Preis für Unternehmerinnen Höhle der Löwinnen

Von , und Vanessa Lutz
Die Siegerinnen: Ina Richter, Kerstin Rank, Birgitt Rodler und die Initiatorin des Preises, Bettina Angerer (von links). Foto: Andreas Harbach Foto: Otto Lapp

BAYREUTH. Gleich vorweg: Es waren auch Männer da. Aber der Abend gehörte auf jeden Fall den Frauen – besonderen Unternehmerinnen, die ihren ersten Award erhielten. Ausgezeichnet wurden Ina Richter, Kerstin Rank und Birgitt Rodler.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Warum einen Award nur für Frauen: „Die Frauen in der oberfränkischen Wirtschaft vollbringen eine mächtige Leistung, das wollen wir feiern“, sagt Moderator Moritz Möller. Auf die Idee gekommen ist Bettina Angerer, selbstständige Beauftragte der Mittelstandsvereinigung BVMW, die von einem „emotionalen Abend“ sprach.

Schirmherrin war Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Frauen in Führungspositionen, als Politikerinnen, als Trägerinnen von Verantwortung – das sollte im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein. „Ist es aber nicht“, sagte Merk-Erbe. Frauen sei die „echte Teilhabe“ an den Schaltstellen verwehrt.

Merk-Erbe hat es am eigenen Leib erfahren. Frauen, auch ihr nach der Wahl zur Oberbürgermeisterin, sei Kompetenz abgesprochen worden. Wenn es darum gehe, Verantwortung an Frauen abzugeben, werde es schwierig. Dabei seien Frauen eher bereit, zunächst einmal zuzuhören. „Sie stellen nicht immer gleich die Machtfrage.“ Männer hätten die Fähigkeit, Argumente von anderen „einfach auszublenden“.

Sich gegen das Vorurteil zu wehren, Frauen hätten keine Ahnung von Wirtschaft, sei schwer. Dies sei aber „Unsinn“. Allerdings zeigten gerade die Unternehmerinnen des Abends, dass dieses nicht stimme. „Sie alle leisten täglich Erhebliches für und in ihrem Unternehmen“, sagte Merk-Erbe.

50 Bewerberinnen für drei Kategorien und eine zwölfköpfige Jury mit acht Frauen und vier Männern, es war ein monatelanger Weg zum ersten Unternehmerinnen-Award.  Seit Juni konnten sich Frauen aus Oberfranken bewerben, am Dienstagabend wurden die Gewinnerinnen bei einem Galaabend im Brausaal des Liebesbier gekürt. Heraus kamen neun Nominierte und drei Siegerinnen.

Synonym für erfolgreice und umweltbewusste Innovationskraft

Die Start-up Unternehmerin des Jahres 2019 ist die Bayreutherin Kerstin Rank mit ihrer Firma Ehrensache. Unter anderem stellt der Betrieb mit Sitz in Lichtenfels aus ausrangierten Rettungswesten, Fallschirmseide oder dem Leder von Flugzeugsitzen Taschen und Accessoires her. Rank sei „ein Synonym für erfolgreiche und umweltbewusste Innovationskraft“, sagte Laudatorin Silke Launert, Bundestagsabgeordnete aus Bayreuth.

Sie lobte die positive Umsatz-Entwicklung von Ranks Unternehmen. Mittlerweile berate diese auch andere Unternehmen, wenn es um schonenden Umgang mit Ressourcen gehe. Und sie gebe ihr Wissen als Existenz-Gründerin in vielen Workshops weiter – und das als Mutter einer 13-jährigen Tochter. „Respekt“, sagte Launert.

Tosender Applaus zur Filmmusik von Fluch der Karibik. Ebenfalls nominiert in der Kategorie waren Gabi Krauß, Scandi Club, Bayreuth, und Carolin Schubert, Waschies GmbH, Kulmbach.

Auch Frauen würdigen, die nicht in der ersten Reihe stehen

Wichtig war den Organisatoren, dass auch die Frauen gewürdigt werden, die nicht in der ersten Reihe stehen, aber ohne die ein Unternehmen nicht so laufen würde. Gesucht wurde eine Frau, die „sozial vernetzt oder engagiert“ ist – und die „aktiv“ ist, „wenn es um Spendenprojektes geht“, sagte Moderator Möller.

Und dieser Herzenspreis ging an Birgitt Rodler von der AFW Creativ-Stickerei GmbH, Marktleugast. Vor zehn Jahren hat Rodler, gelernte Maschinenstickerin, die Meinel Fahnenfabrik mit Privatvermögen aufgekauft, um sie aus der Pleite zu retten. Mit Erfolg: Heute hat das Unternehmen, das unter anderem die Wimpel für die Deutsche Nationalmannschaft und Karnevals-Mützen bestickt, 30 Mitarbeiter. Glas-Award Sili.

Ihre Laudatorin war Sissy Thammer vom Festival junger Künstler, die die Männer „in der Höhle der Löwinnen“ begrüßte. Sie lobte Rodler, die sich mit dem Aus der Firma nicht zufrieden gegeben habe – und mit sieben Kollegen ein neues Unternehmen ins Leben rief. Inzwischen sind es 32 Mitarbeiter, viele über 50 Jahre alt.

„Sie ist der Mittelpunkt der Firma“, lobte Thammer. Wieder tosender Applaus, wieder Fluch der Karibik.Ebenfalls nominiert waren Petra Bock, Teekultur, Bayreuth, und Sabine Weyermann, Mich. Weyermann GmbH & Co. KG, Bamberg.

Alles in weiblicher Hand


In der Kategorie Unternehmerin des Jahres 2019 gewinnt Ina Richter, die Geschäftsführerin der Suprima GmbH in Bad Berneck. Die 53-Jährige ist nach ihrer Großmutter und ihrer Mutter die dritte Frau an der Firmenspitze, führt das Unternehmen seit sieben Jahren, hat seit 1989 im Familienbetrieb mitgearbeitet. Suprima stellt textile Pflegehilfsmittel, wie zum Beispiel Spezialkleidung und Produkte für Inkontinenz- und Demenzpatienten her, unter anderem sind auch Hüftprotektor-Systeme, Ess-Schürzen oder Schutzhandschuhe im Sortiment.

Laudator Manfred Nüssel, Ehrenpräsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, sagte: Mehr als 80 Jahre sorge Richter dafür, dass es den Menschen gut geht. Tradition nehme einen ebenso hohen Stellenwert wie Innovation aus, sagte Nüssel. „Und alles geführt von weiblicher Hand.“ Nominiert waren auch Hyazintha Fuchs, Harald Fuchs Bäckerei-Konditorei, Bamberg, und Tatiana Hartl, Lindenmühle, Bad Berneck.

Autor

Bilder