Am 1. August beginnt der Trageversuch bei der bayerischen Polizei – Bayreuther in Projektgruppe Uniform: Blau statt Grün

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Polizisten in allen Bundesländern tragen Blau. Die Hamburger waren die ersten, die Saarländer im vergangenen Jahr die letzten, die die grünlichen Hosen und die senfgelben Hemden für immer abgelegt haben. Im August startet in Bayern der Trageversuch. Leichte Materialien statt Baumwolle, Gore-tex statt Leder. Der Bayreuther Polizist Jürgen Köhnlein sitzt für die Gewerkschaft der Polizei in der Projektgruppe Neue Uniform – und er sehnt den Wechsel von Grün auf Blau herbei.

 
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Wie in vielen anderen Bereichen auch gebe es beim Thema neue Uniform „massive Befürworter und im gleichen Maße natürlich auch Gegner einer Umstellung. Ich persönlich sehe das relativ neutral“, sagt Jürgen Stadter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, auf Anfrage unserer Zeitung. Stadter ist seit 26 Jahren Polizist – und seitdem trägt er die Uniform mit ihren bräunlichen Hosen, den gelben Hemden und der schwarzen Lederjacke. „Die Lederjacke, die ist ein Symbol für die Polizei“, sagt Stadter.

Dieses Symbol – und auch nur dieses – dürften die Polizisten auch behalten, wenn nach dem Trageversuch, der am 1. August beginnt, die Entscheidung fallen sollte, auf einen neuen, funktionaleren, schöneren Uniformschnitt umzustellen, sagt Jürgen Köhnlein. Der oberfränkische Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei ist einer der Verfechter der Einführung einer neuen Uniform. Und er sitzt als Gewerkschaftsvertreter in der 30-köpfigen Projektgruppe Neue Uniform, die Ende vergangenen Jahres von Innenminister Joachim Herrmann eingesetzt worden war. Am heutigen Mittwoch hatte die Gruppe wieder eine Zusammenkunft – in Straubing, wo Anton Scherl, Vizepräsident der niederbayerischen Polizei und Chef der Projektgruppe, seinen Sitz hat. „Wir haben wieder und wieder eine neue Uniform gefordert. Unsere Uniform ist über 30 Jahre alt. Die ist auf einem Stand, mit dem sie mit den anderen nicht mithalten kann“, sagt Köhnlein. Nach der letzten Landtagswahl habe die Gewerkschaft der Polizei „den Druck noch einmal erhöht – und es hat geklappt. Seitdem gibt es die Projektgruppe“.

Das Ziel war klar gesteckt: „Wir wollten das Rad nicht neu erfinden, weil es genügend Länderkonzepte gibt, die gut funktionieren.“ Zu den elf verschiedenen Länderkonzepten wurden Uniformen der Polizisten aus der Schweiz, Italien und Österreich zur Auswahl gestellt. „550 Kollegen sollten eine Vorauswahl treffen. Die Entscheidung war deutlich: 80 Prozent wollten die österreichische Uniform, auf Platz zwei mit zwölf Prozent Zustimmung kam die Uniform, die die Kollegen in Baden-Württemberg tragen“, sagt Köhnlein.

„Die Funktionalität sollte im Vordergrund stehen“, sagt Polizist Jürgen Stadter. „Wobei: pflegeleicht ist die alte Uniform schon. Bei einem Fleck geht man mal kurz mit der Bürste drüber und schon ist alles wieder gut.“ Im Sommer allerdings, wenn man mit der Baumwoll-Kluft bei der Unfallaufnahme in der Sonne stehe „oder wenn wir einem hinterherrennen müssen, dann schwitzt man schon deutlich schneller als in funktioneller Kleidung. Wenn man sich die heutigen Möglichkeiten anschaut, kann man schon davon ausgeht, dass sich bei einer neuen Uniform etwas ändert“.

Das betreffe auch den Schnitt, sagt Köhnlein. „Und zwar nicht nur bei den Männer-Uniformen, sondern gerade bei den Frauen. Die hat man ja bislang in die Männer-Klamotten gesteckt. Die mussten sie sich entweder umschneidern lassen oder es sah halt unmöglich aus.“ Wenn Polizisten Mode-Experten werden, klingt das so: „Speziell der niedrige Bund bei den österreichischen Uniformen hat für unsere Kolleginnen den Ausschlag für die Variante gegeben“, sagt Köhnlein. Die Hosen seien „nicht nur bequem, sondern haben als Cargo-Hose auch einen interessanten Schnitt. Der Streifen an der Seite sorgt für einen Wiedererkennungswert. Und chic ist sie“.

An jeder Dienststelle wird laut Köhnlein ab dem 1. August „mindestens ein Kollege die neue Uniform probetragen. In Bayreuth haben wir sogar einen Dienststellenleiter gewinnen können, die neue Uniform zu tragen. In Blau, das wird sicher erst einmal eine Umgewöhnung werden“. Was dem Gewerkschafter aufstößt: „Der Minister hat die Farbfrage nicht festgelegt. Erst nach April 2015 soll klar sein, ob auch die bayerischen Polizei Blau trägt. Unsere Forderung: Diese Frage soll im September, nach vier Wochen Probetragen, geklärt werden.“ Außerdem sei es wichtig, mit der Einführung der neuen Uniform, die Ende 2016, spätestens Anfang 2017 kommen soll, ein Logistikzentrum in Bayern einzurichten, das sich um die Ausstattung der bayerischen Polizisten kümmert.

Wenn die bayerische Polizei tatsächlich als letzte Landespolizei in Deutschland die Farbe wechselt, dann sei allerdings das doppelte Alleinstellungsmerkmal vorbei, wie Stadter mit einem Schmunzeln anmerkt. Weil bislang habe die bayerische Polizei ja nicht nur durch die Leistung, sondern auch durch die Farbe hervorgestochen.

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