat, eine Urkunde. Unter dem Strich verbessere das natürlich die Bewerbungschancen, „diese Schüler sind einfach breiter aufgestellt“. Als in der Woche vor Ostern an der Realschule die Entscheidung pro Talentgruppe fiel, musste alles ganz schnell gehen. Die Schulaufsichtsbehörde beschied den Pegnitzern, da gehe noch was für das kommende Schuljahr - wenn rasch ein Konzept eingereicht werde. Das wurde erstellt, das Kultusministerium segnete es ab.

"Ein wirklich gutes Team"

Dann musste noch bei den Eltern nachgefragt werden – ist Interesse vorhanden? Ja, es war. „Im kommenden Jahr werden wir das dann ganz normal bei der Vorstellung unserer drei Hauptzweige im Februar präsentieren“, sagt Kasseckert. Und freut sich auf den nächsten Unterrichtstag mit seinen Schützlingen – „denn das ist ein wirklich gutes Team“.

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