Neustart im Wunderland

Von Andrea Pauly

Die Westernstadt ist im Moment noch ausgestorben. Unkraut wuchert, das Holz ist morsch, Figuren fehlen. Doch schon in drei Wochen soll Leben in die Geisterstadt zurückkehren. 

 
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Die neue Betreiberin des Wunderlands in Plech fackelt nicht lange: Obwohl der größte Teil des stillgelegten Vergnügungsparks noch sanierungsbedürftig ist, sollen die ersten Veranstaltungen schon im September stattfinden. Drei Wochen Zeit hat Birgit Hübner, um die Westernstadt dafür vorzubereiten. Doch im Wunderland ist viel zerstört.

Mindestens ein Jahr zur Wiedereröffnung

Für einen zweistelligen Millionenbetrag will Immobilienmaklerin Birgit Hübner das Fränkische Wunderland sanieren und zu großen Teilen erneuern. Seit Kurzem ist sie nach eigenen Angaben die offizielle Betreiberin, die Kaufverträge seien in Vorbereitung. Ein Jahr hat es gedauert, bis aus ihrem Plan, den Park zu kaufen, Realität wurde. Mindestens ein weiteres Jahr wird sie brauchen, bis das Wunderland so wiederhergestellt ist, wie sie es sich wünscht.

Die Natur holt sich den Park zurück

Denn der Park hat unter der langen Ruhephase gelitten: "Die Natur holt sich viel zurück", sagt Birgit Hübner und blickt auf Unkraut und wuchernde Büsche, die sich überall im Park ausgebreitet haben. Außerdem haben sich ungebetene Gäste den stillgelegten Vergnügungspark zu eigen gemacht: Immer wieder sind Leute eingebrochen, haben Bauzäune umgerissen und Scheiben zerschlagen. Sie haben Figuren die Köpfe abgeschlagen und Felle zerrissen.

 

 

Sarg und Skelette geklaut

Andere Ausstellungsstücke vom Schneewittchensarg bis zum Skelett sind geklaut worden. Die Einbrecher haben die Toiletten benutzt - ohne fließendes Wasser. Auch die Witterung hat dem Park geschadet: "Ein großer Teil der Gebäude ist aus Holz. Wenn das nicht gepflegt, genutzt und beheizt wird, leidet es", sagt Birgit Hübner. Deshalb sind viele Gebäude reparaturbedürftig, mehrere Vorbauten sind reif für den Abriss. Der Saloon muss nicht nur saniert werden, sondern soll auch ein zweites Stockwerk bekommen. "Das ist in drei Wochen nicht zu machen."

Live-Musik, Aztekentanz und Licht

Die Investorin lässt sich davon aber nicht abhalten: Derzeit arbeitet sie daran, dass die Westernstadt rechtzeitig zu den ersten Veranstaltungen wieder als Kulisse nutzbar ist.  "Erstmal findet alles draußen statt", sagt Birgit Hübner. Die Shows mit Live-Musik, Aztekentanz, viel Dekoration und Licht sollen die Erinnerungen an die alten Zeiten im Wunderland wecken.

Der größte Teil bleibt gesperrt

Wenn im September die Westernshows starten, muss  der größte Teil des Wunderlands jedoch abgesperrt bleiben, vor allem aus Sicherheitsgründen: "Was drei Jahre lang stillgelegt war, lässt sich nicht in drei Wochen herrichten", sagt die neue Betreiberin. Bis Weihnachten soll auch der Märchenwald wieder zugänglich sein.

Vom Erfolg hängt die weitere Finanzierung ab

Anders als früher soll das Fränkische Wunderland kein Freizeitpark im klassischen Sinne werden, der von April bis Oktober geöffnet ist, sondern vor allem ein großes Veranstaltungsgelände für Shows und Festivals. "Dafür müssen die Leute aber auch wieder kommen", sagt sie. "Ich hoffe wirklich, dass hier wieder Leben reinkommt." Denn davon hänge auch die Finanzierung der weiteren Sanierung ab.

Was bisher geschah:

1973: Der Bau des Freizeitparks beginnt.

1976: Ernst Schuster eröffnet den ersten Bauabschnitt, das „Märchenland“.

1977: Die Westernstadt „Kansas-City“ wird fertig - sie war seither das Zentrum des Wunderlands. Vor allem in den 1980er und 90er Jahren wuchs der Park um weitere Fahrgeschäfte und Shows hinzu. Unter anderem zeigten Indianer dort Tänze und Rituale.

1992: Einer der Höhepunkte in der Geschichte des Wunderlandes war der Besuch des „King of Pop“ Michael Jackson, der im Rahmen seiner „Dangerous“-Tour in Pflaum’s Post-Hotel in Pegnitz übernachtete.

2010 und 2012: Der Eigentümer investiert in die „Beerenschleuder“ und die „Watershots“.

2013: Der Park schließt. Schuster hatte angekündigt, den Park renovieren zu wollen. Dazu ist es aber nicht gekommen - stattdessen verkaufte er einen großen Teil des Inventars und die Tiere. Selbst die Mitarbeiter wussten lange nicht, ob und wann es mit dem Park weitergehen würde.

2015: Birgit Hübner kündigt an, das Fränkische Wunderland zu kaufen und zu sanieren. apa

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