Parteifreund steckt der Gemeinde, dass Stephan Müller (FWG) nicht bei ihm wohnt Fichtelberg: Wohnort des Spitzenkandidaten unklar

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Stephan Müller, Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler Fichtelberg, tritt auch als Gemeinderatskandidat zur Wahl an. Mit einem umstrittenen Zweitwohnsitz. Foto: Wittek Foto: red

Die Schwüre des Friedens haben nicht lange gehalten in Fichtelberg. Kurz vor der Wahl zerlegt sich die Freie Wählergemeinschaft (FWG) selbst: Die Spitzenkandidatur Stephan Müllers als Gemeinderat ist in Gefahr. Grund ist ein möglicher Fehler bei seinem Zweitwohnsitz. Gemeldet hat das ein Parteifreund. Für die Kandidatur als Bürgermeister hat dies aber keine Folgen. Aber schon jetzt steht fest: Die Gemeinderatswahl in Fichtelberg kann angezweifelt werden.

 
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Stephan Müller wohnt in Mehlmeisel. Um auf der Gemeinderatsliste stehen zu dürfen, hat er seinen Zweitwohnsitz in Fichtelberg angemeldet, ein übliches Vorgehen. Unterschlupf fand er bei seinem Parteifreund Franz Leichtl. Ausgerechnet der hat jetzt die Gemeinde informiert, dass Müller gar nicht bei ihm wohne. Die Gemeinde teilte dies pflichtgemäß das Landratsamt mit. „Sie konnte nicht anders", sagt Gernot Geyer, der Leiter des Wahlamtes.

Für den Zweitwohnsitz reiche es nicht, einfach nur gemeldet zu sein, sagt Geyer. Auch nicht, die Müllgebühren zu bezahlen, wie Müller es getan hat. Man müsse schon Zeit dort verbringen. Müller sieht das anders: Es reiche allein die „Zugriffsmöglichkeit" auf eine Zweitwohnung. „Nachbarn oder Fichtelberger" haben sich laut Geyer gemeldet, weil in der Wohnung, die Parteifreund Leichtl dem Parteifreund und Spitzenkandidaten Müller zur Verfügung gestellt hatte, „nie ein Licht brennt".

„Der Müller war nie da"

Leichtl betont, er habe nichts gewusst von Müllers Zweitwohnsitz bei ihm im Haus. Er sei auf die Gemeinde bestellt worden, nachdem Fichtelberger nie Licht in der angeblichen Zweitwohnung Müllers gesehen hätten. Und da habe er die Wahrheit gesagt: „Der Müller war nie da." Müller habe keinen Vertrag, keinen Schlüssel, nichts. „Ich bin immer den geraden Weg gegangen", sagt Leichtl und betont, dass es ihm „sehr leid" tue. Tatsächlich war Müllers Lebensgefährtin bei ihm im vergangenen Jahr in der Wohnung wegen einer privaten Angelegenheit gemeldet. Aber auch sie war nie dort, was allerdings niemand angezeigt hat. Von Müllers „Anmeldung" habe er, Leichtl, keine Ahnung gehabt. Er verstehe nicht, dass er jetzt „angefeindet" werde. Er verstehe aber auch nicht, was die Fichtelberger „alles beobachten".

Rudolf Elvers, der Vorsitzende der FWG ist wütend. „Es geht genauso weiter wie bisher", sagt er. Jemand habe so lange gesucht, bis er etwas gefunden habe. „Die haben uns angesägt." Das könne auch dem Bürgermeister-Kandidaten Müller schaden. Aber der liege „gut im Rennen". Sowohl Elvers als auch sein Parteikollege Gert Roderer bestätigen allerdings, dass Leichtl im Dezember selbst vorgeschlagen habe, Müller bei sich „wohnen" zu lassen, damit er als Gemeinderatskandidat antreten könne.

„Mein Vertrauen wurde missbraucht", sagt Müller, der sich als Opfer einer Intrige sieht. Tatsächlich erreichte schon vor einiger Zeit eine Email mit einem nicht verifizierbaren Namen die Redaktion des Kuriers, die damals darauf hinwies, Müller sei nicht gemeldet. Was allerdings nicht stimmt. Denn er war auf dem Einwohnermeldeamt gemeldet. Er hielt sich nur nie in der Wohnung auf.

Anfechtungsgrund

„Müller liefert einen Wahlanfechtungsgrund", sagt Geyer vom Landratsamt. Als Anwalt hätte er wissen müssen, was notwendig sei für eine Zweitwohnung. Müller verweist auf die handschriftliche Abrechnung für Müllgebühren über 92,40 Euro von Anfang Februar. Dem Kurier liegt das Dokument vor. Zudem sei das Meldegesetz nicht eindeutig, was die Nutzung der Zweitwohnung angehe, sagt Müller. Und außerdem sei er „nicht nur Anwalt, sondern auch Mensch". Müller sieht gute Chancen, sich gerichtlich gegen einen möglichen Rauswurf aus der Gemeinderatsliste zu wehren.

Auch seine Lebensgefährtin Stefanie Mader, die weiter hinten auf der FWG-Liste rangiert, ist von einem Rauswurf bedroht. Als Gemeinderäte aber können beide trotzdem gewählt werden, Müller und Mader. Was mit den Stimmen der beiden Kandidaten nach der Wahl passiert, steht noch nicht fest. Das müsse geprüft werden, sagt Geyer. Das entscheidet der Wahlausschuss. Auch eine eventuelle Klage müsse abgewartet werden. Und die wird kommen: Die Freien Wähler werden klagen, bestätigt Gert Roderer. Und Müller hat einen neuen Zweitwohnsitz gefunden: Bei einem anderen Parteifreund.

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