Plakatausstellung Frieder Grindler: Wie ein Geschenk des Himmels

Mit Othello auf Augenhöhe: Der Designer Friedler Grindler in der Ausstellungshalle im Rathaus vor einem seiner Theaterplakate. Foto: Roman Kocholl

Frieder Grindler liebt das klare Wort. Was macht ein Plakatkünstler im Digitalzeitalter? Seine Antwort: Plakate. Viele seiner Arbeiten sind jetzt im Rathaus Bayreuth zu sehen.

 
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Durch die Digitalisierung hat sich auch in seiner Branche viel verändert. Früher seien die Hand- und die Kopfarbeit parallel zusammengegangen. Insbesondere bei den in der Dunkelkammer zu realisierenden Ideen hatte man viel mit Handarbeit zu tun. Bei der Ausführung im Digitalbereich müsse man vor allem die Software kennen.

„Die Ideenfindung ist ähnlich, die Ausführung ganz anders“, sagt Frieder Grindler in der Ausstellungshalle im Rathaus Bayreuth, in der noch bis 28. August eine Auswahl an Plakaten des Stuttgarter Designers zu sehen ist.

„Ganz großes Theater“ ist die Schau überschrieben, eine Wortwahl, mit der man über den Sommer vermutlich auch Festspielbesucher ins Rathaus locken will. Der Theaterbezug tritt dabei offen zutage, schließlich gestaltete Grindler Plakate unter anderem für das Tübinger Zimmertheater oder die Staatstheater in Darmstadt, Stuttgart und Karlsruhe.

Wäre heute undenkbar

„Die Plakate gehören zum Spannendsten, was die Plakatkunst in den letzten Jahren hervorgebracht hat“, sagt Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger zur Eröffnung der Ausstellung. Wobei – vermutlich hätte Frieder Grindler widersprochen. Denn: „Ich habe das nie als Kunst gesehen, sondern als Plakate machen“, sagt der Designer im Gespräch mit dem Kurier.

Sein erstes Plakat entwarf er als 25-Jähriger fürs Tübinger Zimmertheater. Der Zeitgeist war ein anderer als heute. Ein Plakat zeigt eine Fischgräte. Zwei Tuben Fischpaste habe er damals in den Siebdruck mit reingedrückt. „Bei der Premiere hat das ganze Theater nach Fisch gestunken“, erinnert er sich an die bewegten Zeiten in der traditionsreichen Universitätsstadt. „Wir haben uns alles erlaubt, das wäre heute undenkbar.“ Und so kann man für das Bayreuther Rathaus Entwarnung geben. Der Fischgeruch wurde hier nicht ausgepackt.

Ein Lebenswerk

Das ist auch eine gute Nachricht fürs Bayreuther Kunstmuseum, zu dessen Bestand die Plakate nun zählen. Den Grundstein für die Plakatsammlung legte Franz-Joachim Schultz, der einst das sogenannte Kleine Plakatmuseum führte. 2012 schenkte er der Stadt Bayreuth rund 20.000 Plakate. Ein Lebenswerk.

Jetzt sind noch einmal weitere 200 Plakate aus der Hand von Frieder Grindler dazugekommen. Das sei „wie ein Geschenk des Himmels“, frohlockte Museumsleiterin Marina von Assel bei der Vernissage.

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