"Ein total emotionales Stück"

Von Michael Weiser
Lia Vielhaber spielt am Sonntag beim Orchesterverein Schumanns Cellokonzert. Foto: fotos4friends, Dieter Hess/red Foto: red

Eine junge Künstlerin mit viel Esprit: Die Cellistin Lia Vielhaber ist am Sonntag als Solistin beim Orchesterverei zu Gast. Und spielt eines der wenigen großen Konzerte für ihr Instrument.

 
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Das Instrument, der Nachbau eines Gagliano-Cellos aus dem 18. Jahrhundert, hat gut 100 Jahre auf dem Corpus. Ein Alter, das für ein Streichinstrument nicht unbedingt einzigartig ist, aber doch erstaunlich mit dem Alter seiner Besitzerin kontrastiert. Lia Vielhaber heißt sie, ist 17, hat also gerade mal ein Sechstel der Jahre ihres Cellos hinter sich gebracht.

Aber: Sie hat schon richtig viel Konzerterfahrung. In vielen Ländern. In Italien, Russland, Kroatien, Serbien Österreich und einigen Ländern mehr. „Seit ich vier bin, spiele ich Cello“, sagt die Schülerin aus Schwäbisch-Hall, die bereits bei mehreren Wettbewerben reüssierte. „Ich weiß ja selbst nicht, wie ich drauf gekommen bin – aber ich wollte Cello spielen, seit ich drei bin.“ Am Sonntag kommt eine weitere Erfahrung hinzu. Sie steht dann mit dem Orchesterverein auf der Bühne des Zentrums, für Robert Schumanns Cellokonzert in a-Moll op. 129, bevor der Orchesterverein dann die „Italienische“ von Felix Mendelsohn Bartholdy draufsetzt.

Verrückte Musik

Lia Vielhaber freut sich auf den Abend im Zentrum. Wegen der Qualität von Schumanns Werk: „Es berührt einen, es ist ein total emotionales Stück“. Was nicht unbedingt mit der Wahrnehmung der Zeitgenossen übereinstimmt. Schumann hatte das Werk begonnen, als er gerade Musikdirektor in Düsseldorf geworden war. Man kann sagen, in einer guten Phase, in der die Stimmung des stets zu Depression neigenden Schumann schon als geradezu euphorisch zu bezeichnen war. Schumann setzte sich also hin, um ein „Konzertstück“ in drei Sätzen und ohne Pausen zu komponieren, für ein Instrument, das er in der Orchesterliteratur als dermaßen unterrepräsentiert ansah, dass „der Absatz ein den Wünschen entsprechender“ sein werde. Vier Jahre später lag es endlich vor. Doch der Cellist, dem Schumann es gewidmet hatte, winkte ab: „zu unmelodiös“. Auch wegen Schumanns Zusammenbruch hatte das Werk lange mit Vorbehalten zu kämpfen. Sein Verfasser war ja schließlich verrückt gewesen.

"Laien sind begeisterungsfähig"

Lia Vielhaber hat sich das Werk zusammen mit dem Orchesterverein und seinem Dirigenten Uwe Reinhardt neu erarbeitet, auf eine Art und Weise, dass auch sie mit ihren über zehn Jahren Konzerterfahrung aus Bayreuth etwas mitnimmt. Normalerweise bleibe für intensive Proben ja kaum Zeit, sagt sie. So aber sei das „viel persönlicher“: „Die Laien sind begeisterungsfähig, es ist ganz anders als bei einem Profiorchester, wo es doch eher unpersönlich zugeht.“

Vor allem am technisch fordernden und fulminanten dritten Satz, der ein gutes Reaktionsvermögen vom Solisten ebenso wie vom Orchester fordert, „haben wir viel gearbeitet“, sagt die 17-Jährige. „Weil ich mir da Freiheiten genommen habe, weil ich da auch verzögert habe. Damit haben sie nicht gerechnet, die mussten mein Spiel erst kennenlernen.“

Das dürfte sich auch für Musikfreunde lohnen, bei einem Werk aus einer Phase, in der sich Schumann an einem Wendepunkt wähnte: Der „Virtuosenraupe“ ledig, werde ein „prächtiger Compositionsfalter“ aufflattern. Sieht aus, als hätte der Orchesterverein genau das richtige Werk für das Temperament einer aufstrebenden Solistin gewählt.

INFO: Sonntag, 25. September, 20 Uhr; Zentrum, Mit Robert Schumanns Cellokonzert in a-Moll, op. 129, und Felix Mendelsohn-Bartholdys 4. Symphonie

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