Programmkino drückt auf die Tube

It's Partytime! "Café Belgica". Foto: red Foto: red

Das Programmkino verlängert sein Wochenende, legt an Tempo zu - und zeigt an diesem Wochenende, 17. und 18. September vier ausgewählte Filme, die vom Suchen und Finden, Loslassen und Auffangen handeln.

 
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Kino ist Programm frisiert seine Ausrüstung auf – und legt tatsächlich an Tempo zu: Der Verein hat in die technische Ausrüstung investiert und kann nun den digitalen Standard DCP (Digital Cinema Package) abspielen. Damit müssen die Programmkinomacher nicht mehr auf die Blue Ray warten, sie sind künftig beim Bundesstart dabei. Daher stockt der Verein sein Programm im Iwalewahaus auch auf – auf ein ganzes Wochenende. Pro Tag laufen drei Filme laufen: Es wird weiterhin eine Auswahl von vier Filmen geben, doch zeigt der Verein Filme mal in der deutschen Version, mal in der Originalversion mit Untertitel.

Am Samstag startet das Programm um 17 Uhr mit Wim Wenders' Film „Das Salz der Erde “, original mit Untertiteln, und anschließend mit Filmgespräch. Um 20 Uhr folgt „Wiener Dog“ mit Untertiteln, und um 22.30 Uhr „Café Belgica“. Der Kinder-Kino-Club zeigt am Sonntag um 14.30 Uhr „Auf dem Weg zur Schule“. Um 17 Uhr wird nochmals „Das Salz der Erde“ gezeigt, um 20 Uhr folgt „Wiener Dog“, diesmal auf deutsch.Vor „Wiener Dog“ und „Café Belgica“ zeigen die Programmkinomacher außerdem nach guter alter Lichtspieltradition Kurzfilme.

Wim Wenders zu Beginn

Die vierteilige Filmreihe "Natur ist Programm" geht im September in die letzte Runde: Wim Wenders "Das Salz der Erde" bildet einen beeindruckenden Abschluss am Samstag um 17 Uhr. Zeit seines Lebens hält Salgado das Leid der Welt mit der Kamera fest, seine Schwarz-weiß-Aufnahmen prägen den Blick auf unsere Welt. Der Dokumentarfilm zeigt Leben und Werk des brasilianischen Fotografen – eine intensive Hommage in großartigen Bildern. Im Anschluss an die Filmvorführung am Samstag wird Matthias Christen, Professor an der Uni Bayreuth, für ein Filmgespräch zur Verfügung stehen.

Ein weiser Hund

"Wiener Dog": Ein Dackel blickt mit seinen treuen, weisen Augen auf die Schicksale seiner Herrchen: Da ist der kleine Junge, der erdrückt wird von der Liebe seiner bourgeoisen Eltern (Julie Delpy, Tracy Letts). Die unscheinbare Tierarztassistentin (Greta Gerwig), die sich auf ein Abenteuer mit einem Bad Boy (Kieran Culkin) einlässt. Der gescheiterte Drehbuchautor (Danny DeVito), der auf eine letzte Hollywood-Chance hofft. Und eine in die Jahre gekommene Dame (Ellen Burstyn), die nur dann von ihrer Enkelin (Zosia Mamet) besucht wird, wenn diese Geld braucht. Erträglich wird der Kampf der traurigen Helden gegen die Windmühlen des Alltags oft nur dadurch, dass sie den Hunde-Gefährten an ihrer Seite wissen.

Mit einem großen Gespür für das Aberwitzige sozialer Kontakte, einer unvergleichlichen Beobachtungsgabe für die (Un-)Tiefen der menschlichen Existenz, und einem Humor, der so gnadenlos ist, dass er weh tut, lässt Regisseur Todd Solondz den titelgebenden Dackel in den emotionalen Abgründen amerikanischer Vororte buddeln.

Die Party-Bude

Die Geschichte von Jo und Frank, zwei ziemlich unterschiedlichen Brüdern, die sich aus den Augen verloren haben und sich wieder treffen erzählt "Café Belgica". Als Frank seinem kleinen Bruder anbietet, ihm an den Wochenenden hinter dem Tresen seiner Bar auszuhelfen, finden die beiden wieder zusammen. Und plötzlich gibt es kein Halten mehr: Das heruntergekommene „Café Belgica“ wird zum Anlaufpunkt für das Partyvolk. Eine Arche Noah für die Feierwütigen, wo der Schweiß von der Decke tropft und der Rock'n'Roll aus jeder Pore trieft. In ihrer grundverschiedenen Art ergänzen sich zu einem perfekten Team, und eine Zeit lang ist ihr Leben eine Dauerparty. Doch der permanente nächtliche Rausch erweist sich als ein süchtig machender Trip, bei dem besonders Frank allmählich die Bodenhaftung verliert. Als die Realität sie einholt, drohen sich die beiden Brüder erneut zu verlieren.

Der Schulweg ist das Ziel

Was für viele Kinder ganz normal ist, bedeutet für manche ein echtes Abenteuer: der Weg zur Schule. Ob gefährlich nah an einer Elefantenherde vorbei, über steinige Gebirgspfade, durch unwegsame Flusstäler oder mit dem Pferd durch die Weite Patagoniens – Jackson (11) aus Kenia, Zahira (12) aus Marokko, Samuel (13) aus Indien und Carlito (11) aus Argentinien haben eines gemeinsam: Ihr Schulweg ist sehr lang und gefahrvoll, doch ihre Lust am Leben und am Lernen ist größer. Sie wissen alle, welches Privileg ihre Ausbildung ist – und doch sind sie auch ganz normale Kinder, die Spaß haben wollen. Mit viel Eigensinn und noch mehr Einfallsreichtum räumen sie Hindernisse aus dem Weg, überwinden Ängste und leben vor, was so oft vergessen wird: dass auch der Weg ein Ziel sein kann.

Der Dokumentarfilm "Auf dem Weg zur Schule" lässt vieles in neuem Licht erscheinen, das selbstverständlich für uns geworden ist und verzaubert mit seinen Protagonisten: Zahira, Jackson, Samuel und Carlito überraschen mit ihrer Leidenschaft, Neugier und ihrer unendlichen Energie. Regisseur Pascal Plisson erzählt eine globale Bildungsgeschichte – von Mädchen und Jungen, ihren Freunden und Geschwistern in der kenianischen Savanne, im Atlasgebirge Marokkos, in Patagonien und am Golf von Bengalen.

⋌red

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