Parteisoldat soll Kulmbacher Ehre retten

Von Andrea Pauly und
Thomas Bauske, SPD, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein Bayreuther soll die SPD in Kulmbach, Lichtenfels und im Landkreis Bamberg im Bundestagswahlkampf vertreten: Thomas Bauske. Große Chancen räumt ihm aber nicht mal seine eigene Partei ein.

 
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Am Samstag entscheiden die Delegierten in Neudrossenfeld, ob der Fraktionschef der Sozialdemokraten im Bayreuther Stadtrat ihr Bundestagskandidat wird.

Das sagen die Bayreuther:

Klare Worte findet  der SPD-Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein. „Thomas Bauske ist in dieser Wahl ein Parteisoldat. Er hat die Einstellung, dass es seine Pflicht ist, Flagge zu zeigen.“ Dabei sei klar, dass die Chancen auf einen Sitz im Bundestag „nicht überragend“ seien. Das Direktmandat zu holen – also Emmi Zeulner zu überholen – werde schwierig. Und auch über die Bayern-Liste in den Bundestag zu gelangen, „wird mit dem Listenplatz nicht einfach. Es sei denn, es gibt ein überragendes Ergebnis für die SPD.“

Er halte es für schlecht, wenn die SPD in einem Kreis wie Kulmbach keinen Kandidaten aufstelle. Selbst wenn er auf der Bayern-Liste nicht die großen Chancen hat in den Bundestag zu kommen, ist es wichtig, dem Wähler eine Alternative anzubieten. „Es ist ein schwaches Bild, wenn sich niemand bereiterklärt.“ Bauske habe mit seiner Zusage deshalb richtig gehandelt. „Das war ja fast ein Notfall in Kulmbach.“ Der Bayreuther Fraktionschef helfe  in einer schwierigen Situation aus. „Ich glaube, dass die Kulmbacher froh sind, dass sie jetzt einen haben“, sagt Rabenstein. Dennoch zeigt sich Rabenstein überzeugt, dass Bauske kein „Verlegenheitskandidat“ sein werde. „Der wird sich reinhängen.“

„Ich halte es für eine gute Idee, egal was dabei rauskommt“, sagt Anette Kramme. Die SPD-Bundestagsabgeordnete  für den Wahlkreis Stadt und Landkreis Bayreuth und Teile des Landkreises Forchheim sagt: Die Kandidatur Bauskes im Nachbarwahlkreis werde Bayreuth nicht schaden. „Er würde viel lernen, was uns hier helfen wird“, sagt sie. Die Regionen könnten enger zusammenwachsen. „Es ist gut, Kontakte tief in den Kulmbacher Raum hinein zu haben.“ Außerdem werde er von Inge Aures lernen, professionell Wahlkampf zu machen.  „Da ist sie kreativ, ein richtiges Schlachtross. Da kann sich jeder was abschauen.“  Das helfe für den Wahlkampf in Bayreuth.

Das sagen die Kulmbacher:

Dass sich mit Thomas Bauske ein Bayreuther am Samstag in Neudrossenfeld als SPD-Bundestagskandidat vorstellen wird, hat auch langjährige Mitglieder der Kulmbacher SPD überrascht. Zu den Hintergründen halten sich die meisten bedeckt und verweisen an Kreisvorsitzende Inge Aures. Sie war jedoch am Freitag für eine Stellungnahme vom Kurier nicht zu erreichen.

Unterbezirksvorsitzender Simon Moritz sagte am Freitag auf Anfrage: „Der Entscheidungsprozess hat bei uns relativ lange gedauert.“ Als Ende Oktober der Bezirksparteitag in Weißenstadt gewesen sei, habe die Kulmbacher SPD noch keinen Kandidaten benannt. Drei Bewerbungen seien eingegangen, davon eine aus dem Raum Lichtenfels. „Eine offizielle Kandidatur aus dem Kreisverband Kulmbach hatten wir nicht.“

Moritz war 2013 selbst SPD-Bundestagskandidat (Listenplatz 31) und bekam 22,8 Prozent der Erststimmen. Doch aus beruflichen und privaten Gründen wolle er diesmal nicht kandidieren. Der 32-Jährige ist amtierender SPD-Kreisrat und Stadtrat und war bei der vorigen Bundestagswahl der Viertplatzierte von fünf oberfränkischen Kandidaten. Entscheidend ist jedoch die Landesliste, über die am 10. Dezember in Nürnberg entschieden wird. Traditionell erhalten die Mandatsinhaber die aussichtsreichsten Plätze; Anette Kramme stand 2013 zum Beispiel auf Platz zwei. Moritz ist froh, dass sich Bauske bereiterklärt hat: „Das ist keine Selbstverständlichkeit und er ist mit Sicherheit ein vorzeigbarer Kandidat.“ Die Landesliste orientiere sich an den Bezirksempfehlungen und den amtierenden Abgeordneten. „Ein Neuling dürfte es wohl eher schwer haben, einen abgesicherten Listenplatz zu bekommen.“

Das ist der Wahlkreis 240:

Der Bundestagswahlkreis 240 ist seit 1950 fest in CSU-Hand. Lediglich die Sozialdemokraten Günter Verheugen und Philip Rosenthal schafften in der Vergangenheit den Sprung in den Bundestag.  Zuletzt gewann Emmi Zeulner aus Lichtenfels das Direktmandat, die 2017 wieder antritt. Sie erhielt im Wahljahr 2013 von den Wählern 56,9 Prozent der Erststimmen. Ihre Vorgänger waren unter anderem Karl-Theodor zu Guttenberg (2002-2011/Rücktritt wegen Plagiatsaffäre), Bernd Protzner (1990-2002) und Lorenz Niegel (1969-1990). Zum Stimmkreis zählen die Landkreise Kulmbach und Lichtenfels sowie Teile des Landkreises Bamberg. Der Wahlkreis wird von SPD-Seite derzeit von Anette Kramme (Bayreuth) und Andreas Schwarz  (Bamberg) betreut. Zur SPD-Landesgruppe Bayern in Berlin gehören 22 Männer und Frauen.

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