Orgelbausatz Die Prinzessin der Instrumente

Auch Arvid und Ilian Zdralek halfen mit, die kleine Pfeifenorgel zusammenzubauen. Sie bietet knapp zwei Oktaven mit zwei Registern. Foto: Roman Kocholl

Eine Königin kann Respekt einflößen. Aber auch für ein sich abgrenzendes Verhalten sorgen. Das Gegenteil davon möchten die Evangelisch-Lutherische Kirche und deren Musiker für das Instrument erreichen, das gerne als die Königin unter den Instrumenten bezeichnet wird. In der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth wurde am Freitag eine kleine Bausatzorgel präsentiert, die Barrieren erst gar nicht erst entstehen lassen soll und die bereits Kindergartenkinder für das Instrument begeistert will.

 
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Was für viele andere Gebiete in den Bereichen Kultur und Sport gilt, stellt auch für die Kirchenmusik ein Problem dar: Es gibt zu wenig Nachwuchsorganisten. Traditionell waren die Hürden hoch, bevor Musikinteressierte an das altehrwürdige Instrument herangeführt wurden. Diesbezüglich hat längst ein Umdenken eingesetzt. Mit dem Bausatz, der am Freitagvormittag in der Hochschule zusammengebastelt wurde, will man gewissermaßen einen barrierefreien Zugang für Jung und Alt zu dem Instrument ermöglichen. In gut einer Stunde lassen sich die Teile zusammensetzen. Und schon verfügt man, zwar nicht über eine Königin, aber doch zumindest eine kleine Prinzessin der Instrumente, die auf jedem Wohnungstisch Platz findet.

„Man hat in relativ kurzer Zeit ein spielfähiges Instrument vor sich“, sagte Wolfgang Döberlein, der Rektor der Hochschule, bei der Präsentation.

Von innen verstehen

Regionalbischöfin Dorothea Greiner verwies darauf, dass die Orgel seit drei Jahrhunderten die Gottesdienste bereichert. „Und wir wollen, dass dies auch weitere Jahrhunderte der Fall ist, zumal in Deutschland die größte Dichte an Pfeifenorgeln weltweit besteht. Die sollen auch bespielt werden.“ Darum habe man mehrere Initiativen gestartet. Bei der ersten Kampagne „Mach Kirchenmusik“ ging es darum, Klavierspieler für die Orgel zu werben. Landeskirche, Kirchenmusikverband, die evangelische Hochschule für Kirchenmusik und die Förderstiftung der Hochschule haben sich dafür zusammengetan. Bei der Initiative mit dem Orgelbausatz geht es auch darum, das Instrument von innen zu verstehen. „Nur was wir kennen, können wir lieben“, sagte Dorothea Greiner.

Hinter die Kulissen blicken

Kirchenrat Wolfgang Böhm sagte, dass man für das Musizieren in den Kirchen werben müsse, im Ehren- Neben- und Hauptamt. Der Orgelbausatz biete eine niederschwellige Möglichkeit für kleine und große Leute, mit dem Instrument in Berührung zu kommen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Kirchenmusikdirektor Klaus Bormann erklärte, dass das kleine Instrument über alles verfüge, was eine voll funktions- und spielfähige Pfeifenorgel ausmacht: Tasten, Windladen, Traktur, Balg. Letzterer muss von einem Mitspieler betätigt werden. Hierfür sind Fingerspitzengefühl und Muskelkraft nötig, damit der Königin der Instrumente nicht die Luft wegbleibt.

Die kleine Orgel kann auch ausgeliehen werden, etwa für Kindergärten oder Seniorenkreise.

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