Neue Show mit alten Rezepten Kulmbach: Alexander Herrmann auf Entdeckungsreise

red
Alexander Herrmann Foto: /Jens Hartmann

„Fleischbombe mit Ananas“ – mit solchen und ähnlich gewagten Rezepten beschäftigt sich der Sternekoch in seiner aktuellen Online-Show. Dabei greift er auf eine alte Kochbuchsammlung aus Kulmbach zurück. Die hält echte Katastrophen, Kuriositäten und vergessene Schätze bereit.

 
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Kulmbach - Da seine Live-Kochshow coronabedingt verschoben werden musste, hat sich Alexander Herrmann mit dem Online-Kochshow-Format „Wem schmeckt denn sowas?“ ein Alternativprogramm einfallen lassen.

Im Rahmen der vierteiligen Live-Streamingshow begibt sich der Zwei-Sterne-Koch auf kulinarische Entdeckungsreise in die Vergangenheit und macht sich in der Adalbert-Raps-Gewürzbibliothek, eine der größten Kochbuchsammlungen Deutschlands, auf die Suche nach historischen Rezepten. Die zentrale Frage dabei: „Kann man das, was vor 50 Jahren gekocht wurde, auch heute noch essen?“

Um diese Frage beantworten zu können, kocht Herrmann ausgewählte Rezept-Funde aus den 90er bis 60er Jahren in der Eventküche des Museumspädagogischen Zentrums (Mupäz) in Kulmbach erst originalgetreu nach und interpretiert diese anschließend neu. Danach werden seine Kreationen von ihm, einem wechselnden Gastverkoster und dem Bibliothekar verkostet.

„Ich habe in der Adalbert-Raps-Gewürz-Bibliothek nach Inspirationen gesucht und mir einen Überblick über frühere Gerichte und Rezepturen verschafft. Beim Schmökern in den Büchern kam dann der zündende Gedanke, etwas aus diesen Kochbüchern zu kochen.“, sagt Herrmann.

Bereits nach der der ersten Sendung, in der sich Herrmann unter anderem an das 60er-Jahre Rezept „Fleischbombe mit Ananas“ wagte, ist klar: Von echten Katastrophen, über Kuriositäten bis hin zu vergessenen Schätzen hält die Kochbuchsammlung so ziemlich alles bereit.

Die Gewürzbibliothek ist eine Literatursammlung zum Thema Gewürze und Kulturgeschichte des Essens, die ihresgleichen sucht. Mit mehr als 12 000 Büchern und Zeitschriften bietet sie eine große Auswahl fundierter Literatur zu den Bereichen Gewürze, Nahrungsmittel, Ernährung sowie Genuss. Sie beherbergt die nahezu komplette deutschsprachige Literatur zur Gewürzgeschichte, die bis ins 17. Jahrhundert reicht, und gibt zudem einen Einblick in die Zukunft der Esskultur. Gleichzeitig gilt sie als eine der größten Kochbuchsammlung Deutschlands.

„In der Bibliothek bin ich auf sehr wertvolle Werke gestoßen, zum Beispiel solche, die vor Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sind! Damals war die Bedeutung eines Kochbuchs noch eine andere und im Gegensatz zu heute vielmehr Ernährungs- und Genusshelfer als Inspirationsquelle. Es ging darum, sich mit wenig so zu ernähren, dass es nicht nur schmeckt und satt macht, sondern auch gut für Herz und Seele ist. Die Erhaltung dieses kulturellen Erbes hat für mich eine große Bedeutung.“, sagt Herrmann.

„Wirklich begeistert haben mich allerdings die Bücher ab den 50er Jahren! Das ist sozusagen ‚lebende Geschichte‘. Zu diesen Rezepten und Gerichten hat man vielleicht noch gewisse Geschmäcker auf der Zunge, da Kochstile sich zwar verändern, aber ja immer auch ein wenig ineinandergreifen.“

Die Kochbuchsammlung gibt einen Einblick in den Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation eines Landes und dem, was man gegessen hat. „Die Darstellung dessen und die Möglichkeit sozusagen die Vergangenheit neu zu erleben und quasi zu erschmecken finde ich sehr spannend.“

Den Auftakt zur Adalbert-Raps-Gewürzbibliothek machte Prof. Wolfgang Protzner, der 1984 im Auftrag der Adalbert-Raps-Stiftung mit dem Sammeln von Gegenständen und Büchern rund um das Thema Gewürze begann.

Die schnell wachsende Zusammenstellung wurde 1997 im „Landschaftsmuseum Obermain“ veröffentlicht. Seit 2011 ist sie im Museumspädagogischen Zentrum zu sehen.

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