Peggy: Spur nach Lichtenberg?

Von
Foto: dpa Foto: red

Führen die Spuren im Fall Peggy nach Lichtenberg? Wie die Leiche des 2001 verschwundenen Mädchens im Wald verscharrt wurde und der Fundort nahe Lichtenberg sprechen dafür. Die Ermittler sind eher vorsichtig. Auch zwei Profiler haben sich Peggys Grab angeschaut.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Besonderheiten des Leichenfundorts und die Auffindesituation der am 7. Mai 2001 verschwundenen Peggy aus Lichtenberg lassen konkrete Rückschlüsse auf den Täter zu. Das meldete das Nachrichtenmagazin Focus mit Berufung auf einen Ermittler. Die Spur führe demnach wahrscheinlich nach Lichtenberg, dem Wohnort der damals Neunjährigen. Die Polizei bestätigte dies nicht.

"Es kann so sein, es kann aber auch nicht so sein"

Im Gegenteil. Dominik Salosnik, Sprecher der Polizei Oberfranken, sagte, es sei falsch, aus der räumlichen Nähe diese Schlüsse zu ziehen. Man ermittle in alle Richtungen. „Es kann so sein, es kann aber auch nicht so sein.“ Auch der Leitende Oberstaatsanwalt aus Bayreuth, Herbert Potzel, sieht in der bloßen Auffindesituation „neue Ermittlungsansätze“, aber „keine konkreten Rückschlüsse auf den Täter.“ Auch er sagt: „Es kann so sein, aber auch nicht.“ Wie genau die Leiche vorgefunden worden ist, dazu schweigt Potzel derzeit noch. Aber „Grabungen haben stattgefunden.“

"Keiner von uns würde so etwas sagen"

Das Mädchen ist nach ersten Erkenntnissen der Ermittler nicht vergraben, so der Focus, sondern in eine Mulde gelegt und nur oberflächlich mit Zweigen abgedeckt worden. „Der Täter wollte sich seines Opfers schnellstmöglich entledigen“, sagte ein Fahnder dem Focus. Der mutmaßliche Mörder müsse hektisch und unter enormem Zeitdruck gehandelt haben. Ein Ermittler zum Kurier: „Keiner von uns würde so etwas sagen.“ Das wäre „Täterwissen“.

Die Gegend ist bei Liebespaaren bekannt

Der Waldweg, der zum Ablageort der Leiche führt, ist abgelegen, aber gut befahrbar. Es gibt eine Wendemöglichkeit für Autos. Die Gegend ist bei Liebespaaren bekannt. Sie ist auch bei Pilzsammlern der ganzen Region bekannt. Der Wald ist dicht, überhaupt nicht einsehbar von der wenig befahrenen Straße. Von dem Waldweg selbst führen immer wieder kleine Wege ins Dickicht ab. Die Leiche lag nur etwa 150 bis 200 Meter von der Straße entfernt.

Das Waldstück an der ehemaligen Grenze zur DDR war vor 15 Jahren als Versteck sogar noch viel geeigneter. Es gehört zum Forstamt Schleiz. Ein Förster bestätigt: Vor etwa 20 Jahren wurden dort hauptsächlich Nadelbäume gepflanzt; zwei Stück etwa alle anderthalb Meter. Als Peggys Leiche vergraben wurde, waren diese etwa drei Meter hoch, „wie große Tannenbäume“, ein „dichtes Grün“. Von außen habe dies „wie eine Hecke gewirkt“, ein perfekter Sichtschutz. Allerdings muss der, der Peggy vergraben wollte, schnell gemerkt haben, dass er nicht tiefer als maximal 40 Zentimeter kommt. In dem „Geröllboden aus Tonschiefer“ kommt dann eine undurchdringliche Gesteinsschicht. Sehr tief konnte die Leiche also nicht liegen.

25.000 Euro für "Hinweise, die zur Aufklärung" führen

Der 43-jährige Pilzsammler, der dort die sterblichen Überreste gefunden hat, schweigt. Seine Mutter lässt ausrichten, er werde nichts sagen. Auch nicht für Geld. Davon dürfte er allerdings bald mehr bekommen. Für „Hinweise, die zur Aufklärung“ des Falles Peggy führen, sind seit mehr als zehn Jahren etwa 25.000 Euro ausgesetzt, bestätigt Jürgen Stadter von der Polizei Oberfranken.

Die Suchaktion auf den Wegen, die von der Fundstelle nach Lichtenberg führen, ist am Freitag nach fast einer Woche beendet worden. Außer Alltagsmüll haben die Beamten, so ein Sprecher, keine Spuren gefunden.

Profiler sind eingebunden

Wie schon 2002 sind auch jetzt Profiler der Operativen Fallanalyse (OFA) vom Landeskriminalamt in München in die Ermittlungen der 30 Mann starken Sonderkommission „Soko Peggy“ eingebunden. Alexander Horn und Markus Hoga schauten sich den Fundort an. „Sie unterstützen und beraten uns“, bestätigt ein Polizeisprecher

"Wir haben ein falsches Bild von solchen Tätern"

Horn hatte 2002 den Tatablauf so skizziert: Peggy sei missbraucht worden, die Situation sei eskaliert, dann habe der Täter sie ermordet, um sie zum Schweigen zu bringen. Einer der bekanntesten Fälle von Horn, bei deren Lösung er half, war der Maskenmann.

Im März 1992 hatte Martin N., später „der Maskenmann“ genannt, seine ersten Taten begangen. In norddeutschen Kinder- und Schullandheimen versuchte er, Jungen zu missbrauchen. Er entführte einen 13-Jährigen aus einem Internat, verging sich an ihm und ermordete ihn. Über die Jahre hinweg wurden N. über 40 Sexualdelikte zugeschrieben, es kam zu mindestens drei Morden. Als er 2011 festgenommen wurde, reichte ihm Alexander Horn am zweiten Vernehmungstag die Hand. N. ergriff sie und gestand: „Ja, ich bin der Maskenmann.“ Er lehnte sich an die Schulter des Ermittlers und weinte. Von einer „Bestie“, einem „Monster“ war in diesen Momenten nichts zu sehen. Horns These, die er auch in seinem Buch vertritt: „Wir haben ein falsches Bild von solchen Tätern.“

 

Autor

Bilder