"Überzeugter Europäer an der Spitze"

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Jean-Luc Rigaut, Bürgermeister von Annecy. Foto: Stadt Annecy Foto: red

Frankreich hat gewählt. Und auch in Bayreuths Partnerstadt Annecy erreichte der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron nach dem ersten Wahlgang mit 28 Prozent den höchsten Stimmenanteil beim Rennen um das höchste Amt im Staat. Oberbürgermeister Jean-Luc Rigaut (Mitglied der Demokraten und Unabhängigen) zeigt sich im Kurier-Interview erleichtert.

 
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Monsieur Rigaut, wie war Ihre erste Reaktion auf das Wahlergebnis vom Sonntag?

Jean–Luc Rigaut: Ich war erleichtert, dass Frau Le Pen nicht an der Spitze der landesweiten Resultate steht, und glücklich, dass die Kandidaten der republikanischen Parteien in Annecy vor denen der Extremen liegen.

Mit 14 Prozent hat Marine Le Pen in Annecy deutlich schlechter abgeschnitten als im Landesschnitt. Wie erklären Sie sich das?

Rigaut:    Ich denke, dass eine bestimmte Zahl von Wählern, die ihre Ratlosigkeit und Missbilligung in Richtung der Politik, die bisher gemacht worden ist, ausdrücken wollten, und die ihre Opposition zu den dominierenden Parteien ebenfalls ausdrücken wollten, in der Wahl von Melenchon einen für Sie befriedigenden Ausdruck gefunden haben. In Annecy hat Jean-Luc Melenchon 17,6 Prozent der Stimmen erhalten.

Wird der zweite Wahlgang für Emmanuel Macron eine klare Sache?

Rigaut:    In der Politik ist nichts jemals selbstverständlich und nichts jemals gewonnen. Wir müssen uns trotzdem gegen Marine Le Pen einsetzen.

Warum haben die Kandidaten der etablierten Parteien so schlecht abgeschnitten?

Rigaut:    Es gibt mehrere Antworten. Ich favorisiere die, dass es in der Organisation der Vorwahlen liegt. Die Kandidaten, die die Vorwahlen gewonnen haben, waren nicht diejenigen, die am wahrscheinlichsten die Präsidentschaftswahlen hätten gewinnen können.

Was bedeutet das Ergebnis für die deutsch-französische Freundschaft?

Rigaut:    Wenn, wie zu hoffen ist, Emmanuel Macron Präsident der Republik wird, hat Frankreich einen überzeugten Europäer an der Spitze. Außerdem sei an die Treffen, wenn auch „informell und vertraulich“, zwischen Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin Mitte März erinnert. Ich erinnere auch daran, dass Macron mit Außenminister Sigmar Gabriel eine gemeinsame Erklärung für die Stärkung der Euro-Zone im Juni 2015 unterzeichnet hat, als die beiden den Posten des Wirtschaftsministers in ihre jeweiligen Ländern inne hatten. Ich bin sehr zuversichtlich über die Qualität der deutsch-französischen Freundschaft im Hinblick auf die Wahl von Emmanuel Macron.

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