Projekt im Seminar: Angehende Lehrer wollen Schüler spielerisch fit für die Vielfalt machen Sport spricht jeder

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Es geht um Integration. Es geht um Inklusion. Aber sehr niederschwellig. Weil jeder Mensch anders ist, besondere Stärken und die eine oder andere Schwäche hat. An der Uni Bayreuth sollen angehende Sportlehrer in einem Seminar fit für die Vielfalt der Schüler gemacht werden, die sie unterrichten werden. Und gleichzeitig den Schülern spielerisch Toleranz lehren.

 
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Ein roter Ball fliegt durch die Turnhalle des Richard-Wagner-Gymnasiums (RWG). Ein gelber ist auch im Spiel. Zwei Mannschaften aus Sechstklässlerinnen spielen gegeneinander. Mattenball heißt das Spiel. Wer den Ball auf die Matte legt, bekommt einen Punkt. Allerdings spielen hier nicht zwei Mannschaften gegeneinander, deren Ziel es ist zu gewinnen. Sondern zwei Mannschaften mit unterschiedlichen Aufgaben. Die einen sind die Unbesiegbaren. Die anderen die Angreifer. "Die einen sind die, die - wie der FC Bayern - ein bisschen überheblich sind und die sich nicht verletzen wollen. Die anderen sind die, die sich zeigen wollen in diesem Spiel, die auch härter rangehen", sagt Fred Thiele. Thiele leitet das Seminar und wird über das Thema Kulturelle Vielfalt im Sportunterricht promovieren.

Tipps für die Praxis rausziehen

Die Sportstudenten Sebastian Buga, Joshua Behr und Franz Damaschke haben die Schülerinnen der Sport- und Englischlehrerin Annika Rupp eingeschworen auf das Spiel, haben ihnen die Aufgaben genau erklärt. Schnell wird klar: Das Team der Unbesiegbaren zerstört das Spiel. Bei der kleinsten Berührung setzen sie sich auf den Boden, machen nicht mehr mit, während die anderen, die ruppiger zu Werke gehen dürfen, Punkt um Punkt machen. "Ich fand den Titel des Seminars spannend, deshalb war ich sofort bereit, mitzumachen mit meinen Schülerinnen", sagt Annika Rupp. "Weil man mit der kulturellen Vielfalt nicht nur im Sportunterricht täglich konfrontiert wird. Gut möglich, dass ich mir für meine eigene Unterrichtspraxis was rausziehen kann."

"Sport macht 98 Prozent der Kinder Spaß"

Kulturelle Unterschiede seien an den Gymnasien "nicht so stark ausgeprägt", sagt Rupp. "An den Grundschulen ist das Thema dagegen schon angekommen." Gerade im Sport - und im Sportunterricht - sei das Thema der Öffnung für andere Kulturen, besondere Talente aber gut angesiedelt, denn: "Sport ist die Sprache, die jeder spricht. Und Sport macht auch 98 Prozent der Kinder Spaß."

Bewegung als nur ein Lernziel

Bewegung, sagt Fred Thiele, sei "nur ein Lernziel im Sportunterricht. Wichtig ist, dass man auch die soziale Komponente aufgreift". Bei den Schülerinnen kommt das an. Nach zwei Halbzeiten ist Schluss. Und Besprechung auf der Matte. Gemeinsam. Schnell wird analysiert. "Blöd, unfair, schlecht behandelt" - so haben sich die Schülerinnen der unterschiedlichen Teams gefühlt, berichten sie dem Studenten Joshua Behr. "Die sind schnell drin im Thema", sagt Annika Rupp. Auch die Idee dahinter haben sie sofort herausgefiltert: "Dass Rassismus weniger wird. Dass man andere Kulturen respektieren soll", sagt eine Schülerin.

Welche Elemente können übernommen werden?

Thiele, der sich fleißig Notizen gemacht hat, sagt: "Ich hätte mir ein bisschen mehr Bewegung gewünscht. Das soziale Ergebnis allerdings, das passt." Das Ergebnis dieser Stunde und von weiteren Sportstunden, die die Studenten für Sport an Gymnasien und Realschulen an der Berufsschule I halten werden - unter anderem in einer Flüchtlingsklasse - werde "im Nachgang evaluiert", sagt Thiele. Es werde geprüft, welche Elemente in den modernen Sportunterricht übernommen werden können. "Das ist das Schöne an der Wissenschaft: Das Ende ist offen."

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