Pfarrer-Ehepaar sagt Stadtkirche ade

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Sie übernehmen eine Pfarrstelle in Augsburg: Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam und ihr Mann Martin Kleineidam wechseln nach 15 Jahren an der Stadtkirche. Foto: Eric Waha Foto: red

Irgendwann muss einmal Schluss sein. Das sagen Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam und Martin Kleineidam, Pfarrer in der Bayreuther Stadtkirche, selbst. Am Sonntagnachmittag um 15 Uhr wird das Pfarrers-Ehepaar mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche verabschiedet. Die Familie wird nach Augsburg wechseln. Mit einem großen Koffer voller schöner Erinnerungen im Umzugswagen.

 
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Zehn bis zwölf Jahre sollten Pfarrer eigentlich im Normalfall auf einer Stelle bleiben. "Nach zehn Jahren gibt es beim Dekan ein Gespräch, dann sollte man eigentlich wechseln", sagt Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam (49). Das Ehepaar, das sich die dritte Pfarrstelle in der Stadtkirche geteilt hat, hat dennoch Aufschub bekommen: Weil Stadtkirchen-Pfarrer Hans-Helmut Bayer in Ruhestand gegangen war, weil die Stadtkirchensanierung noch komplett zu Ende gebracht werden musste, weil Martin Kleineidam eng in den Auftritt der Kirchen bei den Wegen der Besinnung auf der Landesgartenschau eingebunden war. "Wir hätten den Dekan alleine hier zurückgelassen, wenn wir gewechselt hätten", sagt Kapp-Kleineidam.

Wechsel innerhalb von Bayreuth: War ausgeschlossen

"Die Zeit in Oberfranken ist vorbei", sagt Martin Kleineidam (51). Die beiden wollten es vermeiden, innerhalb Bayreuths zu wechseln. "Ich hänge sehr stark an der Kantorei, dann wäre ich immer mit dem halben Herzen hier", sagt der Pfarrer, dem wie seiner Frau viel an der Kirchenmusik liegt. Er spielt Fagott und singt, sie spielt Oboe und singt. Das werden sie auch am Sonntag in ihrem Abschiedsgottesdienst noch einmal tun. Mit der Bewerbung nach Augsburg rücke die Familie wieder näher speziell an die Eltern von Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam heran, die in Tübingen wohnen. Auch der Weg zu Martin Kleineidams Eltern in Erlangen werde durch den Wechsel nach Augsburg nicht wesentlich weiter.

Möglichkeit, sich einzubringen

Zu viert sind die Kleineidams mit ihren Kindern Paul und Leila im Mai 2002 nach Bayreuth gekommen, zwei Jahre später kamen die Zwillinge hier zur Welt. "Unser Sohn Paul hatte das Glück - anders als viele Pfarrerskinder -, während der Schulzeit nicht umziehen zu müssen. Er hat gerade sein Abitur am RWG gemacht", sagt Kapp-Kleineidam. Obwohl die beiden Pfarrer über Jahre Pfarrer ohne Kirche waren, nehmen sie "viel Schönes mit", sagt Kapp-Kleineidam. "Ich bin total dankbar für die Zeit hier. Ich konnte nicht nur die halbe Pfarrstelle mit den vier Kindern verbinden. Es blieb auch Zeit für Hobbies und dafür, mich einzubringen. Zum Beispiel bei den Grünen in die Politik - im Rahmen des Möglichen." Im Januar 2014 hatte Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam ihre Kandidatur für die Grünen im Stadtrat zurückziehen müssen. Weil das Landeskirchenamt es von ihr gefordert hatte.

Stadtkirchen-Sanierung war ein Kraftakt

Dass die Stadtkirche vier Jahre nach ihrem Amtsantritt über Nacht gesperrt und dann acht Jahre lang saniert werden musste, war ein Schock für die beiden Pfarrer: "Wir waren gerade dabei, den Aufbau der Gemeinde zu starten, plötzlich fallen die Steine von der Decke", sagt Kleineidam. "Das war nicht leicht." Nicht leicht für die Pfarrer, nicht leicht für die Gemeinde. "Es fehlte der festliche Rahmen." Für Gottesdienste, für Konfirmationen, für Hochzeiten, für die Kirchenkonzerte, für die die Stadtkirche berühmt ist. Obwohl die Spitalkirche zur Verfügung stand, "worüber wir sehr froh waren", wie Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam sagt, sei die Freude "umso größer gewesen, als wir die Stadtkirche wieder einweihen konnten".

Raum für Kreativität

Die Jahre in Bayreuth nehme sie auch als Zeit mit, in der sie nicht nur seelsorgerlich aktiv, sondern auch kreativ sein konnten. "Einer unserer Schwerpunkte war die Kinder- und Jugendarbeit - und hier gerade die Esel-Stups-Gottesdienste, die wir vier bis fünf Mal im Jahr gemacht haben", sagt Kapp-Kleineidam.

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